FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2020

Gebot. „Wir leben das Thema wirklich alle“, sagt Schröder. Für Edda Schröder spielte Nachhaltig- keit schon eine zentrale Rolle, lange bevor das Thema zum großen Trend wurde. Im Jahr 2006 machte sie sich mit Invest in Visions selbstständig, legte zwei Jahre später einen Mikrofinanz- fonds auf, der sich an institutionelle Investoren richtete. 2011 brachte sie in Deutschland den IIV Mikrofinanzfonds auf den Markt, das erste Produkt dieser Art, das auch Privatanlegern offensteht. Das Geld der Anleger fließt in ausge- wählte Finanzinstitute in den Schwellen- und Entwicklungsländern. Sie reichen das Geld als Mikrokredite an Privat- personen und Kleinstunternehmen aus, damit diese sich eine Existenz aufbauen oder ein Geschäft erweitern können. Zweifacher Ertrag Einfach war es für die Pionierin amAnfang nicht, die männerdominierte Fondsbranche und vor allem genügend Anleger davon zu überzeugen, dass ein solches Investieren mit sozialer Wirkung sinnvoll ist. Doch nichts konnte sie von ihrer Überzeugung abbringen, dass sich über Mikrofinanz eine „doppelte Rendite“ erzielen lässt: ein finanzieller Ertrag und das gute Gefühl, Menschen am anderen Ende der Welt wirklich zu helfen. Inzwischen beläuft sich das Volumen des IIVMikrofinanzfonds auf rund 735 Millionen Euro. Seinen Anlegern hat der Fonds seit der Auflage eine jährliche Rendite von 1,95 Pro- zent beschert. Invest in Visions zählt heute 19 Mitarbeiter. Bis Mitte 2020 sollen drei Spe- zialfonds aufgelegt werden, die in Bildung, Wasser und erneuerbare Energien investieren. Dabei war es keineswegs Schröders Ziel, irgendwann einmal Fonds aufzulegen und ihre eigene Firma zu gründen. „Ich habe mein Leben überhaupt nicht geplant“, sagt sie locker. Und über dem Fahr- radlenker zeigt es sich wieder, dieses warme, strahlende Lächeln, als es jetzt in den Grüne- burgpark geht. „Männer planen ja meistens, stecken sich Ziele, wann sie wo beruflich sein wollen“, findet Edda Schröder. „Aber bei mir war das nicht so“, erzählt sie. „Wenn man nicht plant, dann muss man bereit sein, das anzunehmen, was das Leben bietet“, sagt sie. Dieser Devise ist sie immer gefolgt. Auch als ihre Eltern den Vorschlag machten, sie solle nach dem Abitur doch eine Ausbildung zur Bankkauffrau absolvieren, nahm Tochter Edda ihn einfach mal an. „Aber auf meiner Liste stand das nicht“, gibt sie zu. Am Anfang von Edda Schröders Le- bensweg steht ein Bauernhof am Rande der Kleinstadt Espelkamp in Ostwest- falen. Ihre Eltern bewirtschaften den Hof als Nebenerwerb, hier – mit Tieren und mitten in der Natur – wächst Schröder auf. Nach der Schule ist sie meistens draußen unterwegs, spielt mit Freunden imWald, baut gern Baumhäuser. Sie hat eben schon immer gern angepackt. In die große weite Welt Nach dem Abitur zieht es sie zum ersten Mal „in die große weite Welt“, die damals allerdings noch nicht allzu weit entfernt liegt: Edda Schröder macht in der Nähe von Göt- tingen eine Ausbildung bei einer Volksbank. Dort lernt sie viel über Spareinlagen und Wertpapiere, doch am spannendsten findet sie schon damals das Kreditgeschäft. Eigentlich schlägt ihr Herz zu dieser Zeit jedoch schon für ein anderes Thema – für die Entwicklungshilfe. Nach der Ausbildung zur Bankkauffrau bewirbt sie sich deshalb bei einer Organisation, wird aber abgelehnt. „Mit- te der 1980er-Jahre wurden für die Entwick- lungsländer Ingenieure oder Brunnenbauer gesucht, die etwas konstruieren konnten“, berichtet sie. Dass auch Banken und Fonds in Im Gespräch: Edda Schröder erzählt, wie schwierig es war, sich mit einem Mikrofinanzfonds am Markt durchzusetzen. Foto: © Axel Gaube Mal ganz gemütlich schieben: Eigentlich fährt Edda Schröder aber lieber Rennrad und Mountainbike. Zwischendurch kurz aufwärmen: Edda Schröder besucht ab und zu das Café am Palmengarten, um Pause zu machen und in Ruhe zu lesen. In ihrer Freizeit geht sie allerdings auch sehr gern in Baumärkte, wie sie verraten hat. 154 www.fondsprofessionell.de | 1/2020 porträt I edda schröder | invest in visions

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