FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2020

und 2008 war ihr erster Fonds am Markt. Da ist es wieder, dieses warme Lächeln, das oft direkt in ein kräftiges Lachen übergeht. „So zackig, wie sich das im Nachhinein anhört, ging es natürlich nicht“, sagt sie bei einer Tasse Tee im Café am Palmengarten. Ein bisschen Aufwärmen tut nach der Radtour jetzt ganz gut. „Als klar war, dass ich Schro- ders verlassen würde, kamen natürlich Kom- mentare nach dem Motto, ich wollte ab jetzt wohl nur noch in Birkenstockschuhen und Poncho unterwegs sein“, erzählt sie. Nie aufgegeben Bis sie ihren Mikrofinanzfonds für Privatanleger auflegen konnte, war viel Lobbyarbeit nötig. Das ging erst, nach- dem 2011 das Investmentfondsgesetz ge- ändert wurde. So kurz nach der Finanz- krise schien es dann aber nahezu unmög- lich, verunsicherte Anleger davon zu überzeugen, ihr Geld ausgerechnet in Ländern wie Kambodscha zu investie- ren. Doch Edda Schröder machte weiter, getragen von der festen Überzeugung, dass das Thema „eines Tages fliegt“. Heute fliegen ihre Portfolios, Edda Schröder wird nicht mehr belächelt. Aber sie ist immer noch fast jede Woche unterwegs, um Mikrofinanzinvestments bekannter zu machen. Auch mit Kritik, gerade an den extrem hoch erscheinen- den Zinsen, die Kreditnehmer an die Mikrofinanzinstitute zahlen, ist sie im- mer wieder konfrontiert (siehe auch FONDS professionell 3/2018, Seite 148). „Dann muss man eben erklären, dass es sich um sehr kurz laufende Be- triebsmittelkredite handelt und in vielen Entwicklungsländern ein ganz anderes Zinsniveau herrscht“, sagt sie gelassen. Vorträge, Kreditanalysen, Investment- entscheidungen, an denen sie immer beteiligt ist, und Managementaufgaben, ohne die es bei einem 19-köpfigen Team nicht mehr geht: Wie oft ist die leiden- schaftliche Mikrofinanzinvestorin heute noch in der großen weiten Welt unter- wegs? Besucht sie die Institute, in die das Geld der Anleger fließt? Etwa 94 sind es mittlerweile in 36 Ländern der Welt. Kennt sie auch den einen oder anderen Kreditnehmer persönlich? Nun geht es zurück. Der Wind hat aufgefrischt, bläst ungemütlich von vorn. Edda Schröder macht das nichts aus. Wie auch? Übernachtet sie doch gern in 5.200 Metern Höhe im Zelt, seilt sich an und geht über Gletscher, nur um schließlich auf den Gipfel zu gelangen. „Wenn man oben ist, ist es ein wunderschönes Gefühl“, schwärmt sie. Und ja, sie ist immer noch gern in den Ent- wicklungsländern unterwegs. „Wir finden Mikrofinanzinstitute auf ver- schiedene Arten“, erklärt sie. Zum einen über Berater, die sich vor Ort sehr gut auskennen. Zum anderen auf großen Konferenzen, in denen Institute und Investoren zusammen- kommen. „So lernt man sich kennen, unter- hält sich über die Konditionen. Die Analyse nehmen mein Team und ich dann hier in Frankfurt vor“, erläutert Schröder. Das kostet viel Zeit. Fällt die Unternehmensanalyse posi- tiv aus, schaut sich Edda Schröder die Vor- haben, die finanziert werden sollen, an und prüft, ob die Kreditnehmer auch über alle Modalitäten gut informiert sind. Unterstützt wird sie dabei von ihrem Team, in dem acht Nationen vertreten sind. Dieser Mix aus verschiedenen Kulturen und Spra- chen ist sehr wertvoll. Denn zu den Menschen bei den Instituten entsteht automatisch eine ganz andere Beziehung, wenn Gespräche in der Landessprache geführt werden können. Auch bei laufenden Investments findet durch das Team ein regelmäßiges Moni- toring statt. Eine große Freude Für Edda Schröder ist es eine große Freude, wenn sie sieht, wie Kreditneh- mer sich mit dem Geld der Mikrofinanz- institute eine Zukunft aufbauen oder kleine Unternehmen wachsen. „Toll ist es auch, wie Frauen, die oft Gruppenkre- dite haben, füreinander einstehen, wenn eine von ihnen die Zinsen mal nicht pa- rat hat“, berichtet Schröder. Auch lustige Begegnungen gibt es: „In Tadschikistan hat ein Kreditnehmer mir mal auf die Schulter geklopft und gesagt: ‚Mach dir keine Sorgen, Mädchen, das Geld kriegst du zurück!‘“ Die Räder haben ihren Platz am guss- eisernen Zaun wieder. Nun muss noch schnell eine Frage sein. Mit welchen Stärken hat die deutsche Mikrofinanz- Pionierin es geschafft, trotz Gegenwind einen Fonds in einem bis dahin kaum bekannten Segment großzumachen? „Mit Authentizität, mit Geduld und Aus- dauer“, sagt sie. „Ohne Ausdauer hätte ich das nicht geschafft.“ Und noch etwas muss Edda Schröder verraten: Was macht sie eigentlich in ihrer Freizeit, wenn sie nicht Rad fährt, joggt oder Gipfel erklimmt? Da ist es wieder, das strahlende Lächeln – und diesmal ist ein kleines Zwinkern dabei: „Ehrlich gesagt gehe ich unheimlich gern in Baumärkte, da kaufe ich mir immer irgendetwas“, berichtet sie. Eine Lampe oder ein Regal zu Hause selbst montieren? Sie nickt. „Das kriege ich hin.“ Edda Schröder packt eben einfach an – denn nur so wird aus Visionen Wirklichkeit. ANDREA MARTENS | FP Foto: © Axel Gaube In 36 Ländern unterwegs – und mit FONDS professionell auf einer Radtour im Frankfurter Westend bei frühlingshaftem Wetter. 158 www.fondsprofessionell.de | 1/2020 porträt I edda schröder | invest in visions

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