FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2020

E rfolg weckt bekanntlich Neid. Und Erfolge verbuchten börsengehandelte Indexfonds (ETFs) gleich in Serie. Weltweit vereinte die Branche per Ende ver- gangenen Jahres ein Volumen von gut 6,3 Bil- lionen US-Dollar. Im Bereich der Aktien ziehen unterm Strich allein passive Instrumente frisches Geld an, während aktive Fondsmanager Abflüsse erleiden. Dieses rasante Wachstum wirft die Fra- ge auf, ob aus dem Trend zur passiven Geldanlage Risiken für die Stabilität des Finanzsystems erwachsen. In der be- rechtigten Diskussion geraten Argumen- te jedoch oft durcheinander. Mitunter entfalten sich sogar regelrechte Mythen – die den Kern der Kritik verfehlen. Neu ist das Konzept eines Invest- ments in Börsenbarometer beileibe nicht. Bereits Mitte der 1970er-Jahre brachte John Bogle mit seiner neu gegründeten Gesellschaft Vanguard den ersten Indexfonds auf den Markt, der einem breiteren Publikum eine günstige Geldanlage ermöglichte. Später kam das Ele- ment des Börsenhandels hinzu. Die neue Gat- tung der Indexfonds ließ sich also nicht mehr allein über die Fondsgesellschaft, sondern auch über das Parkett erwerben. Damit waren die „Exchange Traded Funds“ ge- boren. Zu den niedrigen Gebühren trat die einfache Handhabung hin- zu. ETFs stiegen rasch zu beliebten Finanzinstrumenten auf. Herde antreiben Hier setzt ein erstes Missver- ständnis ein. Weil ETFs schnell und einfach ge- und verkauft wer- den können, würden sie Preisver- zerrungen an den Märkten anhei- zen, heißt es. Wenn Anleger ETF- Anteile erwerben wollen, müssten die Produktanbieter die dem Index zugrunde liegenden Aktien oder Anleihen kaufen, was diese ver- teure. Im umgekehrten Fall, wenn Anleger ETF-Anteile zurückgeben, müssten die Anbieter die Wert- papiere auf den Markt werfen. Das große Angebot bei begrenzter Nachfrage lasse deren Kurse noch weiter purzeln – und verstärke den Herdentrieb. Dies stimmt so nicht. Denn das Kernmerkmal der ETFs ist der Sekundär- handel. Will ein Investor Anteile loswerden, wird er diese zunächst über den Zweitmarkt feilbieten. Um hier ausreichende Liquidität sicherzustellen, ernennen die Börsenbetreiber ETFs bergen Risiken für die Finanzwelt, warnen Kritiker. Welche Argumente stichhaltig sind – und welche ins Reich der Mythen gehören. Stabilität in Gefahr? Bedrohen Dominoeffekte das Vermögen? Der wachsende Anteil passiver Geldanlagen weckt die Furcht vor einer gigantischen Fehlallokation und birgt Gefahren für das Funktionieren der Kapitalmärkte. Foto: © adrian_ilie825 | stock.adobe.com Starkes Wachstum Zahl und verwaltetes Vermögen von ETFs und ETPs in Europa Die Gesamtzahl der börsengehandelten Vehikel nahm zuletzt leicht ab, was einem Rückgang der Zahl der sonstigen Index- produkte (ETPs) geschuldet war. Die Zahl der Indexfonds (ETFs) stieg hingegen erneut. Quelle: ETFGI | per Ende 2019 2008 152 Mrd. USD 2008 862 ETFS 2019 1.031 Mrd. USD 2019 2.198 ETFS 0 200 400 600 800 1.000 0 500 1.000 1.500 2.000 2.500 2019 2018 2017 2016 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 Mrd. USD Anzahl Anzahl der ETFs und ETPs Verwaltetes ETF- und ETP-Vermögen 188 www.fondsprofessionell.de | 1/2020 markt & strategie I etfs

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