FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2020
W elcher Asset Manager bietet die besten Fonds? Um die Neugierde von Anlegern und Finanzberatern zu befriedigen, veröffentlichen Ratingagenturen regelmäßig entsprechende Rankings. Scope zufolge ist MFS die beste große Invest- mentgesellschaft: Per Ende 2019 trugen zwei Drittel der hier- zulande zugelassenen MFS- Fonds ein Toprating von Scope. Bei den kleinen Häusern lag zu- letzt Lupus Alpha vorn, die Frank- furter Boutique kommt auf eine Topfondsquote von 88 Prozent. Morningstar fährt eine ähnliche Analyse, kommt aber zu einem anderen Ergebnis. Demnach hat aktuell Baillie Gifford das europaweit beste Angebot: Die Fonds der Schotten tragen im Schnitt 4,1 von fünf möglichen Morningstar-Sternen. MFS, Lupus Alpha und Bail- lie Gifford eint nicht nur ihr gutes Abschneiden in Asset-Manager- Rankings, sondern auch ein anderer Punkt: Sie legen besonderen Wert auf eine langfristige Perspektive. Zwar betont fast jeder Fondsmanager, wie wich- tig ihm der lange Atem sei – schließlich wür- de er investieren und nicht spekulieren. Doch die drei genannten Häuser zählen zu den Anbietern, bei denen die Ausdauer gewisser- maßen institutionalisiert wurde: Sie haben die variable Vergütung ihrer Fondsmanager an die langfristige Outperformance gekoppelt. Ob ein Manager auf Sicht von zwölf Monaten vor dem Index oder seinen Mitbewerbern liegt, spielt für den Bonus keine Rolle. Langfristige Anreize Kann es sein, dass das kein Zufall ist? Dass Fondsmanager besser abschneiden, wenn sie wirklich langfristig incentiviert werden? „Aus der Forschung zur Vergütung von Konzern- vorständen ist bekannt, dass sich eine lang- fristige Anreizstruktur positiv auf die Entwick- lung des jeweiligen Unternehmens auswirkt“, sagt Alexander Kempf, Professor an der Uni- versität Köln. „Darum ist plausibel, dass im Asset Management Ähnliches gilt.“ Wissen- schaftlich nachgewiesen wurde das allerdings noch nicht, vielleicht auch weil es erst wenige Studien zu dieser Fragestellung gibt (siehe Kasten nächste Seite). Kempfs Forschungsinstitut, das CFR Centre for Financial Research, beleuchtete in einer im März 2018 veröffentlich- ten Studie immerhin einen verwandten Aspekt. Darin beschäftigen sich die For- scher mit den Anreizen für Fondsmanager, die sich aus ihren Wettbewerbsklauseln ergeben, also daraus, ob ein Manager problemlos zu ei- nem Mitbewerber wechseln kann oder nicht. „Dabei kommen wir zu dem Ergebnis, dass Portfoliomanager eine besse- re Performance abliefern und gleichzeitig weniger Risiko ein- gehen, wenn sich ihre Wettbe- werbsklauseln verschärfen – und umgekehrt“, so Kempf. „Das ist für mich ein klares Zeichen, dass Fondsmana- ger auf gesetzte Incentives reagieren.“ Glück statt Können „Wir sind uns sicher, dass es einen Zusammenhang zwischen der Vergütung eines Fondsmana- gers und dessen Performance gibt“, sagt Stuart Dunbar, Partner des schotti- schen Vermögensverwalters Baillie Gifford. Auch er verweist auf akademische Unter- suchungen zu einem verwandten Thema: „Wissenschaftliche Studien belegen, dass die Kursentwicklung einer Aktie kurzfristig nichts mit der operativen Performance des entspre- chenden Unternehmens zu tun hat – langfris- tig aber sehr wohl.“ Ein Investmenthaus, das seine Portfoliomanager kurzfristig incenti- viere, provoziere zwei mögliche Effekte: Ent- weder der Manager weiche kaum vom Index ab, um keine Underperformance zu riskieren, oder er gehe riskante Wetten ein – in der Hoffnung, dass seine Spekulation kurzfristig aufgehe. „Das hat allerdings nur mit Glück zu tun, nichts mit Können“, so Dunbar. Bei Baillie Gifford ist der Bonus der Fonds- manager deshalb an die rollierende Fünf- jahresperformance gekoppelt, ein Teil der Ver- gütung wird zudem verzögert ausbezahlt. „Wir verschwenden keine Sekunde darauf, über das Foto: © booka | stock.adobe.com Die Zeit im Blick Das Management eines Fonds gleicht einem Dauerlauf, keinem Sprint. Die Stopp- uhr könnten Portfoliomana- ger daher eigentlich getrost beiseite legen. Oft hängt ihr Bonus aber dennoch von der kurzfristigen Performance ab. Sind Portfoliomanager erfolgreicher, wenn ihre variable Vergütung an die langfristige Performance ihres Fonds gebunden ist? Eine Spurensuche. » Insbesondere größere Anbieter weisen in Analysegesprächen seit einiger Zeit von sich aus darauf hin, dass ihre Manager langfristig incentiviert sind. « Mirko Hajek, RP Rheinische Portfolio Management 194 www.fondsprofessionell.de | 1/2020 markt & strategie I fondsmanagervergütung
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