FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2020

kurzfristige Kursziel einer Aktie nachzuden- ken“, umschreibt Dunbar die Philosophie sei- nes Hauses. „Eine Aktie braucht Zeit, sich zu entwickeln.“ Die Volatilität an den Börsen ist für ihn lediglich ein Rauschen, das für langfris- tige Investments unbedeutend ist. „Ich kann einen Fondsmanager nicht dafür bezahlen, die- ses Rauschen zu kontrollieren“, meint er. „Furchtbare Methode“ Als noch gefährlicher erachtet Dunbar eine andere Spielart der variablen Vergütung: Viele Investmenthäuser koppeln das Einkommen eines Portfoliomanagers zumindest zum Teil an die Profitabilität seines Fonds. Sprich: Wer ein großvolumiges, margenstarkes Produkt verantwortet, wird besser bezahlt. „Das ist eine furchtbare Methode, einen Portfolio- manager zu honorieren“, meint er. „Denn dann konzentriert er sich eher darauf, seinen Fonds zu vermarkten, statt ihn vernünftig zu managen.“ Bei MFS und Lupus Alpha herrscht eine ähnliche Philosophie vor. Der US-Anbieter legt bei der variablen Vergütung der Fonds- manager die Performance über drei, fünf und zehn Jahre zugrunde, hinzu kommt eine Beurteilung durch die Kollegen. Bei Lupus Alpha sind die rollierende Dreijahresperfor- mance sowie Risikokennzahlen entscheidend. Fidelity International legt ebenfalls Wert auf die langfristige Perspektive: Dort hängt der Bonus wesentlich von den Ergebnissen ab, die der Fondsmanager über drei und fünf Jahre abliefert, kürzere Zeiträume werden nicht berücksichtigt. Andere Häuser sehen das nicht ganz so strikt. „Unsere Fondskonzepte sind klar auf eine langfristige Investmentperspektive aus- gelegt. Das spiegelt sich auch in der variablen Vergütung wider“, betont Michael Schmidt, Vorstand und Chief Investment Officer bei Lloyd Fonds. „Dennoch wäre es falsch, die kurzfristige Performance völlig auszublenden. Denn sonst bestünde die Gefahr, dass sich ein Fondsmanager nach einem sehr guten Jahr auf dieser Wertentwicklung ausruht, weil er weiß, dass diese auch sein Drei- und Fünf- jahresergebnis nach oben hieven wird.“ So kommt es, dass die Performance über zwölf Monate bei vielen Anbietern zwar keine große, aber doch eine gewisse Rolle spielt. Bei der Capital Group zum Beispiel fließen die Resultate über acht Jahre mit dem größten Gewicht in die Bonusberechnung ein, gefolgt von den Ergebnissen über fünf und drei Jahre sowie zwölf Monate. „So stellen wir sicher, dass unsere Fondsmanager eher lang- als kurzfristig investieren“, sagt Matthias Mohr, der bei der Capital Group das Geschäft mit Finanzintermediären in Deutschland verant- wortet. Ziel sei es, die Interessen der Port- foliomanager mit den langfristigen Anliegen der Kunden in Einklang zu bringen. „Daher hat auch die Summe der verwalteten Vermö- genswerte eines Fonds keinen Einfluss auf die Vergütung“, so Mohr. Bei Allianz Global Investors sind die Ziele, die für den individuellen Bonus entscheidend sind, in der Regel zu 70 Prozent quantitativer und zu 30 Prozent qualitativer Natur, berichtet Foto: © RP Rheinische Portfoliomanagement, Uni Köln Alexander Kempf, Universität Köln: „Unsere Studie zeigt, dass Fondsmanager auf gesetzte Incentives reagieren.“ » Wir verschwenden keine Sekunde darauf, über das kurzfristige Kursziel einer Aktie nachzudenken. « Stuart Dunbar, Baillie Gifford Was die Wissenschaft sagt Es gibt viele Studien, die den Zusammen- hang zwischen Fondsgebühren und -per- formance untersuchen. Zur Frage, ob sich die Vergütung des Portfoliomanagers auf die Wertentwicklung auswirkt, existieren dagegen nur wenige wissenschaftliche Arbeiten. FONDS professionell stellt zwei aktuelle Veröffentlichungen vor. Beispiel USA: Seit März 2005 verpflichtet die US- Wertpapieraufsicht SEC Asset Manager dazu, für jeden Publi- kumsfonds zumindest die Kriterien offen- zulegen, nach denen der Portfoliomanager vergütet wird – auch wenn die absolute Höhe des Gehalts ein Geheimnis bleibt. Die Wissenschaftler Linlin Ma (Universität Peking), Yuehua Tang (University of Flori- da, Gainesville) und Juan-Pedro Gomez (IE Business School, Madrid) werteten diese Angaben für rund 4.500 Fonds in mühsamer Handarbeit aus und veröffent- lichten die Ergebnisse im April 2019 im „Journal of Finance“. Der Studie zufolge hat weder die Tatsache, dass ein Fonds- manager eine performanceabhängige Ver- gütung bekommt, noch die Länge des Zeitraums, über den die Wertentwicklung ermittelt wird, einen Einfluss auf dessen zukünftige Performance. Beispiel Schweden: In Schweden legt das Fi- nanzamt offen, wie viel jeder Steuerzahler verdient. Diese enorme Transparenz machten sich Markus Ibert (Stockholm School of Economics), Ron Kaniel (Simon School of Business, Ro- chester), Stijn Van Nieuwerburgh (Stern School of Business, New York) und Roine Vestman (Stockholm University) zunutze. Sie konnten die Performancedaten von 941 Publikumsfonds den Einkommen von 531 Portfoliomanagern aus Schweden zuordnen. In ihrer 2018 in der Fachpubli- kation „The Review of Financial Studies“ veröffentlichten Analyse kommen die Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass es einen starken Zusammenhang zwi- schen der Vergütung des Managers und dem Fondsvolumen gibt. Sprich: Wer ein großes Portfolio managt, verdient mehr. Der Zusammenhang zwischen Perfor- mance und Vergütung sei dagegen „er- staunlich schwach“, so die Autoren. Mirko Hajek, RP Rheinische Portfolio Management: „Uns ist sehr an einem stabilen Team gelegen.“ 196 www.fondsprofessionell.de | 1/2020 markt & strategie I fondsmanagervergütung

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