FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2020
ein Sprecher des Unternehmens. In die Berechnung des quantitativen Elements fließt das Ergebnis über ein Jahr mit 25 Prozent ein, das über drei Jahre macht 75 Prozent aus. „Alles in allem spielt die quantitative Ein- jahresperformance bei der Bemessung der variablen Vergütung also nur eine untergeord- nete Rolle“, so der Firmensprecher. Baillie-Gifford-Partner Dunbar erscheint eine Belohnung kurzfristiger Outperformance nur dann sinnvoll, wenn das auch Ziel der Anlagestrategie ist, beispielsweise bei Abso- lute-Return-Ansätzen. „In diesem Fall bildet sich der Fondsmanager freilich keine Mei- nung zur operativen Entwicklung eines Un- ternehmens, sondern er fällt ein Urteil über das Verhalten anderer Marktteilnehmer“, sagt er. „Das hat mit unserer Vorstellung von Investments allerdings nichts zu tun.“ Schlechte Zahlen rechtfertigen Für die Fondsmanager von DJE Kapital wird der Bonus nach einem Jahr mit schlech- ter Wertentwicklung jedenfalls nicht automa- tisch gekürzt. „Entscheidend ist die langfristi- ge Performance“, betont Stefan-David Grün, der die Luxemburger Fondsgesellschaft des Vermögensverwalters leitet. „Für ein schlech- tes Zwölfmonatsergebnis müsste sich ein Portfoliomanager allerdings schon rechtferti- gen.“ Die variable Vergütung hänge außerdem nicht nur an der Fondsperformance. „Unsere Portfoliomanager haben eine Doppelfunktion: Sie sind immer auch als Analyst tätig, bei- spielsweise für eine bestimmte Branche. Des- halb spielt es für den Bonus auch eine Rolle, wie sich ihre Aktienempfehlungen ausgezahlt haben, die in anderen Fonds umgesetzt wur- den.“ Berücksichtigt werde außerdem, wie gut der Portfoliomanager mit anderen Abteilun- gen, etwa dem Vertrieb, kooperiere. „In Groß- konzernen herrscht nicht selten ein Siloden- ken vor. Wir als Mittelständler möchten die Zusammenarbeit bewusst fördern.“ Kundensicht entscheidet Die Incentivierung eines Fondsmanagers sollte sich an der Zeitspanne orientieren, die für den Kunden relevant ist, meint Karin Schambach, Gründerin und Geschäftsführerin von Indigo Headhunters. „Die wenigsten Investoren trennen sich von einem Fonds, Foto: © Indigo Headhunters, DJE Kapital Karin Schambach, Indigo Headhunters: „Ein hoher Bonus- anspruch kann sich als ‚goldener Käfig‘ entpuppen.“ Stefan-David Grün, DJE Kapital: „Entscheidend ist die langfristige Performance.“ » Die Summe der verwalteten Vermögenswerte eines Fonds hat keinen Einfluss auf die Vergütung. « Matthias Mohr, Capital Group Der Koch weiß, was schmeckt Für Anleger lohnt es sich, auf Fonds zu set- zen, deren Manager selbst viel Geld in das Portfolio gesteckt haben. Zu diesem Ergebnis kommt das Analysehaus Morningstar in seiner 2015 veröffentlichten Studie „Why You Should Invest With Managers Who Eat Their Own Cooking“. Grundlagen: In den USA müssen Manager von Publikumsfonds auf Geheiß der Wertpa- pieraufsicht SEC angeben, ob sie eigenes Geld in ihren Fonds investiert haben. Veröffentlicht werden muss allerdings nicht die konkrete Summe, sondern nur die Bandbreite. Vorgehen: Russel Kinnel, Leiter des Mana- ger-Research bei Morningstar, wertete zu- nächst aus, wie viel eigenes Geld die Portfo- liolenker 2009 in ihre Fonds gesteckt hatten. Dann analysierte er, wie sich die entsprechen- den Fonds in den fünf darauffolgenden Jahren entwickelten. Schließlich berechnete er eine Erfolgsquote. Als erfolgreich gilt in diesem Fall jeder Fonds, der erstens nach fünf Jahren noch am Markt war und zweitens besser abgeschnitten hat als der Durchschnitt seiner Morningstar- Kategorie. Ergebnis: „Es zeigt sich, dass Manager- investments Prognosekraft haben“, meint Kinnel. Fonds, in die der Manager kei- nen Cent gesteckt hatte, weisen die geringste Erfolgsrate aus Am besten schnitten dagegen die Portfolios ab, denen die Manager mehr als eine Million US-Dollar anvertraut hatten (siehe Grafik). Ihre Erfolgs- quote liegt bei 47 Prozent. Das mag zunächst ernüchternd klingen, sei angesichts der Tat- sache, dass im Untersuchungszeitraum etwa jeder dritte Fonds liquidiert oder verschmolzen wurde, aber „ziemlich gut“, so Kinnel. Viel hilft viel Erfolgsquote* von US-Fonds in Abhängigkeit des Managerinvestments Hat der Portfoliomanager viel eigenes Geld in den von ihm verantworteten Fonds investiert, ist das für Anleger ein gutes Zeichen. Quelle: Morningstar *Anteil der Fonds, die von 2009 bis 2014 überlebt und ihre Vergleichsgruppe geschlagen haben 0 USD (selbst investiert) 1–10.000 USD 10.001–50.000 USD 50.001–100.000 USD 100.001–500.000 USD 500.001–1.000.000 USD Mehr als 1.000.000 USD 34,9 % 36,2 % 35,5 % 43,3 % 42,6 % 40,3 % 46,7 % 198 www.fondsprofessionell.de | 1/2020 markt & strategie I fondsmanagervergütung
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