FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2020
Foto: © Earth theater | stock.adobe.com S eit dem Jahr 2011 haben Klein- und Kleinstanleger mehr als eine Milliarde Euro in Crowd-Projekte investiert. Davon entfällt mit 721 Millionen Euro der weitaus größte Teil auf mehr als 500 Immo- bilienprojekte. Sieben davon mit einem Volu- men von insgesamt knapp 7,3 Millionen Euro mussten Insolvenz anmelden. Die Hintergrün- de, die dazu geführt haben, sind durchaus unterschiedlich, wie die folgenden Projektdar- stellungen zeigen. Eines verbindet jedoch alle Krisenprojekte: Die Kommunikation darüber seitens Plattformen und Darlehensnehmer lässt stark zu wünschen übrig. Luvebelle Im Frühjahr 2017 sammelte die Plattform Zinsland, die inzwischen von Exporo über- nommen wurde, knapp eine halbe Million Euro zur Teilfinanzierung eines Bauprojekts des Ingenieurbüros Conrem aus München ein. In Berlin-Tempelhof hatte man mit der Ent- wicklung von 52 Mikroapartments begonnen, die Baugenehmigung lag vor, die Gesamt- finanzierung stand, und mit dem Investor Aviarent liefen Gespräche über den Erwerb des kompletten Projekts, der kurz darauf auch stattfand. Conrem war erfahren und mit einer vergleichsweise hohen Eigenbeteiligung da- bei. Die Eckdaten des Projekts stimmten. Gleichwohl meldete Conrem im September 2017 Insolvenz an. Geschäftsführer Heinz Michael Groh erwischte die Plattform damit völlig unvorbereitet: Zinsland teilte seinen Investoren mit, dass der Bau laut Groh „noch imAugust 2017 planmäßig“ verlaufen sei. Zunächst wurden Bauverzögerungen als Grund genannt, einleuchtender schien dann jedoch die Erklärung, dass Grohs kaufmänni- scher Leiter plötzlich ausgeschieden sei und sich Groh erstmal einen Überblick verschaf- fen müsse. Schon im Dezember 2017 zeigt der Insolvenzverwalter Masseunzulänglichkeit an. Damit ist das Verfahren zwar noch nicht beendet, die Wahrscheinlichkeit, dass die Crowdinvestoren Geld zurückbekommen, dürfte aber äußert gering sein. Z19 Stadthaus Plus In Bernburg in Sachsen-Anhalt sollte ein Mehrgenerationenhaus entstehen. Dafür wurde die Projektgesellschaft GPV Property Development gegründet, die Ende 2016 von Crowdinvestoren, vermittelt über die Platt- form Bergfürst, rund 440.000 Euro Nachrang- darlehen zur Ergänzung der Projektfinanzie- rung geliehen bekam. Anders als bei „Luve- belle“ lag zu dem Zeitpunkt noch nicht einmal eine Baugenehmigung vor, der Standort er- schien eher provinziell, und eine Einschät- zung, ob die veranschlagten Verkaufspreise für die Wohnungen zu erzielen sei, war man- gels Vergleichsdaten kaum möglich. Der Abriss des Altobjekts wurde noch in Angriff genommen und über eine Webcam spektakulär dokumentiert. Doch dann verzö- gerte sich eine Zinszahlung, und die folgende blieb ganz aus. Schließlich wurde klar, dass sich auf der Baustelle nichts mehr tut. Die einzigen drei Käufer, die nach einem Jahr Akquise für das Projekt mit eigentlich 42 Eigentumswohnungen und vier Gewerbeein- heiten gewonnen werden konnten, sprangen ab und forderten ihre Abschlagszahlungen zurück. Ein Verkauf des Objekts als Ganzes scheiterte auch, dann folgte der Gang zum Insolvenzgericht. Die Verkaufsbemühungen hätten ohne Erfolg eingestellt werden müssen, teilte GPV-Geschäftsführer Martin Procher den Investoren lapidar mit. Steinbach und Kronberg Über die Plattform Zinsland akquirierte die AZP Holding, ein Projektentwickler aus Frankfurt, für die beiden Projekte „Nassauer Hof“ und „Steinbacher Terrassen“ in den Jahren 2017 und 2018 zusammen knapp 1,9 Millionen Euro. In Kronberg und Steinbach, kleine Städte vor den Toren Frankfurts, sollten Wohnimmobilien neu errichtet werden. Im Mai 2019 musste der Darlehensnehmer Insol- venz anmelden. Als Gründe für die Misere gibt das Unternehmen Ausführungsmängel und Kostensteigerungen an, die das bauleiten- Crowdinvesting in Immobilien boomt, vorläufig gibt es nur wenige Ausfälle. Die bisherigen Pleiten verweisen aber auf – vermeidbare – kommunikative Missstände. Ausgeschwärmt und abgetaucht Der weitaus überwiegende Teil der Crowdinvestments läuft bisher gut. Geht einzelnen Projekten dann doch die Luft aus, versiegen Geldstrom und Kommunikation gleichermaßen – und die Verantwortlichen gehen auf Tauchstation. » Laut Projektinitiator verlief der Bau noch im August planmäßig. « Zinsland an die Anleger des Projekts Luve- belle, das im September 2017 insolvent war 244 www.fondsprofessionell.de | 1/2020 sachwerte I crowdinvestments
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