FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2020
te“), wird die Vielfalt bei den Investment- vehikeln zunehmen. Token So dürften digitale Immobilieninvestments in nächster Zeit an Aufmerksamkeit gewin- nen. Damit sind nicht allein der digitale Ver- trieb, beispielsweise von Nachrangdarlehen über Crowdplattformen, gemeint, sondern ins- besondere tokenbasierte Wertpapiere. Die Ansprüche, die ein Anleger erwirbt, werden dabei nicht in einer Globalurkunde verbrieft, die bei einem Zentralverwahrer wie Clearstream hinterlegt ist. Vielmehr werden ihre Ansprüche in einem „Smart Contract“ festgeschrieben, dem sogenannten Token. Der wiederum wird auf der Blockchain eingetra- gen, einer dezentral organisierten Datenbank, weltweit verteilt auf viele Rechner, die sich gegenseitig kontrollieren, sodass keine Ver- änderung an bestehenden Datensätzen vor- genommen werden kann. Die bislang größte Emission von Immo- bilien-Token bietet FND German RE an. Sie firmierte zuvor als Fundament Group und bekam im September vergangenen Jahres die Gestattung der Bafin, Schuldverschreibungen als Token auszugeben. Nach dem Einstieg des Projektentwicklers Bauwens wurde das Volu- men auf 500 Millionen Euro aufgestockt. „Der Sachwertmarkt wird zunehmend tokenbasierte Produkte sehen“, sagt Ottmar Heinen von Project Investment. Er ist auch für den herkömmlichen Vertrieb zuversicht- lich: „Im Bereich der beratungsintensiven AIFs sehen wir bei verstärkter Digitalisierung des Marktes weiterhin hohes Potenzial für Finanzanlagenvermittler.“ Antje Montag von CH2, einem Vertriebsspezialisten im Sach- wertvertrieb, sieht die digitale Herausforde- rung skeptischer: „Klassische Berater und Vermittler werden auf der Strecke bleiben, wenn sie sich damit nicht beschäftigen.“ ESG-Kriterien Dominierendes Thema am FONDS profes- sionell KONGRESS Ende Januar war die Nachhaltigkeit. Hier stecken Produktgeber, Vertriebe und Anleger in einem Dilemma: Denn bisher galt, dass die besten Produkte und die zufriedensten Kunden diejenigen mit den höchsten Renditen sind. Erst seit Kurzem wird hinterfragt, wie diese zustandekommen und ob das ökologisch und politisch korrekt ist. Die Bereitschaft nimmt zu, gegebenenfalls Abstriche bei der Rendite zu machen, wenn sie denn gemäß der ESG-Kriterien erwirt- schaftet wurde, also Umwelt- und soziale Aspekte sowie Grundsätze der guten Unter- nehmensführung eingehalten wurden (En- vironment, Social, Governance – ESG). Aber sind Zugeständnisse an die Rendite bei der nachhaltigen Kapitalanlage überhaupt notwendig? Einen Einfluss auf die Rendite sehen die meisten von FONDS professionell befragten Marktteilnehmer als nicht gegeben. Bei denen jedoch, die ihn für möglich halten, sind es doppelt so viele, die ESG zutrauen, die Rendite zu erhöhen, als jene, die darin eine Renditebremse sehen. Der Umdenkpro- zess ist bei vielen Anlegern offensichtlich be- reits stärker ausgeprägt als bei den Anbietern: „Die ESG-Konformität eines Investments ist bei bestimmten Investorengruppen eine Vor- aussetzung“, betont CH2-Vorstand Montag. Vertriebsregulierung Die Regulierung der Produktseite durch das KAGB hat für ein erstarktes Selbstbewusst- sein bei den im Markt verbliebenen Anbietern gesorgt. Ganz anders ist es bei den Vertrieben und ihrer Regulierung. Angesichts der Novel- lierung der Finanzanlagenvermittlungsverord- nung (FinVermV), der kommenden Bafin- Aufsicht für gewerbliche Fondsvermittler oder der neuen Vorschriften aus dem Geldwäsche- gesetz (siehe die Artikel ab Seite 424) herrscht derzeit noch große Ratlosigkeit, wie sich in der Umfrage von FONDS professionell zeigt: Die Antworten auf die Frage, ob die zuneh- mende Regulierung die Arbeit des Vertriebs eher erleichtern oder eher erschweren wird, halten sich die Waage. TILMAN WELTHER | FP Foto: © Project Investment Ottmar Heinen, Project Investment: „Der Sachwertmarkt wird zunehmend tokenisierte Produkte sehen.“ Nachhaltige Chancen? Wird eine Orientierung neuer Produkte an ESG-Kriterien deren Renditechancen eher erhöhen oder verringern? ESG-Kriterien werden an Einfluss zunehmen. Nur die Richtung ist noch unklar. Quelle: FONDS professionell Umfrage Weder noch 61,5 % Verringern 15,4 % Erhöhen 30,8 % Keine Experimente Werden Sie neue Assetklassen erschließen? Der weitaus überwiegende Anteil der Anbieter bleibt seinem Asset treu. Quelle: FONDS professionell Umfrage Nein 92,3 % Ja 7,7 % Ungewisse Regulierung Werden die neue FinVermV und das neue GWG den Vertrieb eher erleichtern oder erschweren? Mit Blick auf die jüngsten Regulierungsvorhaben herrscht Verunsicherung. Quelle: FONDS professionell Umfrage Weder noch 34,6 % Eher erschweren 30,8 % Eher erleichtern 30,8 % 258 www.fondsprofessionell.de | 1/2020 sachwerte I service-award
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