FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2020
Wenn die Kunden der neuen Police an der Performance der alternativenAllianz- Anlagen teilhaben, bleibt im Endeffekt dann weniger Ertrag für die Kunden der klassischen Policen übrig? Nein, kein Kunde nimmt dem anderen etwas weg. Zum einen erfolgt der Einstieg der Private-Finance-Police zu Marktpreisen, zum anderen wird das Geld aus der Police genutzt, um neue Anlagen für das Sicherungsvermö- gen zu erwerben. Im Ergebnis profitieren alle Kundengruppen vomAusbau der alternativen Anlagen im Sicherungsvermögen. Welche Rendite dürfen Kunden der Pri- vate-Finance-Police erwarten? Aktuell erwarten wir langfristige Rendite- chancen von fünf bis sieben Prozent per an- num nach Kosten der Kapitalanlage. Dabei sprechen wir von einem Zeithorizont von mindestens zehn Jahren. Zwischenzeitlich sind deutliche Schwankungen möglich. Welche Kosten kommen für den Vertrag hinzu? Für einen Einzelvertrag liegen die jährlichen Kosten bei rund einem Prozent. Wir bieten auch Sonder- und Honorartarife an. Die Private-Finance-Police war auch Thema Ihres Vortrags auf dem FONDS professionell KONGRESS in Mannheim. Im Saal drängten sich mehr als 170 Finanzberater, viele mussten stehen. Hatten Sie mit einem derart großen Interesse gerechnet? Wir hatten vorsichtiger kalkuliert, der Zu- spruch hat uns positiv überrascht – auch wenn uns klar war, dass es Nachfrage nach einem derartigen Produkt gibt. Zwei Zahlen verdeut- lichen das: Der Vertrieb der Private-Finance- Police lief am 20. Oktober vergangenen Jahres an, und schon vor Weihnachten hatten wir den 1.000. Vertrag abgeschlossen. Mitt- lerweile liegen über 100 Millionen Euro in den Policen. Lassen Sie uns zum Schluss einen Blick auf ein Thema werfen, das die Branche immer noch umtreibt: den Provisions- deckel. Berlin tut sich schwer, sich auf ein Modell zu einigen – Union und SPD lehnen ihre Vorschläge wechselseitig ab. Wie geht die Sache Ihrer Meinung nach aus? Da heißt es abwarten – eine Prognose möchte ich nicht wagen. Das Lebensversicherungsreformgesetz (LVRG) aus dem Jahr 2014 hat bereits dafür gesorgt, dass sich die Vergütungs- struktur verändert hat: Die Abschluss- courtage ist gesunken, während die lau- fende Provision erhöht wurde. Wie sieht das aktuelle Standardmodell der Allianz für Makler aus? Auch wir haben die Courtage umgestellt, mittlerweile wird ein signifikanter Anteil über die Laufzeit verteilt ausgezahlt. Die Maßnah- men, die die Branche nach dem LVRG getrof- fen hat, werden nun nach und nach sichtbar. Klar ist, dass das Zinsumfeld von den Lebens- versicherern generell verlangt, die Kosten zu senken. Auf der anderen Seite steht auch fest, dass ein Provisionsdeckel ordnungspolitisch fragwürdig ist. Vielen Maklern – insbesondere Berufs- einsteigern – fällt es schwer, mit sinken- den Abschlussprovisionen zurechtzu- kommen. Kann und wird die Allianz Vermittler unterstützen, sich in dieser neuen Welt zurechtzufinden? Das tun wir: mit einer umfassenden Makler- betreuung, demAngebot der Allianz Makler- akademie, die großen Anklang findet, mit Plattformen und digitalen Services und nicht zuletzt mit einer sehr leistungsstarken und innovativen Produktpalette. Zudem spielt na- türlich auch der Produktmix eine Rolle. So haben wir beispielsweise unser Angebot für die Absicherung biometrischer Risiken wie Berufsunfähigkeit ausgebaut, mit besonderem Blick auf die wichtigen Zielgruppen. Aus unternehmerischer Sicht ist es für einen Ver- mittler darüber hinaus sehr sinnvoll, einen gewissen Teil der Einnahmen aus laufender Vergütung zu beziehen, statt nur auf Abschluss- courtagen zu setzen. Darum können die Ver- gütungsmodelle, die wir bereits mit dem LVRG eingeführt haben, auch für ein insge- samt nachhaltigeres Geschäft sorgen. Es ist aber auch klar, dass gute Beratung ihren Preis hat und auch entsprechend bezahlt werden muss. Das darf die Politik nicht vergessen. Vielen Dank für das Gespräch. BERND MIKOSCH | FP » Es ist klar, dass gute Beratung ihren Preis hat und auch entsprechend bezahlt werden muss. Das darf die Politik nicht vergessen. « Thomas Wiesemann, Allianz Foto: © Daniel Weisser Thomas Wiesemann: „Auch wir haben die Courtage umgestellt, mittlerweile wird ein signifikanter Anteil über die Laufzeit verteilt ausgezahlt. Die Maßnahmen, die die Branche nach dem LVRG getroffen hat, werden nun sichtbar.“ fonds & versicherung I thomas wiesemann | allianz 266 www.fondsprofessionell.de | 1/2020
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