FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2020
Foto: © S J Lievano | stock.adobe.com, Simeon Johnke, Rudolf Langemann D ie Unfallversicherung schafft es selten in die Schlagzeilen, bleibt aber neben der Hausratversiche- rung der Goldesel der Assekuranz. Das „Statistische Taschenbuch 2019“ des Branchenverbandes GDV zeigt, warum die privaten Unfallpolicen bei den Versi- cherern so beliebt sind: Aus 25,4 Millio- nen Verträgen nahmen die Anbieter im Jahr 2018 satte 6,5 Milliarden Euro ein, mussten aber bloß 3,4 Milliarden Euro, also nur gut die Hälfte der Einnahmen, als Leistung wieder ausschütten. Für viele Kunden ist eine Unfallversiche- rung nicht wirklich nötig. Die meisten sind mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) besser bedient, schon weil ein Großteil der körperlichen und seelischen Beeinträchtigun- gen, die zur Invalidität führen, gar nicht von der Unfallversicherung abgedeckt wird. In 90 Prozent der Fälle führt eine Krankheit zur Berufsunfähigkeit, kein Unfall. Viele Makler erachten eine private Unfallpolice eigentlich nur für vier Kundengruppen als gut geeignet: Kinder, Hausfrauen/-männer, junge Freizeit- sportler sowie Berufstätige, die eine BU- Police nicht zu einem bezahlbaren Preis ab- schließen können, sei es wegen Vorerkrankun- gen oder weil sie einen als riskant eingestuften Beruf ausüben. Maklers Lieblinge In Maklerumfragen schneiden derzeit drei Unfallversicherer regelmäßig besonders gut ab: Interrisk, Haftpflichtkasse und VHV. Als etwa die Maklergenos- senschaft Vema Mitte vergange- nen Jahres 2.300 Vermittler be- fragte, welchen drei Anbietern sie im Neugeschäft den Vorzug geben, lag die Haftpflichtkasse vorne, gefolgt vom Vema-eigenen Deckungskonzept auf Basis der Basler Sachversicherung und der Interrisk. Die Makler sollten mit Schulnoten wichtige Parameter wie Produktqualität, Antragsbear- beitung beziehungsweise Policie- rung sowie Schadenbearbeitung bewerten. Die genannten Gesell- schaften erhielten im Schnitt Noten zwischen 1,45 (Haftpflicht- kasse) und 1,62 (Interrisk). Tarife genau vergleichen Das Analysehaus Ascore unter- zog Unfallversicherungen zuletzt Ende 2019 einem Scoring. Dabei erhielten 24 Anbieter für einen oder mehrere Tarife die Höchst- note. Berücksichtigt wurden vor allem typische Maklerversicherer und einige Deckungskonzeptanbieter. Dage- gen fehlen in dem Vergleich die Direkt- versicherer und zahlreiche Gesellschaften, deren Hauptabsatzweg der Ausschließ- lichkeitsvertrieb ist, darunter Allianz, Ergo und Generali. „Bei der Wahl einer Unfallversicherung sollte man den Leistungsumfang der Tarife genau und bedarfsorientiert ver- gleichen“, rät Ascore. Wichtig seien auch die Leistungsauslöser, denn die Anbieter leisten nur, wenn die Ursache des Unfalls gemäß deren Bedingungen versichert ist. Hier gibt es laut Ascore erhebliche Unterschiede (siehe Grafik Seite 286). Den leistungsstärksten der drei Unfalltarife der Haftpflichtkasse („Einfach komplett“) kür- te Ascore im Januar 2020 sogar zum „Produkt des Monats“: „Kompromisslos gut“ seien mit- versicherte Leistungen wie kosmetische Ope- rationen, Bergungskosten sowie Kurkosten- beihilfe in unbegrenzter Höhe. Nicht nur Bekommt ein Kunde keine Berufsunfähigkeitsversicherung, kann eine Unfallpolice eine Grundabsicherung gegen Invalidität bieten. Was Makler wissen müssen. Für den Fall der Un fälle Sieht auf den ersten Blick vielleicht lustig aus, ist es für den Betroffenen mit hoher Wahrscheinlichkeit aber nicht: Wer eine gefährliche Sportart ausübt, sollte über den Abschluss einer Unfallversicherung nachdenken. » Bei der Wahl einer Unfall- versicherung sollte man den Leistungsumfang der Tarife genau und bedarfsorientiert vergleichen. « Ascore-Analyse 284 www.fondsprofessionell.de | 1/2020 fonds & versicherung I unfallversicherung
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