FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2020
ren“, sagt Audit-Beirat Henning Plagemann, der als Berater für Vertriebsprozesse arbeitet. Die Makler wurden daher auch gefragt, ob sich die Versicherer bei begrenzten IT-Res- sourcen eher auf den TAA-Prozess oder auf Prozesse zur Verwaltung von Bestandsdaten fokussieren sollten. Die überwiegende Mehr- heit möchte aber endlich beides, wie aus dem Kommentar eines Maklers in der Studie her- vorgeht: „Flickwerk hatte ich viele Jahrzehnte, bis heute!“ Die Vermittler sehnen es herbei, über die Jahre aufgebaute und bei Pools, Versicherern und Assekuradeuren lagernde Bestände in ein einziges funktionierendes System zu bekommen. Als Alarmsignal für die Branche werten die Studienautoren, dass 54 Prozent der Befragten die Datenaktualisierung im MVP manuell erledigen. Jeder dritte Ver- mittler verwendet nach eigener Aus- sage dafür mehr als 20 Stunden pro Monat (siehe Grafik Seite 288). „Das Datenclearing überlässt man besser einem kostenpflichtigen Dienstleister“, empfiehlt Plagemann. Bei so viel manueller Anpassung hat der Makler keine Möglichkeiten zum automatischen Datenclearing, pflichtet Rohde bei. „Auch wenn der Bestand mithilfe von Bipro-Services versorgt werden kann, ist keine wirk- liche Erleichterung in der Verwal- tungsarbeit gegeben.“ Abhilfe könne ein externer Dienstleister oder Pool schaffen, der das Datenclearing be- reits erfolgreich umgesetzt hat. Sind die Daten im MVP, ist das aber erst die halbe Miete. Wichtig ist auch, dass sie automatisch den richtigen Kunden, Verträge und Vorgängen zugeordnet werden. Das klappt mittlerweile bei immerhin fast 78 Pro- zent der gelieferten Dokumente, zeigt die DVB-Studie. „Hier funktioniert die Auto- matisierung so, wie es mit Einführung der Bipro-Normen beabsichtigt gewesen ist“, sagt Rohde. Nur bei 8,7 Prozent der Gesellschaften ist das Ergebnis nicht zufriedenstellend, was sich aus Maklersicht in der Schulnote Vier oder schlechter niederschlägt. Papierloses Büro? Allen Fortschritten bei der Digitalisierung zum Trotz sind die meisten Makler noch mei- lenweit vom papierlosen Büro entfernt. Das liegt zum einen an der Regulierung, dem Da- tenschutz und Aufbewahrungspflichten, zum anderen daran, dass viele Versicherer nur tech- nische Insellösungen bieten, die zwischen- durch Papier und Nachfragen erfordern. Alexander Kirschweng, Makler aus Trier, berichtet von einem Versicherer, der die Digi- talisierung forciere und auch zur Einsparung von Arbeitsplätzen nutze. „Doch im Kontakt zum Makler und Kunden dauert es schon mal einen Monat, um die einfache Frage zu beant- worten, ob ein bestimmter Baustein im Deckungsumfang der Haftpflichtpolice ent- halten ist“, kritisiert er. Für sinnvoll hält er den Ansatz der Haft- pflichtkasse, für Tarife, die ohne Papier- kommunikation auskommen, zehn Prozent Kundenrabatt zu geben. „Das klappt aber nur, wenn der Makler sämtliche E-Mails zuge- schickt bekommt und die dann bearbeitet an Kunden weiterleitet“, weiß Kirschweng in- zwischen aus Erfahrung. Daher hielte er eine Rabattteilung zwischen Kunde und Makler für angemessen. Dennoch: „Würden alle Gesell- schaften so arbeiten wie die Haftpflichtkasse, würde ich pro Tag mindestens zwei Stunden Arbeit einsparen.“ Stefan Knoll, Gründer und Vorstandschef der Deutschen Familienversicherung (DFV), bringt es auf den Punkt: „Digitalisie- rung ist die technische Übersetzung von Bequemlichkeit.“ Der Anbieter aus Frankfurt strebt bei den Angeboten das Allgefahren- prinzip an, um dem Kunden zu signalisieren, dass sein natürli- ches Verhalten durch die Versiche- rung gedeckt ist. Die DFV vermeidet etwa bei Hausratpolicen komplizierte Begriffe wie „Brauchwasser“, son- dern deckt schlicht Schäden durch Wasser. „Durch die Vereinfachung lassen sich Schäden in binäre Logik übersetzen, die Basis der Digitali- sierung ist“, erläutert Knoll. Diese Erkenntnis scheint jedoch erst in klei- nen Teilen der Branche angekommen zu sein. DETLEF POHL | FP Foto: © Henning Plagemann, Alexander Kirschweng Alexander Kirschweng, Makler: „Die Antwort auf eine einfache Frage dauert schon mal einen Monat.“ » Flickwerk hatte ich viele Jahrzehnte, bis heute! « Ein Makler laut DVB-Studie Wo Digitalisierung funktioniert Versicherer, mit deren Extranet Makler am besten zurechtkommen* Die Extranets von VHV und Haftpflichtkasse kommen bei Maklern gut an. *bis zu drei Nennungen möglich | Quelle: „DVB Makler-Audit“ 11/2019, 628 Antworten Stuttgarter Helvetia Volkswohl Bund Interrisk Alte Leipziger R+V Allianz Axa Die Haftpflichtkasse VHV Versicherungen , 41 2 % , 371 % , 22 1 % , 19 6 % , 16 2 % , 12 4 % , 9 2 % , 72 % , 6 8 % , 5 9 % Versicherer, mit deren Extranet Makler am besten zurecht kommen* Henning Plagemann, Unternehmensberater: „Das Daten- clearing überlässt man besser einem Dienstleister.“ 292 www.fondsprofessionell.de | 1/2020 fonds & versicherung I technische ver triebsunterstützung
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