FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2020

von 2,9 Milliarden Dollar grenzt das in der ansonsten hochlukrativen Asset-Management- Industrie an eine Seltenheit. Die finanzielle Stärke von Franklin Templeton versetze Legg Mason in eine bessere Lage, die angeschlos- senen Asset Manager mit „Seed Money“ für neue Fonds und Projekte zu versorgen, argu- mentiert Joe Sullivan. „Diese Finanzkraft erlaubt es, in so einem Maße in Wachstum zu investieren, wie wir es selbst nicht hätten stemmen können“, so der Legg-Mason-Chef. Größe ist nicht alles Aber auch Franklin agiert nicht aus einer Position der uneingeschränkten Stärke heraus. Seit Jahren ziehen Anleger massiv Mittel aus San Mateo ab. Das schlägt sich in sinkenden Erträgen nieder. Beide Häuser sind also vom wachsenden Wettbewerbs- und Preisdruck ge- zeichnet. Dies wirft die Frage auf, ob ein Zukauf eine Lösung sein kann. „Größe ist kein Selbstzweck“, erklärt Mathias Hübner von der Unterneh- mensberatung Oliver Wyman. „Viele Asset Manager haben eine Check- liste mit Punkten definiert, die als Bedingung für eine Übernahme ab- gehakt sein müssen.“ Da wäre die Frage, ob ein Kauf neue Märkte oder Regionen erschließt, neue Anlage- klassen abdeckt oder einen neuen Vertriebszugang eröffnet. Bei einem Vorher-Nachher-Ver- gleich wichtiger Kennzahlen (siehe nächste Seite) fällt auf: Die Kalifor- nier kaufen mit der Übernahme Anleihenfondsvolumen sowie institutionelle Kunden. Dies erstaunt, da sich in diesen Be- reichen nur geringe Margen erzielen lassen und Franklin selbst im recht margenstarken Retailgeschäft verwurzelt ist. „Unter dem Renditeaspekt dürften Asset Manager eigent- lich nur Retailgeschäft betreiben“, erklärt Hübner. „Doch es stellt sich die Frage, wel- ches Wachstum sich hier noch erzielen lässt.“ Die Mittelflüsse im aktienlastigen Retail- geschäft unterlägen stärker den zyklischen Schwankungen der Märkte, so Hübner. Damit könnten Volumen und Ertrag rasch sinken. Das Geschäft mit institutionellen Anlegern hingegen sei stärker auf Anleihen ausgerichtet und stabiler. „Pensionskassen und Versiche- rungen haben einen stetigen Anlagebedarf“, sagt Hübner. Franklin Templeton kauft sich also Stabilität ein. Kaum Bewegung gibt es bei der geografi- schen Aufstellung. Vor und nach dem Zusam- menschluss stammen rund 70 Prozent des verwalteten Vermögens aus den USA. Was die Präsenz in unterschiedlichen Ländern an- geht, gewinnt Franklin auf dem Papier nichts hinzu. San Mateo ist vielmehr weltweit in elf Ländern vertreten, in denen Baltimore keine Basis unterhält. In 18 Ländern sind beide vertreten. Lediglich in Irland ist Legg Mason allein vor Ort. Allenfalls ließe sich zugute- halten, dass künftig Legg-Mason-Fonds durch Franklin-Templeton-Vertreter in mehr Län- dern vertrieben werden können. Eine Frage der Kosten Schließlich bleiben Synergieeffekte, die sich durch eine Zusammenlegung ergeben können. Als geradezu meisterhaft erweist sich da Amundi mit der Übernahme von Pioneer. „Die Franzosen haben eine regelrechte Armee, die darangeht, die Kosten zu senken und Überschnei- dungen zurückzustutzen – und ich meine das im positiven Sinne“, be- richtet ein Brancheninsider. Franklin gibt zwar an, durch den Abbau von doppelten Strukturen, ins- besondere bei der Holding-Gesell- schaft sowie im Vertrieb, rund 200 Millionen Dollar binnen eines Jahres einsparen zu wollen. Aber: „Auf die zentralen Funktionen eines Asset Ma- nagers entfällt nicht der Löwenanteil der Kosten“, merkt Hübner an. Die entstünden im Vertrieb und im Port- Foto: © Kevin Ng, Amanda Gordon | Bloomberg, Bill Denison Joe Sullivan, Legg Mason: „Franklin Templetons Firmen- kultur ist der unseren ähnlich.“ Jenny Johnson, Franklin Templeton: „Dies bringt zwei Unternehmen zusammen, die sich gut ergänzen.“ Gut gelaufen – bis zuletzt Entwicklung des Aktienkurses im Vergleich in Prozent Seit dem Börsendebüt von Merian entwickelten sich die Aktienkurse beider Häuser recht gut – bis zum Corona-Crash. Quelle: Bloomberg -15 % -10 % -5 % 0 % 5 % 10 % 15 % 20 % 25 % 30 % 35 % 2020 I 2019 I 2018 Jupiter Merian Nelson Peltz, Trian Fund Management: „Ich halte diesen Deal für unwiderstehlich.“ 330 www.fondsprofessionell.de | 1/2020 vertrieb & praxis I übernahmen

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