FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2020

mit dem Kauf der Gesellschaft des legendären Sir John Templeton. Die verschiedenen Strän- ge sind auf Investmentebene bis heute nicht völlig verknüpft. „Im Verlauf unserer Firmen- geschichte haben wir viele Übernahmen ge- stemmt“, formuliert es Jenny Johnson. „Wir wissen, wie wir Unternehmen integrieren und dabei ihre Individualität wahren.“ Legg-Ma- son-Chef Sullivan ergänzt: „Franklin Temple- tons Firmenkultur ist der unseren ähnlich.“ So soll es auch mit Legg Mason laufen. Die Marken der angeschlossenen Manager bleiben erhalten. „Wir hätten den Deal nicht gemacht, wenn wir die Partner nicht mit an Bord ge- habt hätten“, so die Firmenchefin. Einer der angedockten Asset Manager, die auf alternati- ve Anlagen spezialisierte Gesellschaft Entrust, ist allerdings abgesprungen. Das Entrust-Ma- nagement kauft sein Haus heraus, will aber mit dem neuen Eigner kooperieren. Ob sich der vereinte Fondsanbieter ange- sichts des wachsenden Kostendrucks und Preisverfalls auf Dauer Mehrfachstrukturen leisten kann, wird sich zeigen müssen. Auch Franklin Templeton machte sich jüngst daran, das durch Übernahmen gewachsene Geflecht langsam zu entwirren. Groß kauft Klein Dem klassischen Muster Groß kauft Klein entspricht wiederum die Übernahme von Merian durch Jupiter. Zusammen verwalten sie ein Vermögen von 65 Milliarden britischen Pfund (78 Milliarden Euro). Merian war erst 2018 aus Old Mutual Global Investors ent- standen. Deren Firmenführung hatte das Asset-Management-Geschäft aus dem gleich- namigen Versicherungskonzern herausgekauft. Die Transaktion hat ein Volumen von 370 Millionen Pfund (445 Millionen Euro). Der Deal dürfte wesentlich auf Jupiter-Chef Andrew Formica zurückzuführen sein. Er war im Frühjahr 2019 an die Spitze des Fonds- anbieters gerückt und hat den Ruf, Übernah- men und Fusionen einzufädeln. So hatte er zuvor Henderson gelenkt und dessen Zusam- menschluss mit Janus eingeleitet. Jupiter war selbst als Übernahmekandidat gehandelt wor- den – und wollte mit dem Kauf von Merian womöglich diesem Schicksal entgehen. „Das ist eine spannende Übernahme“, begründet Formica den Deal. „Wir erzielen Skaleneffekte, erweitern unser Sortiment und verbessern die Wachstumsaussichten unseres Geschäfts.“ Zudem baue das Haus seine Marktposition aus. Der vereinte Anbieter rückt in seinem Heimatmarkt an die zweite Stelle der Retailanbieter. Das eröffnet eine größere Verhandlungsmacht, etwa bei den wichtigen Vertriebskanälen der Insel. Allerdings mussten auch Jupiter und Me- rian zuletzt Mittelabzüge hinnehmen. Dass sich diese nicht einfach durch eine Fusion beheben lassen, zeigen Beispiele wie Janus Henderson oder Aberdeen Standard Invest- ments. Diese ringen vor wie nach ihrem Zusammengehen mit Absatzschwierigkeiten. Papier ist geduldig „Auf dem Papier passt vieles gut zueinan- der“, merkt Branchenkenner Hübner generell an. „Aber es fällt nicht immer leicht, Kos- tensynergien zu heben und Cross-Selling- Potenzial auszuschöpfen.“ Ob die beiden Zu- sammenschlüsse erfolgreich verlaufen, dürfte sich bald herausstellen. Die ersten Wochen nach Bekanntgabe eines Deals seien die ent- scheidende Phase, erläutert der Oliver-Wy- man-Experte. „Es kommt darauf an, wie gut diese Zeit gehandhabt wird. Die kritischen Punkte sind: die Kunden wie auch die Kern- leistungsträger an das Haus zu binden.“ Gleichwohl könnte es zu weiteren Bünd- nissen kommen. „Die Gründe für eine Kon- solidierung in der Branche sind nach wie vor präsent“, sagt Hübner. Die Kursverluste an den Börsen ließen auch die Bewertungen der Asset Manager schrumpfen. Damit könnte so manche Verhandlung, die zuletzt am Preis scheiterte, wieder aufgenommen werden. Zahlungskräftige Interessenten gibt es genug, Ziele auch. SEBASTIAN ERTINGER | FP Andrew Formica, Jupiter: „Das ist sehr eine spannende Übernahme. Wir erzielen Skaleneffekte.“ Bei Endkunden aufgestiegen Retailvolumen britischer Anbieter in offenen Investmentfonds Im britischen Retailmarkt gewinnen Jupiter und Merian deutlich an Gewicht und setzen sich auf den zweiten Platz. Quelle: Investment Association, per Ende September 2019 Merian … Jupiter Aberdeen Standard Invesco M&G Fidelity Legal & General Jupiter mit Merian Blackrock , 69 29 Mrd. £ , 39 64 Mrd. £ , 38 55 Mrd. £ , 37 45 Mrd. £ , 32 29 Mrd. £ , 31 60 Mrd. £ , 29 01 Mrd. £ , 28 47 Mrd. £ 11,17 Mrd. £ 1. neu 2. 3. 4. 5. 6. 7. 20. Retailvolumen in Mrd. Pfund Aktien gekauft Anteil des verwalteten Vermögens nach Anlageklasse Ende 2019 Durch die Übernahme gewinnt bei Jupiter vor allem der Aktienteil an Gewicht, was zu höheren Ertragsschwankungen führen kann. Quelle: Präsentation Jupiter Aktien Anleihen Mischfonds Alternative Mit Merian Jupiter bislang 49 % Aktien 26 % Anleihen 21 % Misch- fonds 3 % 57 % Aktien 20 % Anleihen 14 % Misch- fonds 9 % Anteile des verwalteten Vermögens » Die kritischen Punkte sind: die Kunden wie die Kernleistungs- träger an das Haus zu binden. « Matthias Hübner, Oliver Wyman Foto: © Günter Menzl 334 www.fondsprofessionell.de | 1/2020 vertrieb & praxis I übernahmen

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