FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2020
Foto: © François Daburon E s ist schon ein wahrhaft bemerkens- wertes Ergebnis: Die französische Fondsgesellschaft Amundi, im Jahr 2010 als gemeinsame Asset-Management- Tochter der beiden französischen Groß- banken Société Générale und Crédit Agri- cole gegründet, hat im vorigen Jahr fast so viel frisches Geld von Anlegern ange- zogen wie die gesamte deutsche Fonds- branche mit offenen Fonds. Die Franzo- sen meldeten für 2019 ein Nettomittelauf- kommen von 107,7 Milliarden Euro, den höchsten Zufluss seit der Gründung des Unternehmens im Jahr 2010. Zum Ver- gleich: Deutschlands offene Investment- fonds kamen im gleichen Zeitraum auf zusammengenommen 120,2 Milliarden Euro an Neugeld. Auch wenn ein erheb- licher Teil des neuen Amundi-Geldes – konkret gut 70 Milliarden Euro – auf zwei neue institutionelle Mandate eines Joint Ven- tures in Indien entfällt: Mit einem inzwischen verwalteten Vermögen in Höhe von 1,65 Bil- lionen Euro ist der Pariser Asset Manager der unangefochten größte aus Europa stammen- den Fondsanbieter, der inzwischen zu den Top Ten der Anbieter weltweit gehört. Kein Wunder, dass Amundi große Pläne zum Ausbau des eigenen Geschäfts hegt, bei denen insbesondere Asien eine besondere Be- deutung hat. Denn dazu gehört zum Beispiel eine Partnerschaft, die man mit der Bank of China knüpfen will. Ziel ist die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens in der Volks- republik, die den einst geschlossenen Markt schrittweise öffnen will. Ein Fondsriese wie Amundi bringt dabei im Vergleich zu anderen Marktteilnehmern den Vorteil mit, dass die Franzosen bereits ein Joint Venture mit der Agricultural Bank of China unterhalten. Und wenn es nach Amundi-Vorstandschef Yves Perrier geht, dann ist das noch lange nicht das Ende der Fahnenstange. Herr Perrier, Amundi hat in den vergan- genen elf Jahren ein fast ununterbrochen starkes Wachstum seiner verwalteten Assets erzielen können. Wie geht so etwas in einer Fondsbranche, die immer stärker von Verdrängung und Konsoli- dierung geprägt ist? Yves Perrier: Die Geschichte von Amundi war seit der Gründung im Jahr 2010 eine Wachstumsstory. Wir sind damals mit rund 670 Milliarden Euro gestartet und haben die verwalteten Assets seither – weitestgehend durch organisches Wachstum – um das 2,5- Fache steigern können, seit dem Börsengang 2015 um das 1,7-Fache. Heute verwaltet un- sere Gesellschaft über 1,6 Billionen Euro und gehört damit als einziger aus Europa stam- mender Asset Manager zu den Top Ten welt- weit. Dahinter stand von Anfang an ein Ex- pansionsplan, den wir konsequent verfolgt ha- ben. Ein Plan, der worin konkret bestand? Wir haben bewusst darauf hingearbeitet, un- seren Fußabdruck außerhalb unseres Heimat- marktes, wo wir nach wie vor die unange- fochtene Nummer eins sind, deutlich auszu- weiten. Das Ziel war, einen bis dahin im We- sentlichen auf den französischen Markt und konzerneigenes Geschäft ausgerichteten Asset Manager in einen ernst zu nehmenden Global Player zu verwandeln. Diese Entwicklung haben wir zu drei Vierteln durch organi- sches Wachstum geschafft, ein Viertel wa- ren Akquisitionen, hauptsächlich die Übernahme von Pioneer Investments. Letztere hat zur Stärkung unserer Exper- tise, der Vertriebskanäle und unserer Ta- lente beigetragen. Abgesehen von Man- daten, die wir für Versicherer der Crédit Agricole Gruppe verwalten, managen wir heute rund zwei Drittel der uns anvertrau- ten Assets für Kunden außerhalb Frank- reichs. In Italien und Österreich rangieren wir schon heute unter den Top Drei aller Fondsgesellschaften, und auch in Deutschland gehören wir zu den führen- den internationalen Playern. Abgesehen von dieser starken Präsenz in Europa ist inzwischen Asien inzwischen zu unserem zweiten Heimatmarkt avanciert. Wir verwal- ten dort inzwischen Gelder in Höhe von rund 300 Milliarden Euro. Auf Assetklassen bezogen dominieren nach wie vor klassische mittel- bis lang- fristig ausgerichtete Investments, weni- ger die zuletzt stark gefragten Segmente wie Real Assets, Immobilien, Private Debt oder auch der enorm gewachsene Bereich passiv gemanagter Mandate. Das würde ich so nicht sehen. Es ist zwar richtig, dass der Großteil der von uns verwal- teten Gelder in eher klassischen Assetklassen liegt, aber wir haben sehr erfreuliche Zuwäch- se gerade in den spezialisierten Assetklassen erzielt. Im Passivgeschäft, einem Bereich, den wir 2010 sozusagen aus dem Nichts aufge- baut haben, verwalten wir mittlerweile bereits mehr als 130 Milliarden Euro in ETFs und Smart-Beta-Lösungen. Bei Geldmarktfonds sind wir die Nummer eins in Europa, und bei den sogenannten Real Assets – Immobilien, Private Debt, Private Equity und Infrastruktur – konnten wir deutliche Nettomittel-Zuwächse verbuchen und managen in diesem Bereich heute 53 Milliarden Euro gegenüber vier Mil- liarden Euro 2010. Damit sind wir einer der Er gilt als Urgestein der französischen Fondsindustrie: Yves Perrier , Vorstandschef des europäischen Fonds- riesen Amundi , leitet das Unternehmen seit dessen Gründung im Jahr 2010 mit nach wie vor beeindruckendem Erfolg, was die Absatzzahlen für das vergangene Jahr angeht. Wir haben ihn nach seinen Plänen gefragt. „Asien ist für uns einer der be » Wir haben bewusst darauf hingearbeitet, un- seren Fußabdruck außer- halb unseres Heimat- marktes, wo wir nach wie vor die unangefoch- tene Nummer eins sind, deutlich auszuweiten. « Yves Perrier, Amundi vertrieb & praxis I yves perrier | amundi 336 www.fondsprofessionell.de | 1/2020
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