FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2020
sengehandelten Vehikeln waren es sogar mehr als 40 Prozent. „Ein Grund ist, dass der Wohl- stand weltweit zunahm und irgendwie inves- tiert werden muss“, erläutert Miller. Anleger würden daher stets nach neuen, guten Produk- ten suchen – und die Entwickler stünden gern bereit, die nächste tolle Idee zu liefern. Selbst auf längere Sicht setzen sich davon nur wenige durch. Die Broadridge-Analyse zeigt, dass sich die Fondsgesellschaften nicht nur bei Neuauflagen, sondern über alle Alters- klassen hinweg schwertun, die Marke von 100 Millionen Euro zu über- schreiten. Die Anbieter zögern augen- scheinlich, Ladenhüter auszuräumen. Lukrative Kassenschlager „Es gibt viele Gründe, einen Fonds doch nicht aufzugeben“, erläutert Chancellor. „Einen kleinen Fonds zu schließen, spart zwar Geld ein, aber wiederum nicht so irrsinnig viel. Im Einzelfall erscheint es den Asset Ma- nagern sinnvoll, auch kleine Portfolios mitzuschleppen.“ Obendrein ist die Auflösung oder Verschmelzung eines Fonds mit einem gewissen Aufwand verbunden. Vor allem läuft der Anbie- ter Gefahr, Klienten zu verärgern. „Wenn ein wichtiger Kunde in einen kleinen Fonds investiert, werden die Asset Manager dessen Schließung sehr genau abwägen“, gibt der Bran- chenkenner zu bedenken. Auf der anderen Seite lohnt es sich trotz des Margendrucks immer noch, neue Produkte auf den Markt zu wer- fen. „Die Asset Manager wären gar nicht so erpicht darauf, neue Fonds zu lancieren, wenn es nicht trotzdem ertragreich wäre“, meint Flowspring- Gründer Miller. So ist der Start eines Fonds, der nie auf großes Interesse stößt, durchaus mit Aufwand verbun- den. „Die größten Kosten fallen bei der Produktentwicklung an. Immerhin müssen Anbieter ein ganzes Team da- für bereithalten“, erläutert Broadridge- Experte-Chancellor. Miller meint den- noch: „Die Gewinne, die bei einem Kassenschlager winken, stellen diese Kosten bei Weitem in den Schatten.“ Allerdings variiert die Grenze, ab wann ein Vehikel lohnend zu betrei- ben ist. Broadridge orientierte sich für die 100-Millionen-Euro-Schwelle an den Aussagen von Fondsgesellschaf- ten. „Die größeren Anbieter wollen diese Marke meist überschritten sehen, um eine Neuauflage als Erfolg zu werten“, argumen- tiert Chancellor. Denn viele institutionelle Anleger investieren erst in Vehikel, die diese Hürde genommen haben. Ist diese Zahl er- reicht, weitet sich der Kreis der potenziellen Kunden also erheblich aus. Mitunter liegt die Schwelle auch nur bei 50 Millionen Euro. Kleinere Fondsgesellschaften können je- doch durchaus mit Produkten Geld verdienen, die weniger auf die Waage bringen. Zudem kommt es auf den Einsatz- zweck an. „Sogar Fonds mit einem geringeren Volumen als 20 Millionen Euro können wirtschaftlich tragfähig sein“, meint Christian Funke, Vorstand des Vermögensverwalters Source For Alpha. „Dies gilt besonders, wenn diese als Zielfonds im Rahmen einer Vermögensverwaltung eingesetzt wer- den.“ Auch könne es sinnvoll sein, für größere Kunden eigens einen Fonds aufzulegen. Effizienter Markt Richtet man den Blick nicht auf die Zahl, sondern auf das verwaltete Ver- mögen, dominieren die Verkaufsschla- ger. Der Broadridge-Analyse zufolge liegen in den europäischen Märkten 50 Prozent der Assets in Portfolios, die eine Milliarde Euro oder mehr auf die Waage bringen. In der Asien-Pazifik- Region entfällt weniger als die Hälfte des insgesamt verwalteten Vermögens auf die Schwergewichte. In Nordamerika, also vornehmlich in den USA, sind es sogar 91 Prozent. „Der amerikanische Markt ist deutlich effizienter“, stellt Chancellor fest. Das liege zum Teil daran, dass ETFs und Indexfonds einen weitaus größeren Marktanteil besitzen. „Zum anderen sind die USA ein großer, einheitlicher Markt“, erläutert der Analyst. Europa und Asien seien deutlich fragmen- tierter, sie setzten sich aus vielen Ein- zelmärkten zusammen. Aufgrund der unterschiedlichen Regulierung, der Steuern oder länderspezifischer Ge- pflogenheiten könne es hier auch künftig Sinn ergeben, auf lokale Erfor- dernisse zugeschnittene Fonds zu un- terhalten. Somit werden die Zombies noch eine ganze Weile umherirren. SEBASTIAN ERTINGER | FP Schwergewichte dominieren das Feld Verteilung des verwalteten Vermögens aller Fonds nach Volumengruppen und Regionen Nach allen Altersklassen betrachtet steckt in Nordamerika das meiste Geld in Dickschiffen. * in Luxemburg oder Irland aufgelegt Quelle: Broadridge | Stand: 30.9.2019 Unter 100 Mio. 100 bis 250 Mio. 250 bis 500 Mio. 500 Mio. bis 1 Mrd. Über 1 Mrd. 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % International* Asien-Pazifik Nordamerika Europa Passive nehmen schneller zu Zahl neuer Fonds nach Volumengruppen und Investmentstil Passive Fonds wie ETFs sind im Schnitt größer als aktiv gemanagte Fonds. Skaleneffekte sind bei ihnen noch wichtiger. Quelle: Broadridge | Stand: 30.9.2019 Unter 100 Mio. 100 bis 250 Mio. 250 bis 500 Mio. 500 Mio. bis 1 Mrd. Über 1 Mrd. 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Passiv Aktiv » Die Asset Manager wären gar nicht so erpicht darauf, neue Fonds zu lancieren, wenn es nicht trotzdem ertragreich wäre. « Warren Miller, Flowspring Kaum junge Kassenschlager Zahl neuer Fonds nach Volumengruppen und Regionen Broadridge analysierte Fonds, die zwischen 2011 und 2016 lanciert wurden. * in Luxemburg oder Irland aufgelegt Quelle: Broadridge | Stand: 30.9.2019 Unter 100 Mio. 100 bis 250 Mio. 250 bis 500 Mio. 500 Mio. bis 1 Mrd. Über 1 Mrd. 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % International* Asien-Pazifik Nordamerika Europa 348 www.fondsprofessionell.de | 1/2020 vertrieb & praxis I fondsvolumen
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