FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2020
che Abteilungen in den Prozess involviert sind und intern alles dokumentiert werden muss“, bemerkt Unternehmensberater Kruschev in diesem Kontext. Anbieter in der Größenklasse der DWS haben aus gutem Grund einen stark institutionalisierten, softwareunterstützten Pro- zess. Anders wären schon aus organisatori- schen Gründen zu schnell die Grenzen er- reicht: Neben 30 bis 60 neuen Fonds legt die DWS pro Jahr 100 bis 150 neue Anteilsklas- sen von bestehenden Fonds auf. Rechtsform, Domizil und Art Im nächsten Schritt sind drei Punkte zu klä- ren: das Domizil, die Rechtsform und die Art des Fonds. Dabei spielen Vertriebsfragen, die Anlagestrategie sowie Kosten eine Rolle. Welcher Punkt zuerst geklärt wird, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. In der Regel dürfte aber zuerst über die Art des Fonds entschei- den werden, also ob er gemäß der europäi- schen UCITS-Richtlinie („Undertakings for Collective Investments in Transferable Secu- rities“) oder als Alternativer Investmentfonds (AIF) lanciert wird. UCITS-Fonds investieren in liquide Wertpapiere – Aktien und Anleihen – sowie deren Derivate. Produkte, die auf an- dere Assets wie physisches Gold oder Immo- bilien setzen, sind immer AIFs. Das hat Auswirkungen auf das Domizil und damit den Vertrieb. „Wertpapierfonds im UCITS-Mantel kann man überall in Europa vertreiben. Wenn man aber eine speziellere Strategie verfolgen möchte und dazu einen AIF-Rechtsmantel benötigt, sollte man das Produkt besser im Ziel- oder Vertriebsland auflegen“, weiß Kruschev. Die Anforderun- gen, die verschiedene nationale Aufsichts- behörden an die Ausgestaltung der AIF-Fonds stellen, kommen Kruschev zufolge de facto einem länderübergreifenden Vertriebsverbot gleich. Aus diesem Grund „beschneiden“ Asset Manager mitunter die Anlagestrategie eines geplanten Fonds, damit er als UCITS durchgeht. Wenn die Strategie aber an erster Stelle steht, bestimmt diese die Art des Fonds, selbst wenn das Vertriebseinschränkungen bedeuten sollte. „Die Strategie gibt selten den Ausschlag für das Domizil Luxemburg oder Deutschland, eher der Vertrieb“, berichtet Sendmeyer über die Herangehensweise der DWS. „Fonds aus Luxemburg, aber auch Irland, sind interna- tional bekannter als deutsche Fonds. Das gilt insbesondere für den asiatischen Markt.“ Die Foto: © Capco, Frank Bluemler Wesselin Kruschev, Capco: „Wertpapierfonds im UCITS- Mantel kann man überall in Europa vertreiben.“ Oliver Böttger, Lupus Alpha: „Wir mussten erst klären, ob sich die Vorgaben tatsächlich umsetzen lassen.“ Von der Idee zum Produkt Schematische Darstellung einer Fondsauflage Die Auflage eines neuen Retailfonds besteht aus vielen einzelnen Schritten, die jeder Asset Manager individuell handhabt. Oben sind vereinfacht und schematisch die Stationen aufgelistet, die ein Produkt während seiner Entstehung in der Regel durchläuft. Quelle: FONDS professionell 2020 1. Idee Am Anfang steht der Wunsch, ein bestimmtes Anlagekonzept umzusetzen. 2. Vertriebs- check Der Asset Manager klärt, ob der geplante Fonds bei Anle- gern auf Inter- esse stoßen würde. 3. Marktcheck Hat ein Mitbe- werber bereits ein ähnliches Produkt lan- ciert? Lässt sich die Stra- tegie besser oder billiger umsetzen? 4. Machbar- keitsprüfung Die Gesellschaft prüft, ob sie das Know-how hat, die Strate- gie erfolgreich umzusetzen. 5. Rechtlicher Mantel Wahl des Domizils (meist D oder LU), der Rechtsform (SICAV oder Sonderverm.) und des Fonds- typs (UCITS oder AIF). 6. Wahl der Verwahrstelle Bestimmung einer Verwahr- stelle und unter Umständen auch einer Service-KVG. 7. Genehmi- gungsprozess Die Aufsichts- behörde muss ihre Zustim- mung geben. Hinzu kommt die Erstellung der Dokumente (Prospekt, KID, Broschüren). 8. „Seed money“ Der Fonds sammelt Start- kapital ein. 9. Vertriebs- start Schließlich kann die breite Vermarktung des neuen Fonds beginnen. 352 www.fondsprofessionell.de | 1/2020 vertrieb & praxis I fondsauflage
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