FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2020

Ab wann kann man bei Ihnen Kunde werden? Oder anders gefragt: Ab welcher Größenordnung ist es sinnvoll, Vermögen durch das Bankhaus Metzler betreuen zu lassen? Ab drei Millionen Euro. Diese Summe ergibt hinsichtlich der geschilderten Strategie, in Einzelwerte zu investieren, auch Sinn. Bei den drei Millionen handelt es sich um liquides und anlagefähiges Vermögen. Die meisten unserer Kunden besitzen darüber hinaus noch Immo- bilien und ein Unternehmen. Einige Banken klagen über sehr geringe Margen im Private Banking. Verdienen Sie in diesem Geschäft denn überhaupt noch Geld? Selbstverständlich – wobei wir die Ergebnisse unserer Sparten traditionsgemäß nicht veröf- fentlichen. Wir sind schlank aufgestellt und haben deshalb nicht so hohe Verwaltungs- aufwendungen. Und wir hängen nicht vom Produktverkauf ab. Wenn Sie heute Anlage- beratung machen wollen, ist das aufgrund des hohen Verwaltungsaufwands ökonomisch kaum noch zu bewerkstelligen, jedenfalls nicht in der intensiven Form, wie wir es tun würden. Deshalb ziehen sich viele Häuser leider aus diesem Thema zurück. Sie haben Standorte in fünf deutschen Metropolregionen. Wie sehen Ihre Pla- nungen für die lokalen Niederlassungen aus? Kommen weitere Private-Banking- Standorte dazu? Definitiv halten wir an unseren Standorten fest. Erweiterungen sind derzeit nicht geplant. Wir werden oft gefragt, warum wir beispiels- weise nicht in Berlin sind. Die Klientel, die wir ansprechen, ist in bestimmten Regionen über ganz Deutschland verteilt. Da benötigt man ein paar Stützpunkte, um sie zu errei- chen. Sehr interessante Leute treffen Sie unter anderem im Sauerland und auf der Schwä- bischen Alb. Dort sitzen die Hidden Cham- pions. Sind Sie eher Haupt- oder Nebenbank- verbindung? Unsere Kunden sind ja nicht einfach vom Himmel gefallen und besitzen plötzlich ein liquides Vermögen von mehr als drei Millio- nen Euro. Unser typischer Kunde ist deut- scher Familienunternehmer. Das sind Men- schen mit einer besonderen Ausprägung. Sie besitzen eine Historie von gewachsenen Erfahrungen in ihrem Unternehmen, in ihrer Branche und auch mit unterschiedlichen Ban- ken. Nach dem Krieg hat man die Wirtschaft und die Unternehmen wiederaufgebaut. Dann fing man langsam an, Gewinne, die nicht voll- ständig in der eigenen Firma reinvestiert wur- den, in Immobilien anzulegen. Liquide Ver- mögen wurden erst in den 1980er-Jahren auf- gebaut. Unsere Kunden besitzen daher auch Verbindungen zu anderen Banken, bei denen sie beispielsweise ihr Girokonto führen, das wir übrigens gar nicht anbieten. Die Leute trennen die Themen gern. Wir sind keine Hausbank, wir sind Vermögensverwalter. Gehören auch junge Start-up-Unterneh- mer zu Ihren Kunden? Die gibt es auch, sie sind aber nicht die typi- sche Klientel. Wir fokussieren uns auf Fami- lienunternehmer aus Deutschland, weil uns die gleichen Themen beschäftigen. Auf Ihrem Karriereportal im Internet suchen Sie derzeit überwiegend IT-Mit- arbeiter und Regulierungsexperten. Die- ser Trend ist auch bei anderen Finanz- unternehmen zu beobachten. Doch leider verdient man als Bank mit diesen unter- stützenden Tätigkeiten kein Geld. Su- chen Sie keine Kundenbetreuer? Mitarbeiter in der Kundenbetreuung gewinnen wir meistens über andere Wege. So stellen wir beispielsweise jährlich rund vier Trainees ein. Einige Mitarbeiter kommen auch über Emp- fehlungen, jedoch möchten wir keine Teams einstellen. Es ist richtig, dass in den vergange- Emmerich Müller: „Der Kunde weiß zu jeder Zeit, was er hat. Das komplexeste Produkt, das wir als Finanzinstrument nutzen, ist eine inflationsgeschützte Anleihe der Bundesrepublik Deutschland.“ » In der Regel dauert es zwei bis drei Jahre, einen neuen Mandanten zu gewinnen. « Emmerich Müller, Bankhaus Metzler Foto: © José Poblete Emmerich Müller Emmerich Müller ist seit dem Jahr 2000 für Metzler tätig. 2005 wurde er in den Kreis der persönlich haftenden Gesellschafter sowie in den Vorstand der B. Metzler seel. Sohn & Co. Holding AG, wo er als Primus inter pares gilt, berufen. Müller verantwortet das Geschäftsfeld Private Banking sowie das Konzernrecht und das Kreditrisikomanagement. Vor seiner Tätigkeit für Metzler arbeitete der Jurist rund 13 Jahre für die BHF-Bank in Frankfurt und Zürich. Das Bankhaus Metzler beschäftigt rund 850 Mitar- beiter und ist in den Geschäftsfeldern Asset Manage- ment, Private Banking und Kapitalmarkt aktiv. Außer- dem begleitet es Übernahmen und Fusionen. bank & fonds I emmerich müller | bankhaus metzler 384 www.fondsprofessionell.de | 1/2020

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