FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2020

Beratungscenter an. Die Kreissparkasse Köln war 2013 einer der Pioniere auf dem Gebiet der Videoberatung. Und auch so manche Geschäftsbank springt auf den Trend auf. So bietet die Deutsche Bank ihren Privat- kunden seit 2017 eine Videoberatung in den Filialen an. Dabei können während eines Beratungsgesprächs Spezialisten etwa zu Bau- finanzierungs- oder Gewerbethemen aus anderen Standorten der Bank per Video zu- geschaltet werden. Seite Mitte 2019 gibt es auch die Videoberatung „zum Kunden nach Hause“. Nach vorheriger Terminvereinbarung kann man über Smartphone, Tablet oder PC eine Videoberatung zu Baufinanzierungen, Privatkrediten, Altersvorsorge oder Bausparen nutzen. Die Hypovereinsbank hat ebenfalls die Videozuschaltung von Experten zu Beratungs- gesprächen im Programm. Bei der Commerz- bank gibt es bislang zwar kein solches Ange- bot, aber bei der Direktbank-Tochter Com- direct können Kunden Videoberatung über Baufinanzierungen in Anspruch nehmen. Versicherer machen es auch Auch vor der Versicherungsbranche, die im Ruf steht, in Sachen Digitalisierung nicht unbedingt auf dem neuesten Stand zu sein, macht der Trend zur Videoberatung nicht halt. Die Swiss Life etwa ist ganz vorn dabei. „Seit August 2019 bieten wir unseren Kunden auch Videoberatung an“, sagt Stefan Butzlaff, Geschäftsführer von Swiss Life Deutschland Vertriebsservice. Viele Versicherungsprodukte können bereits in der Videoberatung via Inter- net abgeschlossen werden. „Derzeit arbeiten wir daran, unseren Kunden auch den Ab- schluss von reinen Investmentprodukten und solchen zum Finanzierungs- und Kreditge- schäft online anzubieten“, berichtet Butzlaff. Eine Entwicklung, die sich bei Banken und Versicherern immer mehr durchsetzt, können sich auch freie Fonds- und Versicherungsver- mittler zunutze machen. „Das kann man ihnen nur empfehlen“, sagt Christian Scheckenbach. „Wir sehen, dass die Videoberatung ganz be- sonders im Fondsgeschäft sehr gut ankommt“, berichtet er. Warum sollten also nicht auch Finanzanlagenvermittler auf den Zug auf- springen, in Technik investieren, sich weiter- bilden und Videoberatung anbieten? Die Kosten dafür halten sich in Grenzen und der zeitliche Aufwand ist nicht allzu groß (siehe Kasten unten). Und eine nahe Betreu- ung von Kunden in der Ferne hat über die Corona-Krise hinaus ihren Charme. Nicht jeder muss erfinderisch sein, um auf gute Ideen zu kommen. Manchmal hilft auch: ganz einfach mal abgucken. ANDREA MARTENS | FP Foto: © Andrey Popov| stock.adobe.com; VR-Bank Würzburg; Berliner Volksbank Michael Thieme, Berliner Volksbank: „Wir wollen unser Angebot für Videoberatung weiter ausbauen.“ Matthias Scheckenbach, VR-Bank Würzburg: „Video- beratung kommt besonders im Fondsgeschäft gut an.“ Videoberatung Marke Eigenbau: Tipps für freie Berater und Vermittler Videoberatung ist nicht nur Banken und Versicherern vor- behalten. Auch freie Finanzberater und Versicherungs- vermittler können ihren Kunden diesen Service anbieten, ohne dass sie dafür enormen Aufwand betreiben müssen. Hardware: Für eine gute Videoberatung sind natürlich ein leistungsstarker Rechner und eine schnelle, stabile Inter- netverbindung notwendig. Wichtig sind zudem eine sehr gute Kamera, ein gutes Mikrofon und ein angenehm zu tragendes Headset. Nicht zu vergessen ist ein zweiter Bildschirm. So können Unterlagen vorbereitet und prä- sentiert werden, während der Kunde auf dem zweiten Monitor weiterhin zu sehen ist. Wer nicht nur beraten, sondern per Video auch Fonds oder Versicherungspolicen vermitteln möchte, benötigt darüber hinaus ein Tablet, auf dem er selbst unterzeichnen kann. Software: Prinzipiell ist es möglich, eine Videoberatung einfach über Skype, Gotomeeting oder ähnliche Program- me für Onlinekonferenzen vorzunehmen. Deutlich besser ist es aber, professionelle Softwarelösungen von spezia- lisierten Anbietern zu nutzen. Diese Lösungen führen durch den Beratungsprozess, sind datenschutzkonform und berücksichtigen im besten Fall sämtliche Vorgaben von Mifid II und der Finanzanlagenvermittlungsverordnung (FinVermV). Solche Programme gibt es unter anderem bei Unternehmen wie Flexperto, Bridge oder Syncpilot. Die Kosten belaufen sich je nach Anbieter auf etwa 40 Euro monatlich. Nicht vergessen: Die FinVermV sieht auch für die digitale Beratung die Aufzeichnungspflicht, das Taping, vor. Auch dafür müssen Fondsvermittler eine Lösung parat haben. Außerdem sollten Berater an das Postident-Verfahren denken, denn nach dem Geld- wäschegesetz ist bei neuen Kunden der Ausweis zu prü- fen und zu kopieren. Damit ihre Klientel das Verfahren nutzen kann, müssen Berater zuvor einen entsprechenden Vertrag mit der Deutschen Post abschließen. Dabei er- halten sie eine Kundennummer für die Abrechnung. Schulungen: Videoberatung läuft zwar ähnlich wie das persönliche Kundengespräch, dennoch gibt es dabei einiges zu beachten. Es beginnt mit der Frage, wie sich Kunden überhaupt für diese andere Form der Beratung gewinnen lassen, und endet mit rechtlichen Aspekten. So ist bei der Onlinevermittlung von Fonds oder Versiche- rungen zum Beispiel das Fernabsatzgesetz zu berücksich- tigen. Auch das perfekte Verhalten vor der Kamera will gelernt sein. Freie Vermittler und Berater sollten sich vor dem Start schulen lassen. Training: Nach einer Schulung tut Übung gut. Dafür können sich Berater und Vermittler zusammenschließen und sich zu Trainingszwecken regelmäßig gegenseitig „beraten“. Das verhindert auch, dass sich die eine oder andere Gewohnheit einschleicht, die vor der Kamera viel- leicht unpassend wirkt. Laptop einschalten, mit dem Berater sprechen: Auch für freie Vermittler ist Videoberatung eine gute Idee. 402 www.fondsprofessionell.de | 1/2020 bank & fonds I videoberatung

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