FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2020
Foto: © Robert Kneschke | stock.adobe.com D er Strategieschwenk des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) ist in einem internen Rund- schreiben nachzulesen, das zum Jahres- wechsel verschickt wurde. Dort steht, wie das innerhalb der Organisation heftig kritisierte Smartphone-Konto Yomo neu ausgerichtet werden soll. „Perspektivisch soll es sich um eine reine App-Lösung und nicht wie bisher geplant um eine eigenständige Kontolösung handeln“, lautete die Mitteilung an die Spar- kassenchefs. Das bedeutet eine Kehrtwende in der bisherigen Politik: Die öffentlich-rechtliche Bankengruppe verabschiedet sich damit von einem eigenständigen digitalen Konto, wie es beispielsweise N26 oder auch Moneyou anbieten. Im Sinne von „Yomo ist tot, es lebe Yomo“ mutiert „Your money“ somit zur reinen Applikation, die lediglich einen alter- nativen Zugang zum Onlinekonto bei der hei- mischen Sparkasse bietet. Technisch basiert Yomo zukünftig auf der S-App, der meist genutzten Banking-App Deutschlands. Zu- gleich soll die App als Basis für die Entwick- lung neuer Features dienen, die allen digitalen Anwendungen im Sparkassenbereich zugute- kommen sollen. Historie Es ist schon rund fünf Jahre her, dass die öffentlich-rechtliche Bankengruppe entschied, ein kostenfreies Smartphone-Konto aufzule- gen, um junge, digitalaffine Kunden zu ge- winnen. Rund zehn regionale Institute waren mit von der Partie und trieben das Projekt voran. Für die damalige Zeit war das eine fast revolutionäre Idee. Es gab noch nicht an jeder Ecke ein digitales Konto, und auch der heutige Marktführer N26, der damals noch Number 26 hieß, war nur Insidern be- kannt. Für die technische Umset- zung des neuen Vorzeigeprojekts war anfangs die Star Finanz zu- ständig, ein kleinerer IT-Dienst- leister der Sparkassengruppe. Da die Entwicklung nicht schnell genug voranschritt, ging das hip- pe Konto mit dem Namen Yomo zwei Jahre später in die Verant- wortung der Finanzinformatik (FI) über. Zu dieser Zeit stand das Pro- jekt innerhalb der regional aufge- stellten Sparkassenorganisation, die sich mit zentralen Lösungen seit jeher schwertut, bereits unter Beschuss. Dennoch hielten die Verantwortlichen an ihrer Idee fest. Der Imageschaden bei einer Einstellung wäre wohl zu groß gewesen, schließlich wollte man sich mit dem digitalen Konto einen jugendli- chen, innovativen Touch geben. Im Dezember 2018 schaltete die FI das Konto dann endlich live. Dass das so lange gedauert hat, ist wohl nicht nur dem größten Systemhaus der öffent- lich-rechtlichen Gruppe anzulasten. In Spar- kassenkreisen war Unmut darüber zu verneh- men, dass die Finanzaufsicht Bafin bei dem neuen Projekt offensichtlich besonders genau hingeschaut hat. So musste etwa beim On- boarding, also der Anbindung neuer Kunden inklusive deren Identifizierung, die durch den Dienstleister ID Now erfolgt, auf Druck der Aufsicht mehrfach nachgebessert werden. Erfolg steht aus In seinem ersten Jahr am Markt konnte das Konto noch keine Erfolgsgeschichte schrei- ben. Die Zahl der teilnehmenden Sparkassen ist bislang überschaubar. „Derzeit beteiligen sich elf Sparkassen an Yomo“, sagt ein DSGV-Sprecher. Das bedeutet, dass gegen- wärtig nur drei Prozent der insgesamt rund 380 Sparkassen in Deutschland beim digitalen Konto mitmachen. Fünf Jahre ist es schon her, dass die Sparkassen ihre Pläne für ein kostenfreies Smartphone-Konto vorgestellt haben. Mittlerweile ist Yomo zur App geschrumpft. Bank in der Hosentasche Fürs Zahlen ist längst kein Bargeld mehr nötig, auch die Girocard hat bei vielen ausgedient. Immer mehr Kunden begleichen mittler- weile fast jede Rechnung per Smartphone, sei es die Miete oder den Einkauf im Supermarkt. » Derzeit beteiligen sich elf Sparkassen an Yomo. Rund 130 Institute äußerten den Wunsch, ebenfalls teilzunehmen. « Ein Sprecher des Sparkassenverbandes DSGV 404 www.fondsprofessionell.de | 1/2020 bank & fonds I smar tphone-konten
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