FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2020
Eine ganze Reihe von Interessenten soll je- doch Gewehr bei Fuß stehen. „Rund 130 Institute äußerten den Wunsch, ebenfalls teil- zunehmen“, beschwichtigt der Sparkassen- vertreter. Auch Kontoeröffnungen seien trotz der geringen Resonanz bundesweit möglich: „Wenn die eigene Sparkasse vor Ort nicht da- bei ist, wird das Konto bei der nächstgelege- nen teilnehmenden Sparkasse eröffnet“, so der Sprecher. Aus Kundensicht ist dies nicht im- mer glücklich. So kann es beispielsweise pas- sieren, dass das Konto eines Kölner Studenten bei einer Ruhrgebiets-Sparkasse geführt wird. Skeptischer Vorstand Warum das Konto auf so wenig Gegenliebe bei den regionalen Häusern stößt, erfährt man nur hinter vorgehaltener Hand: „Vom Verband hieß es, dass wir Yomo erst kostenfrei anbie- ten, später bepreisen wir Angebote oder ver- kaufen zusätzliche Produkte über diesen Kanal. Konkretes wurde aber nicht laut“, so der Vorstandschef einer bayerischen Spar- kasse. „Das ist jedoch gefährlich: Wer einmal kostenfreie Produkte in Anspruch nimmt, sei es ein kostenfreies Konto oder ein kosten- freies Depot, den bekommt man später kaum dazu, Entgelte für die gleiche Dienstleistung zu bezahlen.“ Fakt sei, dass Girokonten nun einmal Geld kosten und dies auch bepreist werden müsse. „Aktionen wie die, ein kostenfreies Konto mit Begrüßungsprämie anzubieten, können sich Mitbewerber, die ebenfalls über ein Filialnetz verfügen, über kurz oder lang nicht mehr leisten.“ Das sähe man beispielsweise bei der Commerzbank, die zwar mit ihren Konto- prämien neue Kunden gewinne, dafür aber in diesem Segment defizitär unterwegs sei. „Wir haben in unserem Hause beschlossen, dass es keine kostenfreien Konten gibt. Ohne Konto- führungskosten kann eine filialbasierte Bank nicht mehr überleben“, so der Vorstand. Seine Prognose lautet, dass die Kontoführungsprei- se noch einmal um rund 50 Prozent steigen werden, damit die Kosten gedeckt werden können. Konkurrenz Anders sieht es bei den Newcomern im Bankenmarkt aus: Für sie scheint sich auch ein Null-Gebühren-Konto noch zu lohnen. So brachte der Zahlungsverkehrsdienstleister Wirecard mit „Boon.Planet“ Ende 2019 ein weiteres, ebenfalls kostenfreies Smartphone- Konto auf den Markt. Es reiht sich damit nahtlos in die Angebote von Tomorrow, N26, Fyrst, O2 Banking und Moneyou ein. Boon.Planet lockt neue Kunden in den Anfangsmonaten mit einem Guthabenzins von 0,75 Prozent bei Beträgen bis zu 10.000 Euro, verlangt aber zwei Euro je Bargeldab- hebung. Das neue Konto integriert verschie- dene mobile Zahlungslösungen wie Apple Pay, Google Pay, Swatch und Garmin Pay. „Eine breit genutzte Banking-Plattform bie- tet nahezu unendliche Möglichkeiten, Provi- sionen von etwaigen Partnern zu bekommen“, sagt Oliver Geiseler, Partner bei der Unterneh- mensberatung Capco. „Für die Zukunft sind Angebote, die über das ‚klassische‘ Bankge- schäft mit dem Fokus auf Bankprodukte hin- ausgehen, angekündigt. Hier verknüpft man sicherlich zunächst Zahlungsfunktionen mit Versicherungsleistungen oder Finanzierungs- angeboten.“ Darüber hinaus sei Wirecard mit dem Angebot eines eigenen Kontos in der Lage, Geld innerhalb des eigenen Ökosystems zu belassen. Das reduziert beispielsweise die Zahlung von Transaktionsgebühren an Ban- ken und Kreditkartenunternehmen. „Das der- zeitige Basisangebot ist somit lediglich der Testballon für eine schnelle Erweiterung des Servicespektrums und das geplante White- Labelling-Angebot“, so Geiseler. Bei Yomo sieht der Unternehmensberater neben Licht auch einigen Schatten: „Das Pro- dukt besitzt wirklich sehr gute Elemente, bei- Foto: © Yomo So sieht Yomo aus „Timeline“ und „One-Screen-Mode“ der neuen Sparkassen-App „Wann geht das nächste Mal die Miete vom Konto oder wie war noch mal die IBAN von Sven? Das weiß deine Timeline – und macht es dir damit noch einfacher, den Überblick zu behalten.“ So werben die Sparkassen für Yomo. Links ist die „Timeline“ zu sehen, rechts der „One-Screen-Mode“. Dazu heißt es in schönster Jugendsprache: „Bei Yomo findest du Überweisung und Dauerauftrag an einem Ort. Entweder du schickst dein Geld einmal oder immer wieder. Alles all-in-one. Und von Yomo zu Yomo sagen Emojis mehr als tausend Verwendungszwecke.“ » Wer einmal kostenfreie Produkte in Anspruch nimmt, den bekommt man später kaum dazu, Entgelte für die gleiche Dienstleistung zu bezahlen. « Der Vorstandschef einer bayerischen Sparkasse 406 www.fondsprofessionell.de | 1/2020 bank & fonds I smar tphone-konten
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