FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2020

Prinzip recht besonnen reagiert. Ob das nun die quartalsweise Bewertung oder auch die eine oder andere Rücknahmebeschränkung ist: Alles in allem ist die Regulierung gut. Und dass wir aktuell immer noch Nettomittel- zuflüsse haben, zeigt ja, dass das Vertrauen in das Produkt gegeben ist. Der Hausinvest hat sich vergangenes Jahr strategisch der Wohnimmobilie ge- öffnet. Welche Erfahrung machen Sie mit Mietpreisbremse und Mietendeckel? Der Anteil Wohnen ist einerseits zurzeit noch zu gering, als dass das für uns eine Rolle spie- len würde. Andererseits können wir das The- ma insofern antizipieren, als wir ja jetzt mit schon verabschiedetem Mietendeckel einkau- fen und unsere Kalkulation darauf abstellen können. Außerdem konzentrieren wir uns ohnehin mehr auf geförderten Wohnraum, für den die Regularien sowieso nicht gelten. Ge- rade bei Wohnraum kommt es aus unserer Sicht auf eine langfristige Perspektive an, wie wir sie mit dem Hausinvest verfolgen. Die genannten Restriktionen gelten in Deutschland. Welche Erfahrungen ma- chen Sie mit Auslandsimmobilien? Die einzelnen Gesetzgebungen sind sehr un- terschiedlich. Am krassesten ist es in Öster- reich. Da gibt es einen sogenannten Seuchen- paragrafen aus dem Jahr 1916. Selbst Mieter der öffentlichen Hand berufen sich jetzt auf ihn und argumentieren, sie müssten weniger Miete zahlen, weil sie die Flächen weniger nutzen würden. Mit so etwas müssen Sie sich dann auseinandersetzen. Grundsätzlich sind wir natürlich nur in Ländern investiert, an deren Rechtsstaatlichkeit wir glauben. Wie steht es um die britischen Objekte des Fonds nach dem Brexit? 2016 war der Hausinvest zu etwa einem Viertel in Großbritannien investiert. Wir haben seither in Großbritannien nichts mehr gekauft. Das Preisniveau hat nach dem Brexit das Risiko nicht mehr abgebildet. Ein- zelne Objekte wie das Hotel in der Blackfriars Road haben wir verkauft. Aber mit Blick auf die Bürogebäude sind wir entspannt, die lau- fen gut. Bei den Shoppingcentern Westfield in London und Victoria Square in Belfast gibt es Herausforderungen, da ist es auch zu Ab- wertungen und Nachverhandlungen gekom- men. Wir sind aber dennoch einigermaßen entspannt, und das liegt daran, dass die Ob- jekte unserer Einschätzung nach über große Wettbewerbskraft verfügen und vom Verdrän- gungswettbewerb, der jetzt einsetzt, eher pro- fitieren werden. Generell gilt, dass britische Immobilien, insbesondere die in London, wei- terhin ihre Daseinsberechtigung in unserem Portfolio haben. Wir sind der Meinung, dass es nach wie vor gut ist, dort investiert zu sein. Aber kaufen werden wir dort erst mal nicht. Was leitet denn Ihre Einkaufsstrategie? Oder anders gefragt: Was war zuerst da: der Plan, den Anteil Wohnen im Port- folio zu erhöhen, oder die Gelegenheit, das Millennium-Portfolio zu erwerben? Das ergibt sich aus der zeitlichen Abfolge. Die Kooperation mit Wertgrund stand schon im April 2019 mit dem Ziel, zwei Milliarden Euro in 10.000 Wohneinheiten zu investieren. Das Millennium-Portfolio haben wir erst im Herbst erworben und stehen insgesamt derzeit bei rund 1.000 Wohneinheiten. Hätten wir keine Wohnexpertise gehabt, hätten wir das Millennium-Portfolio nicht bekommen. Dem Verkäufer ist doch egal, ob Sie „Wohnen“ können oder nicht. Das stimmt, aber wir hätten es nicht gekauft, wenn wir uns nicht schon strategisch auf Wohnen ausgerichtet hätten. Wir haben übri- gens das Millennium-Portfolio nicht deshalb bekommen, weil wir den höchsten Preis ge- boten haben, das vergessen viele. Wir haben den Zuschlag bekommen, weil wir ein ver- lässlicher Partner sind und wir uns sehr schnell engagiert haben. Außerdem, und da kommt die Wohnexpertise dann doch ins Spiel, war es dem Verkäufer wichtig, das Port- folio als Ganzes veräußern zu können. Welche weiteren Segmente wären für Sie eine strategische Option? Pflegeimmobi- lien? Logistik? Wir orientieren uns nicht an Quoten, sondern daran, wofür wir Expertise haben. Pflege- immobilien erfordern ein ganz anderes Ge- schäftsmodell, weswegen das keine strategi- sche Stoßrichtung für den Hausinvest ist. Zum Thema Logistikimmobilien haben wir das eine oder andere Gespräch geführt. Auch hier war die Überlegung, mit einem entsprechen- den Experten zu zusammenzuarbeiten. Coro- na wird aber unserer Einschätzung nach den Bereich Logistik stark verändern. So gesehen ist es für einen Einstieg vielleicht noch zu früh. Paketverteilzentren entstehen derzeit auf » Wir streben nicht nach Größe, weil wir Größe cool finden. Größe ermöglicht Diversifikation und versetzt einen in die Lage, Dinge auch umzusetzen. « Mario Schüttauf, Commerz Real Foto: © Hausinvest | Commerz Real sachwerte I mario schüttauf | hausinvest | commerz real 186 www.fondsprofessionell.de | 2/2020

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