FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2020

der grünen Wiese. Aber wäre das nicht viel- leicht auch eine echte Alternative für eine bis- herige Retail-Immobilie in der Innenstadt? Früher waren die Postverteilzentren wegen der kurzen Wege auch immer am Bahnhof. Dafür würde sich sicher auch die eine oder andere Kaufhof-Filiale eignen: Sie können nachts anliefern und tagsüber weiter verteilen – und so vielleicht vom Boom des Online- Shoppings profitieren. Die Städte erleben einen großen Veränderungsprozess und holen sich zunehmend das zurück, was sie durch falsche stadtplanerische Entscheidungen ver- loren haben. Städte müssen wieder erlebbar gemacht werden, Quartiersentwicklung ist hier ein ganz entscheidendes Kriterium. Was müsste sich konkret ändern? Das Handwerk ist beispielsweise aus den Innenstädten in die Randzonen verlagert wor- den. Handwerk gehört aber zu unserer Gesell- schaft. Warum schaffen die Quartiersentwick- ler in den Städten nicht wieder die Vorausset- zungen dafür, dass Handwerk zurückkommt und es zusammen mit gefördertem Wohn- raum zu einer guten Durchmischung kommt. Wir müssen wegkommen von dem Silo-Den- ken, das immer nur einen Aspekt, eine Nut- zungsart, ein Gewerbe in den Vordergrund rückt. Wir müssen das bisherige Verständnis von Klassen von Nutzungsarten aufbrechen. Wir brauchen Quartiersentwicklung in der Vertikalen und in der Horizontalen, um den gesellschaftlichen Wandel aktiv begleiten zu können. Niemand möchte noch wohnen, wo nur gewohnt wird. Werden wir solche Quartierlösungen, also ganze Stadtviertel, deren Planung nicht mehr vom einzelnen Objekt aus- geht, sondern von einer städtebaulichen Perspektive, auch im Portfolio des Haus- invest sehen? Ja, werden Sie! Zumindest perspektivisch. Denn unseres Erachtens liegt darin die Zu- kunft. Unsere Idee besteht tatsächlich darin, ganze Quartiere zu schaffen. Nicht zuletzt deswegen war uns das Thema Wohnen auch so wichtig. Was ist besser: in eine Vielzahl von „sor- tenreinen“ Themenfonds zu investieren oder die Diversifikationsbreite in einem einzelnen Fonds abzubilden? Das hängt vom Anlegertyp ab. Privatanleger haben häufig weder die Zeit noch die Exper- tise, sich mit der Frage nach der richtigen „Sorte“ intensiv auseinanderzusetzen. Auch das macht den Hausinvest zu einem Produkt für Privatanleger. Hier findet die Verzahnung unterschiedlicher Nutzungsarten statt. Gilt „Je größer, desto besser“? Ja. Wir streben aber nicht nach Größe, weil wir Größe cool finden. Größe ermöglicht Diversifikation und versetzt einen in die Lage, Dinge auch umzusetzen. Mit einem kleinen Fonds wäre es gar nicht möglich gewesen, das Millennium-Portfolio zu erwerben. Größe schafft auch die Möglichkeit, an unterschied- lichen Wertschöpfungsthemen gleichzeitig zu arbeiten. Und Sie können Risiken ganz anders streuen. Aber grundsätzlich gilt natürlich, dass auch ein kleines Gebäude genauso behandelt werden sollte wie ein großes. Und ein Mie- terkunde mit 300 Quadratmetern hat die glei- che Wertschätzung zu erfahren wie einer, der 3.000 gemietet hat. Wenn sich die Entwicklung so fortsetzt, dann geht der Hausinvest stramm auf die 20 Milliarden Fondsvolumen zu. Ja, das wollen wir auch. Zum 50-jährigen Be- stehen des Hausinvest in zwei Jahren möchten wir diese Marke erreicht haben. Aber Wachs- tum ist kein Selbstzweck und wir bleiben uns natürlich dessen bewusst, dass unsere Kunden Kleinanleger sind, die ihre Anteile auch wie- der zurückgeben können sollen. Gibt es Skaleneffekte? War beispielswei- se die Absenkung der Verwaltungs- gebühr für den Hausinvest von 1,0 auf 0,8 Prozent vor gut einem Jahr dank des gewachsenen Volumens möglich? Klar, größere Produkte schaffen die Möglich- keit, sich auch dahingehend anders aufzustel- len. Das eine bedingt das andere. Warum haben Sie die Gebühr nicht auf 0,7 oder 0,5 Prozent gesenkt? Und wa- rum nicht schon vor fünf Jahren? Gute Produkte haben ihren Wert. Es geht ja nicht darum, jemandem Schaden zuzufügen. Im Gegenteil, es geht darum, das, was man verspricht, auch zu halten. Es ist auch eine Frage des Vertrauens, das wir genießen. Wir haben die vergangenen 48 Jahre sehr nachhal- tig im Sinne unserer Anleger gewirtschaftet. Deswegen sind wir der Meinung, dass unsere Gebühr auch verdient ist. Vielen Dank für das Gespräch. TILMAN WELTHER | FP Foto: © Hausinvest | Commerz Real » Unsere Idee besteht darin, ganze Quartiere zu schaffen. « Mario Schüttauf, Commerz Real Breite Streuung Nutzungsarten der Objekte im Hausinvest Büros und Shoppingcenter machen gut drei Viertel des Hausinvest-Portfolios aus. Der Anteil der Woh- nungen soll steigen. Quelle: Commerz Real | Stand: 31.3.2020 Büro 40,5 % Shopping 37,8 % Hotel 12,5 % Wohnen 2,1 % Sonstige 7,1 % sachwerte I mario schüttauf | hausinvest | commerz real 188 www.fondsprofessionell.de | 2/2020

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