FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2020

Foto: © Alex Kraus | Bloomberg D er erste Index der Welt, der im Jahr 1884 entwickelte Dow Jones Railroad Average, zeichnete einfach nur die Entwicklung einer Handvoll Eisenbahnaktien nach. Heute werden dem Branchenverband Index Industry Association zufolge weltweit mehr als drei Millionen Marktmesslatten kal- kuliert – für nahezu jeden erdenklichen Nischenmarkt. Die Berechnung von Börsenbarometern entwickelte sich zu einem riesigen Geschäft. Die dahinter- stehenden Unternehmen erzielten 2019 zusammen einen Umsatz von 3,7 Mil- liarden Dollar, ermittelte die Unter- nehmensberatung Burton-Taylor. Das ist ein Plus von mehr als acht Prozent gegenüber dem Vorjahr. Diese Wachstumsrate entspringt of- fenbar nicht allein der zunehmenden Verbreitung und dem Gebrauch von In- dizes. Vielmehr steigen die Gebühren von Jahr zu Jahr deutlich, ist aus der Finanzbranche zu hören. Obendrein achten die Anbieter der Börsenbarome- ter augenscheinlich immer strikter dar- auf, dass die Indexdaten vertragsgemäß genutzt werden. Insbesondere kleinere Fonds- häuser und Vermögensverwalter laufen dem- nach Gefahr, schon bei versehentlichen Ver- letzungen Vertragsstrafen zu kassieren. Über die Gebührenhöhe für die Index- nutzung kursieren unterschiedliche Angaben. Letztendlich hängen die Preise vom konkreten Einsatz ab. Bei einer hochspeziellen Bench- mark für einen kleinvolumigen Fonds gelten naturgemäß andere Tarife als für einen gängi- gen Index, der die Basis für ein milliarden- schweres Vehikel bildet. Offen über die Preis- gestaltung reden wollen in der Finanzbranche nur wenige. „Das ist etwas, das uns vielleicht nicht unbedingt gefällt, aber das wir nun mal zu tragen haben“, sagte etwa Jens Wilhelm, der Investmentchef von Union Investment, auf der Jahrespressekonferenz seines Hauses. Auf Details wollte er nicht eingehen. Großartiges Geschäft Konkretere Angaben kommen von anderer Seite – zumindest mittelbar. „Aus der Finanz- branche ist zu hören, dass sich die Preisstei- gerungen für Indexdaten im Schnitt auf rund 15 Prozent pro Jahr beziffern“, sagt Christian Schmitt, Professor an der Hochschule der Bayerischen Wirtschaft. „Das ist natürlich er- heblich, hat aber bislang sehr gut funktioniert. Die Marktteilnehmer erzielen auskömmliche Margen.“ Der Betriebswirt sitzt auch im Bei- rat von Index Intelligence, einem alternativen Anbieter von Börsenbarometern. Der Hochschullehrer hat eine Erklärung parat, warum sich solche Steigerungen durch- setzen lassen. „Die großen Anbieter dominie- ren das Indexgeschäft. Der Markt ist oligo- polistisch geprägt“, meint Schmitt. Auf die größten drei Anbieter entfallen fast 70 Prozent der Umsätze, zeigt die Auswer- tung von Burton-Taylor (siehe Grafik folgende Seite). Hinzu kommt: „Mit dem Aufstieg der ETFs gewannen die Indexanbieter noch mehr an Bedeu- tung“, erläutert Schmitt. Hinter mehr als der Hälfte des weltweiten ETF- Volumens steht einer der drei großen Anbieter (siehe Grafik links). „Die Berechnung der Lizenzabgaben misst sich meist am verwalteten Ver- mögen. Das ist natürlich ein großartiges Geschäftsmodell“, erläutert Schmitt. Mit einem höheren Volumen steigen automatisch die Einnahmen für die Indexanbieter. „Aus deren Sicht ist dies sicherlich positiv, da ihnen höhere Lizenzgebühren zufließen. Aus Sicht Indizes gewinnen in der Finanzwelt an Bedeutung. Damit steigen offensichtlich auch die Gebühren. Zugleich lauern in den Lizenzverträgen Fallstricke. Teures Maß Fieberkurven der Börsen: Mehr als drei Millionen Indizes spiegeln die Entwicklung verschiedenster Märkte wider. Die Nutzungsrechte für die Messlatten haben aber ihren Preis – und die Lizenzklauseln sind kompliziert. Die großen Drei dominieren Marktanteile der Indexanbieter nach globalem ETF-Volumen Mehr als die Hälfte des weltweiten ETF-Volumens entfällt auf Barometer der drei größten Indexarchitekten. Quelle: First Bridge Data, per Ende Dezember 2018 | * Preise für Gold, Öl etc. Center for Research in Security Prices | 5 % Sonstige 26 % Rohstoffe* 6 % Bloom- berg % 9 FTSE Russell 12 % MSCI 15 % S&P Dow Jones 27 % 296 www.fondsprofessionell.de | 2/2020 vertrieb & praxis I indexlizenzen

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