FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2020
mals gab es bei den Kölnern lediglich drei Segmente: die normalen Privatkunden, die Individualkunden und die vermögenden privaten Kunden. Die Eingruppierung erfolgte anhand der monatlichen Geld- oder Gehaltseingänge oder nach der Höhe des im Haus verwalteten Vermögens. In einer Zeit ohne digitale Konkurrenz war dies noch zielführend. Heute dagegen ori- entiert man sich mehr an den Bedürfnis- sen der Kunden. Digitale Enthusiasten Dabei entstehen ganz neue Kunden- typen. „Im Vergleich zu unserer letzten Bankkundentypologie ist ein gänzlich neu- es Segment entstanden: die digitalen En- thusiasten. Dieses junge, sehr digital ge- prägte Segment ist besser gebildet, aufstre- bend und geht gern Risiken ein – auch bei Investments“, berichtet Runge. „Direkt- banken sind für diese Gruppe schon wie- der ein alter Hut, sie gehen bereits weiter in Richtung neuer Fintechs wie N26.“ Diese Gruppe, die überwiegend aus männlichen Kunden zwischen 25 und 44 Jahren besteht, sollte gezielt bei der Online- und Social-Media-Ansprache berücksichtigt werden. Das könnte sich lohnen, denn laut Runge verfügen 42 Prozent dieses Segments über ein Haus- haltsnettoeinkommen von mehr als 3.000 Euro. Fast drei Viertel der „Digitalen En- thusiasten“ seien zudem im Besitz von Geldanlageprodukten, und über 70 Pro- zent von ihnen haben Wohneigentum. Im Gegensatz zu den digitalen Enthu- siasten nutzen die ängstlichen Onliner, die rund ein Fünftel der Befragten ausmachen, zwar gern neue Technologien, sorgen sich dabei jedoch sehr um Datenschutz und Datensicherheit. „Ihre Finanzexpertise ist eher überschaubar, daher fühlen sie sich durch Finanzthemen schnell verunsichert“, meint Runge. Für sie seien Banken und Finanzdienstleister ein rotes Tuch. „Gera- de eine Schuldensituation würde diese Gruppe stark emotional belasten“, so der Yougov-Berater. „Kreditangebote per E- Mail würden hier nicht zum Erfolg füh- ren“, ist er überzeugt. Praxistauglich Die neu entwickelte Kundentypologie kommt auch in der Praxis gut an. „Das Konzept, die Kunden anhand ihrer di- gitalen Affinität sowie ihres Finanzwis- sens und ihrer Anlagepräferenzen zu segmentieren, scheint mir sehr zielfüh- rend zu sein“, meint Claudio Gisler, Sven Runge, Yougov Deutschland: „Der digitale Enthusiast geht gern Risiken ein – auch bei Investments.“ » Banken müssen kurzfristige Verhaltensän- derungen durch Covid-19 berücksichtigen. « Sven Runge, Yougov Deutschland Vom argwöhnischen Offliner bis zum digitalen Enthusiasten Diese sechs Bankkundentypen sind laut Yougov in Zukunft relevant. Das Marktforschungsunternehmen Yougov hat eine neue Bankkundentypologie erstellt. Sie soll zeigen, wie die Kunden von Geldinstituten im Jahr 2020 in einer digitalisierten Welt aussehen. Das Analysehaus aus Köln gibt zudem an, wie groß welche Gruppe ist. Quelle: Yougov Foto: © Yougov Deutschland 380 www.fondsprofessionell.de | 2/2020 bank & fonds I kundensegmentierung
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