FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2020
dendepots bereits vor der offiziellen Markteinführung im April eröffnet wur- den, musste sich das System im Corona- Crash Mitte März schon einmal bewähren. „Auch während der volatilsten Tage wur- den die Risikovorgaben bisher in keinem Depot gerissen“, betont Reitz. Regelmäßige Kommentare Maßgeschneidert ist auch das Repor- ting. „Ziel ist es, dem Investor maximale Transparenz über seine Anlage und die ge- tätigten Transaktionen zu geben“, so Reitz. Zusätzlich zum obligatorischen Quartals- bericht erhielten Kunden auf Wunsch jederzeit eine aktuelle Portfolioauswer- tung, sagt er. Wie sich ihr Vermögensver- waltungsdepot entwickelt, können sie auch im HVB-Onlinebanking verfolgen. Die Portfoliomanager von Amundi verfassen zudem jede Woche mindestens zwei Marktkommentare, die die HVB- Berater direkt in ihrem System einsehen können. Zusätzlich wird jede Transaktion kommentiert. „So kann der Berater sei- nem Kunden jederzeit erklären, was im Portfolio und den jeweiligen Modulen pas- siert“, sagt HVB-Manager Oberreuter. Bei größeren Umschichtungen sei es auch denk- bar, dass die Bank und der Asset Manager gemeinsame Webinare anbieten, in denen interessierten Endkunden das Vorgehen im Detail erläutert wird. Kein Robo Die Einbindung der Berater ist Ober- reuter wichtig. „HVB Premium Invest ist kein Robo-Advisor, sondern geht weiter!“, betont er. Vielmehr diskutiert der Anleger gemeinsam mit seinem Berater, wie seine Vermögensverwaltung gestaltet werden soll. Der Bankmitarbeiter kann dem Kun- den direkt am Bildschirm zeigen, wie sich sein Portfolio verändert, indem er den Anteil der verschiedenen Module per Schieberegler verändert. Das funktioniert nicht nur in der Filiale, sondern auch per Videoberatung – in Zeiten der Coronakrise ist das ein echter Vor- teil. „In der Baufinanzierung arbeiten wir schon seit vielen Jahren mit der Videobera- tung“, berichtet Oberreuter. „Diese Erfahrun- gen helfen uns aktuell, da wir die Videobera- tung und unser Multikanalangebot nochmals ausgeweitet haben.“ Auch bei der Vermarktung des neuen Produkts setzt die HVB auf mehrere Kanäle. „Bei diesem Produkt wäre ein ausschließliches Marketing per E-Mail oder im Internet nicht ausreichend“, meint Oberreuter. „Dafür bietet HVB Premium Invest zu viele Möglichkeiten der indivi- duellen Gestaltung.“ Deshalb spielt die persönliche Ansprache der Kunden durch ihre Berater eine zentrale Rolle. Der Unterschied zum Robo-Advisor zeigt sich auch im Preis: Mit einer Pau- schale von jährlich 1,44 Prozent des De- potvolumens ist das HVB-Angebot deut- lich teurer als die meisten digitalen Ver- mögensverwalter, die ihren Kunden dafür allerdings keine persönliche Beratung und viel weniger Investmentoptionen bieten. Um die Gebührenbelastung im Rahmen zu halten, bestückt Amundi die Portfolios mit ETFs und institutionellen Anteilsklas- sen aktiv gemanagter Fonds. So gelingt es, die Gesamtkosten der meisten Depots unter zwei Prozent zu halten. Zum Einsatz kommen auch Fonds anderer Anbieter. „Wir verfolgen eine offene Architektur“, sagt Reitz. Eine harte Obergrenze für den Ein- satz eigener Produkte gibt es zwar nicht, eine dominante Rolle sollen sie aber nicht spielen. Reitz: „Im Schnitt liegt die Quote der Amun- di-Fonds und -ETFs bei einem Drittel.“ ESG-Variante gefragt „Das neue Angebot kommt gut an“, berichtet Oberreuter. „Die Kunden wissen die Wahlmöglichkeiten und den gebote- nen Service zu schätzen.“ Für ein erstes Fazit sei es noch zu früh, es würden sich jedoch bereits zwei Trends abzeichnen: „Erstens zeigt sich, dass unseren Kunden das Thema Nachhaltigkeit wirklich am Herzen liegt. Über 60 Prozent der Zu- flüsse in das Basismodul entfallen auf diese Variante“, so Oberreuter. „Zweitens beobach- ten wir, dass die meisten Kunden nicht nur den Mindestbetrag investieren, sondern dem Konzept von Beginn an viel Vertrauen ent- gegenbringen: Die Erstanlage beträgt im Schnitt mehr als 75.000 Euro.“ An dieser Stelle zeigt sich womöglich eine weitere Parallele zum digital bestellten Maß- anzug: Für ein solches Produkt sind Kunden zwar nicht bereit, so viel Geld in die Hand zu nehmen wie für das gute Tuch vom Schnei- der. Aber sie greifen doch tiefer in die Tasche als für die übliche Stangenware aus dem Kaufhaus. BERND MIKOSCH | FP Foto: © Axel Gaube » Der Berater kann seinem Kunden jederzeit erklären, was im Portfolio und den jeweiligen Modulen passiert. « Ansgar Oberreuter, Hypovereinsbank Eng verbunden Hypovereinsbank und Amundi sind zwei unabhängige Unternehmen. Dass sie dennoch so eng zusammen- arbeiten, hat historische Gründe. Früher hatte die HVB mit der Activest ihre eigene Fonds- gesellschaft. 2005 wurde das Kreditinstitut aus München von der italienischen Großbank Unicredit übernommen, die die Activest im Jahr darauf in ihren Asset Manager Pioneer Investments integrierte. Seither waren HVB und Pioneer Schwestergesellschaften. Zehn Jahre später veräußerte die Unicredit Pioneer an Amundi. Der Pariser Fondsgigant schloss beim Ab- schluss der Transaktion einen Vertriebsvertrag mit der Mailänder Großbank. Die Vereinbarung mit zehn Jahren Laufzeit gilt nicht nur für Deutschland (HVB), sondern auch für Italien, Öster- reich (Bank Austria) und Tschechien. Der immaterielle Vermögenswert dieser Verträge in der Amundi-Bilanz summierte sich 2017 auf stolze 546 Millionen Euro. Daniel Reitz, Amundi: „Wir verfolgen eine offene Architektur. „Im Schnitt liegt die Quote der Amundi-Produkte bei einem Drittel.“ 388 www.fondsprofessionell.de | 2/2020 bank & fonds I vermögensverwaltung
RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=