FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2020
Foto: © Privat Gabriele Jordanski | Bundesinstitut für Berufsbildung „Aussichtsreiche Start basis“ Gabriele Jordanski vom Bundesinstitut für Berufsbildung aus Bonn im Interview über die neue Ausbildungsordnung für Bankkaufleute, junge Menschen, die diesen Beruf erlernen möchten, sowie eine veränderte Abschlussprüfung. G abriele Jordanski arbeitet seit 2001 am Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn, eine Anstalt öffentli- chen Rechts, die zur beruflichen Aus- und Weiterbildung forscht. Jordanski half dabei, die Bankausbildung zu reformieren. Die Bil- dungsexpertin weiß, wovon sie spricht: Vor ihrem Studium hat sie einst selbst eine Aus- bildung zur Bankkauffrau absolviert. Frau Jordanski, die neue Ausbildungs- ordnung sieht vor, dass ein Kunden- beratungsgespräch mit Einsatz digitaler Medien Teil der mündlichen Abschluss- prüfung wird. Außerdem soll die zu- künftige Abschlussprüfung gestreckt werden. Was versteht man darunter? Gabriele Jordanski: Es gibt keine Zwischen- prüfung mehr. Stattdessen besteht die Ab- schlussprüfung aus zwei zeitlich voneinander getrennten Teilen, sie wird sozusagen ge- streckt durchgeführt. Der erste Prüfungsteil ersetzt hierbei die bisherige Zwischenprüfung und findet im vierten Ausbildungshalbjahr statt. Hierbei wird der Inhalt der ersten 15 Ausbildungsmonate abschließend geprüft, und das Prüfungsergebnis fließt in die Ab- schlussnote ein. Der zweite Prüfungsteil wird am Ende der Ausbildung durchgeführt. Woran liegt es, dass offensichtlich immer weniger junge Menschen eine Bankausbildung absolvieren? Und lie- gen Ihnen Zahlen vor, wie viele Azubis es aktuell in der Branche gibt? Die Gründe im Einzelnen lassen sich nicht immer so genau nachvollziehen, aber generell kann man Folgendes dazu sagen: Durch den Strukturwandel sind weniger Erwerbstätige in der Bankenbranche beschäftigt, damit geht auch eine geringere Zahl an Auszubildenden einher. Außerdem führt der insgesamt zu be- obachtende Akademisierungstrend auch in der Bankenbranche dazu, dass mehr junge Leute nach der allgemein bildenden Schule sofort ein Studium beginnen, ohne zuvor eine Berufsausbildung zu absolvieren. Die reinen Absolventenzahlen sagen übrigens nicht unbedingt etwas über die Beliebtheit eines Berufs aus. Erhebungen des Deutschen Ge- werkschaftsbundes zufolge gehört die Bank- ausbildung nach wie vor zu den beliebtesten Ausbildungsberufen, beispielsweise mit einer hohen Zufriedenheit der Azubis im Hinblick auf die Durchführung der Ausbildung durch die ausbildenden Betriebe. Zu den konkreten Zahlen: Man kann feststellen, dass der Ab- wärtstrend sich in den letzten Jahren nicht fortgesetzt hat, im Jahr 2018 ist die Zahl der Neuabschlüsse bei Ausbildungsverträgen sogar wieder etwas gestiegen. Die Zahl der Neuabschlüsse lag 2018 bei 8.262, bei 22.638 Auszubildenden insgesamt. Das Image des Bankkaufmanns hat in den letzten Jahren durchaus gelitten. Können Sie jungen Menschen heute überhaupt noch raten, eine Bankaus- bildung zu absolvieren? Ja, das kann ich. Umwälzungen in der Finanz- branche führten zwar zu einem Rückgang der Bewerberinnen und Bewerber, aber allem Stellenabbau zum Trotz werden in Zukunft weiterhin genügend Arbeitsplätze zur Verfü- gung stehen und auch dringend benötigt. Die Bankausbildung genießt in der Branche nach wie vor ein hohes Ansehen, das gilt für alle drei Hauptbanksektoren. Dies kommt auch durch die neue Ausbildungsordnung zum Ausdruck, die bewusst so konzipiert wurde, dass sie weiterhin von hoher Qualität ist und auf alle Geschäftsbereiche vorbereitet. Gerade die generalistische Ausbildung bietet eine aussichtsreiche Startbasis mit sehr guten Entwicklungsmöglichkeiten in verschiedene Richtungen. Die Personalentwicklung hat traditionell einen sehr hohen Stellenwert in der Bankenbranche. Woran machen Sie das fest? Dies zeigt sich in einem weit entwickelten System von Weiterbildungsgängen, die den ausgebildeten Bankkaufleuten unterschied- liche Karrierewege in den Kreditinstituten er- möglichen. Nach erfolgreicher Abschlussprü- fung stehen daher vielfältige Möglichkeiten der Weiterqualifizierung zur Verfügung, so- wohl beruflicher als auch akademischer Art. Die neue Ausbildungsordnung startet im August dieses Jahres. Gibt es dabei Übergangsfristen, beispielsweise für Azubis, die jetzt im dritten Lehrjahr sind und bisher nach der alten Verord- nung ausgebildet werden? Die neue Verordnung tritt am 1. August 2020 in Kraft, gleichzeitig tritt die Verordnung über die Berufsausbildung zum Bankkaufmann und zur Bankkauffrau vom 30. Dezember 1997 außer Kraft. Das heißt, die im August 2020 beginnenden Ausbildungen laufen nach der neuen Verordnung, die bestehenden Aus- bildungsverhältnisse werden noch nach der alten Verordnung zu Ende geführt. Vielen Dank für das Gespräch. MARCUS HIPPLER | FP Gabriele Jordanski, BIBB: „Die Bankausbildung genießt in der Branche nach wie vor ein hohes Ansehen.“ 408 www.fondsprofessionell.de | 2/2020 bank & fonds I bankausbildung
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