FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2020
mance hinter den Märken zurück, da die Rendite auf die Prämien beschränkt ist. In einer Börsenkorrektur können die Verluste trotz Pu er durch die Einnahmen aller- dings beachtlich ausfallen. „Hier tritt ja der Schadensfall ein, für den die Options- verkäufer die Versicherung liefern“, erklärt Tindaro Siragusano, Vorstandschef von 7orca Asset Management. Hohe Prämien in der Krise Auf der anderen Seite sind bei einem Crash die Schwankungen so hoch, dass die Verkäufer hohe Prämien kassieren und die Verluste recht schnell wieder wettmachen können. „Im Anschluss an Krisen sind die Prämien regelmäßig am höchsten“, folgert Florian Reibis, Leiter Portfoliomanagement Strukturierte Produkte bei HSBC Asset Management. Ein wichtiger Unterschied der Strategien ist die Frage, ob und wie sie sich gegen den „Schadensfall“ absichern. „Volatilitätsrisikoprämien-Manager schla- gen gewöhnlich drei Wege ein: einmal allein mit Optionen, zweitens über Optio- nen mit einem Delta-Hedge und drittens über Varianz-Swaps“, erläutert Reibis. Varianz-Swaps ermöglichen ein Tausch- geschäft, bei dem künftige tatsächliche Volatilität gegen für die Zukunft erwartete Volatilität gehandelt wird. Das Delta wie- derum beschreibt, wie stark eine Option die Bewegung ihres Basiswertes, beispiels- weise eines Aktienindex, nachvollzieht. Bei einer Absicherung wird mittels Kauf und Verkauf von Futures untertägig eine gegen- läu ge Position zu den Optionen aufge- baut, die gerade im Risiko sind. Manche Manager verzichten auf Absi- cherungen. „Wir bauen keinen Hedge ein, weil wir dann Käufer von Optionen wären und dafür Geld aufwenden müssten. In Phasen hoher Volatilität würden wir da- durch einen hohen Preis zahlen, der die eingenommenen Prämien reduziert“, er- klärt Stefan Watzka, der den Martagon Solid Plus Fonds als Co-Manager lenkt. Watzka und seine Kollegen halten die Op- tionen nur selten bis ans Ende der Laufzeit. In der Regel schließen sie die Positionen, wenn diese nur noch einen geringen Rück- kaufswert haben. Auch Walter von Schnei- der, Walter & Kollegen nutzt keine Absi- cherung. Der Manager hält die Optionen in der Regel einfach bis zum Schluss, er lässt sie „laufen“. „Wir wollen mit einem gewissen Delta zum Aktienmarkt im Portfolio leben“, meint auch Reibis. „Absicherungen gegen- über Delta-Risiken fahren bei Vola-Short- Strategien systematisch negative Erträge ein.“Der HSBC-Manager setzt dagegen ten- denziell auf länger laufende Optionen über zwölf,manchmal auch 24 Monate. „Länge- re Laufzeiten reagieren träge auf Marktbe- wegungen“, so Reibis. „Sie liefern vielleicht nicht ganz so hohe Erträge, bieten aber ein geringeres Risiko bei starken Marktbewe- gungen für den Ertrag, also letztendlich ein besseres Risiko-Rendite-Verhältnis.“ Basiswissen Optionen Bei Optionen unterscheidet man zwischen Kauf- (Call) und Verkaufsoptionen (Put). Mit einem Call erwirbt ein Anleger das Recht, einen Basiswert in der Zukunft zu einem festgelegten Ausübungs- preis (Strike) kaufen zu können. Sinnvoll ist das für Investoren, die einen Kursanstieg erwarten, denn sie profitieren nur, wenn der künftige Kurs über dem Ausübungspreis liegt. Mit einem Put erwirbt man das Recht, den Basis- wert zum Strike verkaufen zu können. Käufer setzen also auf ein Nachlassen des Kurses. Ver- käufer von Call- oder Put-Optionen, die als Still- halter die Basiswerte liefern müssen, gehen dagegen von sinkenden (Call) oder steigenden (Put) Kursen aus. Drei Faktoren bestimmen den Preis einer Option – das Zinsniveau einmal außen vor gelassen: Die Volatilität – je höher sie ist, desto teurer ist die Option –, die Laufzeit und der Abstand zum Strike: Je weiter der aktuelle Kurs eines Basis- wertes vom Strike entfernt ist, desto unwahr- scheinlicher, dass der Ausübungspreis überschrit- ten (Call) oder unterschritten wird (Put), was den Optionspreis senkt. Eine längere Laufzeit verteuert eine Option wiederum, da die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass am Ende der Strike über- oder unterschritten wird. Im Zusammenhang mit dem Abstand zum Strike sprechen Experten davon, dass eine Option „aus dem Geld“, „im Geld“ oder „am Geld“ ist. Letz- teres bedeutet, dass eine Option sehr nahe bei ihrem Strike notiert. „Aus dem Geld“ meint etwa bei einem Put, dass der Strike unter dem aktuel- len Preis liegt, „im Geld“, dass der Strike über dem aktuellen Preis liegt – der Verkäufer einer Option müsste also den Basiswert liefern. » Das Ertragspotenzial rührt daher, dass die Optionen teurer verkauft werden, weil das Risiko höher eingeschätzt wird, als es eigentlich ist. « Daniel Lucke, Feri MARKT & STRATEGIE Optionsstrategien FOTO: © FERI 112 fondsprofessionell.de 3/2020
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