FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2020

ternehmensführung, abgedeckt. Zudem verfeinern sich die Methoden der Index- konstrukteure. Waren früher simple Aus- schlüsse ungewünschter Aktivitäten üblich, geht es heute um differenzierte Ratings und eine Einschätzung über das künftige, nachhaltige Wirtschaften der Firmen. Feinere Filter Die Indexanbieter entwickelten ausge- klügeltere Verfahren, ummöglichst saubere Investments herauszufiltern. So erläutern die Scope-Analysten am Beispiel des MSCI World, wie dessen Ableger „ESG Universal“ und „ESG Screened“ recht geringfügig vom Original abweichen. In der ersten Variante werden Titel mit guter Nachhal- tigkeitsbewertung übergewichtet, die zwei- te schließt nur kontroverse Branchen aus und meidet Unternehmen, die gegen die Global-Compact-Prinzipien der Vereinten Nationen verstoßen. So bleiben am Ende statt der 1.651 Titel im Ur-MSCI-World immerhin noch 1.613 beziehungsweise 1.545 Aktien. Im Lauf der Zeit kamen noch striktere Varianten hinzu. Den feins- ten Filter verwendet schließlich die Ab- wandlung „Select SRI“, bei der nur noch 225 Unternehmen übrig bleiben. Die Scope-Analysten werteten in ihrer Studie zudem die Wertentwick- lung der verschiedenen nach- haltigen MSCI-World-Varianten im Vergleich zum Stammindex aus. Demnach liegen nahezu alle ökologisch-ethisch saube- ren Ableger kurz-, mittel- und langfristig vor dem klassischen Barometer. „Teilweise kann so- gar folgende Aussage aufrecht- erhalten werden: Je strikter der Index aufgestellt ist, desto bes- ser sind sowohl die Wertent- wicklung als auch die Volatili- tät des nachhaltigen Index“hält Härtel fest. Dies trifft einen Nerv. Denn die Umfrage des Anbieters Ta- bula ergab, dass Anleger nicht allein an ethisch und ökologisch sauberen Varianten der Indizes interessiert sind, sondern gern ein paar Prozentpunkte mehr Rendite mit- nehmen. „Viele bestehende ESG-ETFs sind so konzipiert, dass sie traditionelle Bench- markindizes genau nachbilden“, erläutert Tabula-Gründer Lytle. Allerdings hielten 75 Prozent der Befragten das Outperfor- mancepotenzial für wichtig, und nur 25 Prozent zogen es vor, den Tracking Error zu minimieren. „Dies könnte darauf hin- deuten, dass die Anleger ESG nun als Trei- ber der langfristigen Performance sehen und nicht nur als ergänzendes qualitatives Merkmal,“meint Lytle. Fallende Preise Die Scope-Auswertung vergleicht aller- dings nur die „blanken“Barometer – ohne die Kosten für die jeweiligen Produkte. Bis- lang waren die ESG-konformen Index- fonds meist teurer als die herkömmlichen Vehikel. Auch das ändert sich. „Während früher bei nachhaltigen Passivfonds eine Prämie verdient werden konnte, nähern sich die Kosten nun zunehmend denen konventioneller ETFs an“, beobachtet Härtel. So seien über die vergangenen zwölf Jahre die durchschnittlichen Kosten in dem Segment deutlich gesunken. „Ein wesentlicher Grund dafür ist der sich weiter intensivierende Wettbewerb bei passiven Nachhaltigkeitsfonds“, erklärt der Scope-Analyst. Tatsächlich bearbeiteten bis- lang wenige Anbieter das nach- haltige Feld. Wie im breiteren Passivgeschäft dominiert auch bei ESG-Indexfolgern der Bran- chenprimus Blackrock, gefolgt von UBS und BNP Paribas. Andere Anbieter holen aber auf. Der französische Fonds- riese Amundi etwa brachte über die vergangenen Monate Schlag auf Schlag neue Pro- dukte auf den Markt. „ETFs und Indexanlagen werden bei allen Anlegergrup- pen eine entscheidende Rolle dabei spielen, nachhaltigen An- Grüner Nachwuchs Lange fristeten nachhaltige ETFs eher ein Nischendasein. Doch seit gut zwei Jahren stellt sich ein rasantes Wachstum ein. *perEndeJuli Quelle:ETFGI 2020* 2015 2010 41 ESG-ETFs 4 Mrd. USD 393 ESG-ETFs 101 Mrd. USD Volumen der ESG-ETFsweltweit inMrd.US-Dollar Zahl der ESG-ETFsweltweit » ETFs werden eine entscheidende Rolle dabei spielen, nach- haltigen Anlagestrate- gien zum Durchbruch zu verhelfen. « Fannie Wurtz, Amundi MARKT & STRATEGIE ESG-ETFs FOTO: © MAGALI DELPORTE 132 fondsprofessionell.de 3/2020

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