FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2020
völlig unattraktiv. Deshalb traf mich die Covid-19-Krise auf dem falschen Fuß. Ich habe zwar die fallenden Kurse antizyklisch für Zukäufe genutzt und auch einige Titel nahe der Börsentiefs ab " schen können, doch bei Weitem nicht in dem Ausmaß, wie ich dies gern gemacht hätte. Wie ist der Fonds denn konkret investiert? Huber: Noch am Jahresanfang war der Fonds überwiegend nicht direkt in Aktien, sondern in aussichtsreichen ETFs investiert. Die haben sich seitdem zum Teil sogar sehr gut entwickelt, der ETF auf den chinesi- schen CSI 300 Index, den ich nach wie vor halte, liegt seit Jahresanfang immer noch mit fast 20 Prozent im Plus.Dummerweise musste ich bei der Anfang Mai erfolgten Ö nung des Fonds für Dritte fast alle ETFs in Aktien tauschen, um den Huber Port- folio dachfondsfähig zu machen. Dabei habe ich mich auf konjunktursensible und niedrig bewertete Titel aus den Bereichen Chemie, Automobil, Bauwirtschaft,Maschi- nenbau, Versicherungen, Banken, Rohstof- fe, Energie konzentriert und damit – zu- mindest bis jetzt – im Grunde voll dane- bengegri en. Das heißt, die Hausse bei den Technologie- werten ist an Ihnen vorbeigegangen? Huber: Für einen Fondsmanager ist es natürlich besonders ärgerlich, wenn man zusehen muss,wie die Kurse der Teslas und Amazons dieser Welt geradezu explodieren, während die selbst gehaltenen Titel weit unter Wasser bleiben. Dennoch: Was mein Huber Portfolio heute den Anlegern zu bieten hat, ist ein Portfolio aus niedrig bewerteten Industrietiteln, die von einer graduellen Konjunkturerholung eigentlich überdurchschnittlich pro " tieren sollten; und das bei einer guten geogra " schen und branchenmäßigen Diversi " kation. Denn ewig kann der Hype umWachstumswerte aus dem Technologie- und Healthcare- Bereich ja nicht weitergehen, auch wenn die Kursentwicklung an der Börse selten durch rationales Handeln, sondern viel- mehr durch die Gier und Angst der Anle- ger bestimmt wird. Und dass es angesichts der inzwischen erreichten hohen Bewer- tung gerade bei den sogenannten Wachs- tumswerten auch schnell einmal zu einer deutlichen Korrektur kommen kann, haben wir gerade erst wieder bei einem vermeintlichen High yer wie Tesla erlebt. Aber haben nicht jene Kritiker recht, die aufgrund der langen Underperformance von niedrig bewerteten Aktien mahnen, Value funktioniere eben nicht mehr? Stammler: Man muss in der Tat sehr weit zurückgehen, um eine vergleichbar lange Durststrecke zu " nden, in der günstig be- wertete Value-Titel permanent schlechter abgeschnitten haben als andere Faktorstra- tegien wie Qualitätsaktien,Wachstumswer- te, Momentum- oder Low-Vola-Strategien. Das spricht aber nicht grundsätzlich gegen ein Comeback der Value-Aktien, sondern zeigt nur, wie überlegen eine Value-Strate- gie langfristig ist und wie günstig Substanz- werte heute bewertet werden. Längere Durststrecken gehören an der Börse dazu. Heißt das, dass Sie trotz erheblichem Ge- genwind IhremValue-Ansatz treu bleiben? »Die Covid-19-Krise hat mich auf dem falschen Fuß erwischt.« Peter E. Huber, Taunus Trust Peter E. Huber, Taunus Trust Michael Stammler, Taunus Trust fondsprofessionell.de 3/2020 139
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