FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2020

Huber: Zunächst einmal muss ich klar- stellen, dass wir keine Value-Apostel sind, sondern Antizykliker! Deshalb werde ich auch künftig nach den drei „U-Kriterien“ investieren. Aktien müssen unbeliebt, un- terbewertet und in den Depots der Anleger untergewichtet sein. Dazu gehören niedrig bewertete Value-Aktien genauso wie Turn- around-Titel oder Wachstumswerte nach einem stärkeren Kurseinbruch, was, zugege- ben, länger nicht mehr vorkam.Daher blei- be ich bei dieser Strategie, auch wenn sie mich derzeit ziemlich frustriert. Ich bin schon viel zu lange an der Börse aktiv, als dass ich noch an etwas wie die „Diesmal ist alles anders“-Theorie glauben könnte. Manchem Beobachter gelten Sie als einer der wenigen, die beides beherrschen, Ak- tien- wie Renteninvestments. Nach Anlei- hen sucht man im Fonds aber vergebens. Huber: Grundsätzlich ist der Fonds als ver- mögensverwaltendes Instrument konzi- piert, das weltweit investiert und dabei chancenorientiert einen klaren Schwer- punkt auf Aktien aufweist. Zwar kann der Fonds auch Anleihen, Rohsto werte sowie Währungen und Derivate einsetzen, auf dem aktuellen Zinsniveau tue ich mich aber extrem schwer, aussichtsreiche Invest- ments im Rentenbereich zu nden. Von der über viele Jahre verfolgten Ausrichtung auf eine Mischung aus 60 Prozent Aktien und 40 Prozent Anleihen habe ich mich daher schon Ende 2018 verabschiedet. Der Fonds ist allein aufgrund seiner Min- destanlage allenfalls für größere Vermö- gensverwalter, Dachfonds oder ein Family Office geeignet. Den typischen 34f-Vermitt- ler werden Sie damit nicht gewinnen. Stammler: Das ist uns durchaus klar gewe- sen, als wir uns über die Konditionsgestal- tung Gedanken gemacht haben. Wir wol- len bewusst kein allzu kleinteiliges Ge- schäft, denn auf eine breit angelegte Bera- tung ist unsere Gesellschaft gar nicht aus- gerichtet. Bei einer Mindestanlage von 100.000 Euro kommen natürlich am ehes- ten die drei von Ihnen zuerst genannten Zielgruppen in Frage, aber auch institutio- nelle Investoren. Für diese Kundengruppen glauben wir, durch Verzicht auf einen Aus- gabeaufschlag oder eine performancabhän- gige Vergütung sowie mit laufenden Kos- ten von gerade mal rund einem Prozent ein unter Kostengesichtspunkten durchaus attraktives Angebot im Köcher zu haben. Wobei ein Teil der Managementvergütung einem guten Zweck zugutekommt, richtig? Huber: Das ist korrekt, meine Einnahmen als Fondsmanager ießen vollständig einer gemeinnützigen Stiftung zu, über die ne- ben verschiedenen sozialen Projekten auch eine Initiative zur Bekämpfung von Mas- sentierhaltung unterstützt wird. Darf man daraus schließen, dass Sie nicht mehr wegen des Geldes, sondern aus purer Leidenschaft arbeiten? Huber: So kann man das sicher sagen.Mei- ne ersten Aktien habe ich im Jahr 1968 gekauft, dementsprechend bin ich im Grunde inzwischen seit mehr als 50 Jahren in diesem Geschäft. Wenn ich es noch nötig hätte, heute gegen Geld zu arbeiten, hätte ich irgendwas falsch gemacht. Außer- dem wäre ich dann in der falschen Bran- che (lacht). Ich war immer schon ein recht bescheidener Mensch, für mich selbst gebe ich eigentlich nicht viel aus. War der Eintritt von Peter Huber als Partner für Taunus Trust so etwas wie der Einstieg ins Publikumsfondsgeschäft? Stammler: Ich denke schon, dass das für Taunus Trust der erste Schritt ins Geschäft mit Publikumsfonds sein kann. Mit unse- rem bereits Mitte 2013 aufgelegten Taunus Trust – TT Multi Assets Balanced verfügen wir zwar schon länger über einen Misch- fonds, allerdings haben wir diesen bisher nicht aktiv vermarktet, entsprechend be- » Wir wollen bewusst kein allzu kleinteiliges Geschäft, darauf ist unsere Gesellschaft gar nicht ausgerichtet. « Michael Stammler, Taunus Trust MARKT & STRATEGIE Peter E. Huber + Michael Stammler | Taunus Trust FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH 140 fondsprofessionell.de 3/2020

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