FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2020

läuft sich das darin verwaltete Vermögen auf bisher lediglich rund 30 Millionen Euro. Der Fonds dient eher als eine Art Anschauungsobjekt in Bezug auf die Stra- tegien, die wir umsetzen. Unser Schwer- punkt liegt allerdings nach wie vor auf der Betreuung und Beratung von größeren institutionellen Kunden und hochver- mögenden Privatkunden. Über entspre- chende Mandate und Spezialfonds verwal- tet Taunus Trust ein Vermögen von rund fünf Milliarden Euro. Und wie geht es mit dem Blick nach vorn an den Aktienmärkten weiter? Müssen Sie angesichts der Tatsache, dass Technologie- werte trotz der jüngsten Korrekturen nach wie vor das Feld anführen, nicht fürchten, dass Ihnen die Anleger weglaufen? Huber: Ob es zu weiteren Korrekturen am Technologiesektor kommen wird, bleibt abzuwarten, auch wenn mir nach wie vor vollkommen schleierhaft ist, warum eine Apple-Aktie an der Börse inzwischen deut- lich mehr wert ist als alle Dax-Aktien oder ein Wert wie Tesla inzwischen mehr auf die Waage bringt als VW, Daimler und BMW zusammen. Wovon wir uns meiner Ansicht nach inzwischen verabschieden können, das ist die Ho nung auf eine V-förmige Erholung der Weltwirtschaft. Inwiefern? Huber: Ich habe noch nie daran geglaubt, dass Konjunkturindikatoren zur Börsen- prognose taugen. Es ist umgekehrt: Die Börse selbst ist der beste Frühindikator für die weitere Konjunkturentwicklung. Der beste Beleg: Obwohl der MSCI-Weltaktien- index einen neuen historischen Höchst- stand verbuchen kann, liegen konjunktur- sensible Bereiche mehr als 20 Prozent unter dem Stand vom Jahresanfang. Im Klartext heißt das: Fast alle Schlüsselindus- trien außer Technologie und Gesundheit liegen deutlich unter Wasser. Das gilt für den Autosektor genauso wie für den Ma- schinenbau, die Stahlindustrie, aber auch den Baubereich, Banken und Versicherun- gen sowie Energie, Rohsto e und Chemie. Das spricht dafür, dass uns noch Ungemach ins Haus steht, weil die konjunkturelle Er- holung nur sehr schleppend verlaufen wird. Was bedeutet das nach Ihrer Erwartung für den weiteren Verlauf der Börse? Huber: Für die Aktienmärkte muss das nicht schlecht sein, bleibt uns doch die üppige Überschussliquidität der Noten- banken und Fiskalprogramme erhalten. Und woran orientieren Sie sich, wenn Sie von Konjunkturindikatoren nicht viel halten? Huber: Ein guter Anhaltspunkt für das langfristige Kurspotenzial ergibt sich aus der Bewertung anhand des gleichgewichte- te KGV nach Shiller. Hier werden die Un- ternehmensgewinne aus den letzten zehn Jahren geglättet, in ationsbereinigt und auf das aktuelle Kursniveau bezogen. Dadurch erhält man quasi ein konjunkturbereinigtes Bewertungsniveau. Aktuell liegt das gleich- gewichtete Shiller-KGV am unteren Rand der letzten Jahre, obwohl die Kapitalmarkt- zinsen in diesem Zeitraum deutlich gesun- ken sind. Auch aus bewertungstechnischer Sicht haben die Aktienmärkte also noch eine Menge Luft nach oben. Vielen Dank für das Gespräch. HANS HEUSER KURZ-VITA: Peter E. Huber Nach seinem BWL-Studium startete Peter Huber zunächst als Wertpapieranalyst und Chefredakteur eines Börsenbriefs, ehe er den Vermögensverwalter PEH ab 1984 wesentlich prägte. Kurz nach der Jahrtausendwende gründete er die Gesellschaft Starcapital, aus der er 2018 ausstieg. Seit Kurzem gehört er zum Partnerkreis von Taunus Trust. KURZ-VITA: Michael Stammler Nach dem Studium der Elektrotechnik und der Betriebswirt- schaftslehre hat Michael Stammler zunächst bei der Unter- nehmensberatung Roland Berger gearbeitet. Ab 1991 war er in verschiedenen Positionen bei der Feri-Gruppe tätig, zuletzt als CEO. 2013 erfolgte die Gründung von Taunus Trust gemeinsam mit drei früheren Feri-Kollegen. FP » Wovon wir uns meiner Ansicht nach inzwischen verabschieden können, das ist die Hoffnung auf eine V-förmige Erholung der Weltwirtschaft. « Peter E. Huber, Taunus Trust MARKT & STRATEGIE Peter E. Huber + Michael Stammler | Taunus Trust FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH 142 fondsprofessionell.de 3/2020

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