FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2020

sichtigt, sind die sich ergebenden Ketten- reaktionen: Hat der Vermieter keine Miet- einnahmen mehr, weil gestundet wird, dann müsste eigentlich auch der Kapital- dienst bei der Bank gestundet werden. Die Bundesregierung hat kürzlich einen Gesetzentwurf zu elektronischen Wert- papieren vorgelegt. Was ist aus Sicht der Immobilienwirtschaft davon zu halten? Bislang waren Wertpapiere immer urkund- lich zu verbriefen.Mit ihrer Digitalisierung wird beispielsweise der Eigentumsüber- gang wesentlich vereinfacht und beschleu- nigt, und ein elektronisches Register wird möglich. Es handelt sich um einen Meilen- stein in Richtung eines digitalen Markt-t platzes. Einstweilen geht es dabei in erster Linie umAnleihen.Der ZIA setzt sich aber dafür ein, das Spektrum digitaler Wertpa- piere auch auf andere voll regulierte Vehi- kel zu erweitern, etwa Aktien und Fonds. Apropos Digitalisierung. Welchen Stellen- wert hat sie für die Immobilie selbst? Wie für die gesamte Wirtschaft ist die Corona-Pandemie in Sachen Digitalisie- rung auch für die Immobilienwirtschaft ein absoluter Beschleuniger – und eine gro- ße Chance in allen Bereichen: Planen und Bauen, Proptechs („Property Technology“, Anm. d. Red.), Einsatz von Robotik oder Drohnen, die zum Beispiel bei der Vermes- sung von Flächen eingesetzt werden kön- nen …Die Digitalisierung von Büro- und Wohnraumdaten wird sich insgesamt ver- ändern. Ich denke da an Sensoren, die die Nutzergewohnheiten dokumentieren, in- telligente Heizsysteme, generell die gesamte Gebäudetechnologie. Das gilt auch für das große Projekt der Smart City. In der „Smart-Machung“ steckt unglaublich viel Potenzial. Allerdings scha t das die Bran- che natürlich nicht allein. Es müsste in der Politik gebündelt werden und mehr Auf- merksamkeit bekommen – auch in der ö entlichenWahrnehmung.Derzeit haben wir in zahlreichen Ministerien Digitalver- antwortliche – hinzu kommt noch Staats- ministerin Dorothee Bär. Hier brauchen wir klare Kompetenzen! Was fordern Sie? Ein eigenes Ministerium? Ja. Natürlich! Die Digitalisierung hat für die gesamte deutsche Wirtschaft einen so großen Stellenwert, nicht nur für die Im- mobilienbranche, dass sie über ein Digital- ministerium gestaltet werden sollte. Wir brauchen klar identi zierbare Ansprech- partner, wenn es um das digitale Planen und Bauen oder digitale Infrastruktur geht. Und – wenn ich mir die Anmerkung erlauben darf – ich nde, dass auch die Immobilienwirtschaft, die derzeit ja im Innenministerium zusammen mit dem Thema Heimat abgelegt ist, über ein eige- nes Ministerium verfügen muss. Denn angesichts der politischen Bedeutung, die allein das Thema Wohnen hat, habe ich nur begrenzt Verständnis dafür, dass es für Digitalisierung auf der einen Seite und die Immobilie auf der anderen Seite keine eigenen Ministerien gibt. Die Immobilie hat eine verheerende Öko- bilanz. Kann zunehmende Digitalisierung das ändern? Der Gebäudesektor hat seine Emissionen seit 1990 um 40 Prozent reduziert. Aber der große Beitrag, den die Immobilie zur CO 2 -Einsparung noch weiter leisten kann, zeigt ja, welche Bedeutung sie politisch ha- ben sollte.Die Immobilie ist zwar einer der Hauptverursacher von CO 2 -Emissionen, damit aber auch einer der Hauptlösungs- träger. Mietpreisbremse und Mietendeckel verhindern aber notwendige Investitionen. Vor drei Jahren ist die Entscheidung gefal- len, den Sachwerteverband BSI in den ZIA zu integrieren. Wie sieht Ihre Bilanz aus? Das lief ausgezeichnet. Die Integration ist abgeschlossen und sehr erfolgreich verlau- » Mietpreisbremse und Mietendeckel verhindern notwendige Investitionen. « Ulrich Höller, ZIA SACHWERTE Ulrich Höller | ZIA FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH 206 fondsprofessionell.de 3/2020

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