FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2020

fen. Sie war für uns ein Meilenstein, und für den BSI ging damit eine deutlich höhe- re Wirkungskraft einher. Wir werden in allen relevanten Ausschüssen gehört und gefragt. Worin besteht der Meilenstein für den ZIA? Durch die neuen Mitglieder und die Über- nahme der Mitarbeiter des BSI haben wir unsere Expertise im Bereich Investitions- kapital spürbar ausgebaut. Wir sehen uns einer hochgradigen Regulierung gegen- über, die noch zunehmen wird. Da brau- chen Sie eine Stimme wie die, die der BSI bisher vertreten hat. Die Immobilie hat ja seit der Finanzkrise 2008 in ihrer Bedeu- tung dramatisch zugenommen.Die Immo- bilienquoten in den Vermögen institutio- neller Investoren, etwa der Versorgungs- werke, sind erheblich gestiegen. Umso wichtiger, dass politische Maßnahmen mit unserer Expertise begleitet werden können. Aktuell beschäftigt sich der ZIA mit Stadt- quartieren und Smart Cities. Sind Quartiere auch ein Investmentthema? Nehmen Sie nur die verschiedenen Berei- che, über die wir vorhin im Einzelnen gesprochen haben: Büro, Wohnen und Einzelhandel. Die sind in den vergangenen 20 Jahren sehr eng zusammengewachsen, was aber auch nur Teil einer viel längeren Entwicklung ist. Seit dem Wiederaufbau Deutschlands nach demZweitenWeltkrieg stand der Städtebau immer unter großem Zeitdruck, worunter die Qualität gelitten hat. Es sind Monostrukturen entstanden – Quartiere mit nur Büros oder nur Woh- nen. Das hat sich inzwischen stark gewan- delt, und die Nutzungsarten verschränken sich zunehmend, immer häu ger in dersel- ben Immobilie. Und wo kommt da der Investor ins Spiel? Das hängt davon ab, wie Sie „Investor“ de nieren. Der Projektentwickler ist ja schon mal der erste Investor, der zum Bei- spiel in ein Stadtquartier investiert. Wir behandeln Stadtquartiere als eine insofern neue Erscheinung, als alle Nutzungsarten ineinander übergehen und dadurch urba- ne Lebensqualität scha en. Und immer mehr Investoren kaufen und entwickeln heute ganze Stadtquartiere. Sie haben vorhin die Zukunft der Fußgän- gerzone angesprochen. Ja, was geschieht denn, wenn die Kauf- häuser entlang der Fußgängerzonen leer stehen werden, weil der Einzelhandel die Flächen immer weniger nachfragen wird? Es wird eine Konvertierung statt nden. Aber das sind Chancen für Investoren. Warum soll man da nicht Wohnungen oder gemischt genutzte Objekte bauen? Das würde letztlich der Idee des Stadt- quartiers viel eher gerecht werden als die in den vergangenen Jahrzehnten entstande- nen Monostrukturen. Hat denn die Fußgängerzone gar keine Zu- kunft mehr? Immerhin will man die Autos dort ja auch nicht wieder zurückhaben. Nehmen Sie zum Beispiel Berlin.Hier gibt es viele „Cities in der City“ und immer weniger monokulturelle Einkaufsstraßen wie die Kau nger Straße in München oder die Zeil in Frankfurt. In Berlin hat sich ja nach der Wiedervereinigung auch die Chance aufgetan, viele Bereiche quartier- mäßig ganz neu zu begreifen. In Verbin- dung mit zunehmender Digitalisierung und dem Konzept der Smart City wird das die Zukunft sein. Vielen Dank für das Gespräch! TILMAN WELTHER KURZ-VITA: Ulrich Höller Betriebswirt Ulrich Höller ist Vizepräsident des Zentralen Immobilienausschuss (ZIA), dem Spitzenverband der deut- schen Immobilienwirtschaft. Er brachte 2006 die DIC Asset an die Börse und war Vorstand der GEG German Estate Group. Seit Januar 2020 ist er Vorstand der ABG Real Estate Group. FP » Immer mehr Investoren kaufen und entwickeln heute ganze Stadtquartiere. « Ulrich Höller, ZIA SACHWERTE Ulrich Höller | ZIA FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH 208 fondsprofessionell.de 3/2020

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