FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2020

siven Staatsschulden, die als Preis für den Kampf gegen Corona-Folgen in Kauf ge- nommen wurden,werden die Frage,woher die Mittel kommen und wie sie prioritär verwendet werden sollen, nicht lösen, son- dern verschärfen. „Wir gehen davon aus, dass steigende Schulden das Interesse der Staaten nach Public-Private-Partnership-Lö- sungen begünstigen werden“, sagt Aaron Konrad, Analyst im Project Finance Team der Ratingagentur Scope. „Die langfristig steigende Partizipa- tion von privatem Kapital in Ausbau und Erhalt von Infra- struktur halten wir in vielen Staaten für unumgänglich.“ Bisherige Investitionen Vielfältige Investitionsmög- lichkeiten in Deutschland gibt es vor allem für institutionelle Anleger, die die Langfristigkeit und die vergleichsweise gut zu kalkulierenden Cash ows schätzen. Im September dieses Jahres ist zum Beispiel die Meag, der Vermögensmanager von Munich Re und Ergo, mit dem Land Hessen und einem internationa- len Bankenkonsortium eine ö entlich-pri- vate Partnerschaft (ÖPP) eingegangen. Der Vertrag zur Finanzierung eines Autobahn- ausbaus zwischen Kassel und Marburg hat eine Laufzeit von 30 Jahren. „In Deutsch- land wurde festgestellt, dass Autobahnpro- jekte schneller und e zienter umgesetzt werden, wenn sie privat gebaut und nan- ziert werden“, sagt Rainer Fritzsche, Ge- schäftsführer von Ovid Partner. Ovid ma- nagt einen Fonds, der Anleihen von Infra- strukturunternehmen poolt. Er bietet so- wohl Retail- als auch institutionelle Anlage- klassen, die zweimal pro Jahr ausschütten. Für Privatanleger waren die Angebote auch in der Vergangenheit schon etwas ra- rer gesät. Das Emissionshaus Hannover Leasing hat 2007 den geschlossenen Publi- kumsfonds „Infrastrukturinvest I“ aufgelegt und seither rund 74 Prozent an die Anle- ger zurückgeführt, allerdings nicht in klei- nen, regelmäßigen Auszahlungen, sondern in größeren Tranchen zwischen sieben und 27 Prozent und mit jeweils mehreren Jah- ren Abstand dazwischen. König & Cie., de- ren Fonds inzwischen in der Verwaltung der Reederei Ernst Russ sind, hat 2008 einen Infrastrukturfonds aufgelegt. Im Ge- gensatz zum Fonds von Han- nover Leasing, der nur in einen institutionellen Zielfonds inves- tiert, streut er über drei Dach- fonds, die ihrerseits in mehrere Zielfonds investiert sind. Stand heute hat er immerhin das komplette Anlegerkapital wie- der zurückgeführt. Beide Fonds laufen noch, das heißt, aus den Exits der Zielfonds wird wohl noch etwas kommen. Bereits abgeschlossen ist hin- gegen zum Beispiel der Infra- strukturfonds Nr. 8 von Mac- quarie. 2008 aufgelegt, hat er nach zehn Jahren Laufzeit die knapp zehn Millionen Euro Michael Hüther, Institut der deutschen Wirtschaft: „Es geht dringlich darum, die staatliche Investitions- tätigkeit zu entfesseln.“ Rainer Fritzsche, Ovid Partner: „Projekte werden schneller und effizienter umgesetzt, wenn sie privat finanziert werden.“ Zunehmend marode Der Investitionsbedarf wird bundesweit immer größer. Die Finanzierungs- möglichkeiten bleiben jedoch beschränkt. Quelle:KfWKommunalpanel2010–2020 1 u.a.Kitas,Schulen,Verkehr,Verwaltungsgebäude,Wasser-/Energiewirtschaft,Sport, Informationsinfrastruktur 0 50 100 150 200 2019 2018 2017 2016 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 Investitionsrückstand in Deutschlands Infrastruktur 1 Mrd. Euro » Es häufen sich Klagen über immer längere Staus auf Autobahnen und Funklöcher in der Netzabdeckung. « Klaus Schmidt, LMU München SACHWERTE Infrastruktur FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH, AXEL GAUBE 234 fondsprofessionell.de 3/2020

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