FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2020

durch das intensive Tagesgeschäft irgend- wann den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht. Maschmeyer: Und wir reden übers Geld. Reicht das Kapital? Muss eine neue Finan- zierungsrunde gestartet werden? Müssen andere Investoren angesprochen werden? Ich fühle mich ein bisschen wie ein Grün- dervater. Das sind die Kinder, um die ich mich kümmern will, mit jeder nützlichen Unterstützung. Rufen Sie auch mal Kontakte aus Ihrem Netzwerk an, etwa aus einem Finanz- vertrieb, und fragen, ob sie mit Neodigital zusammenarbeiten wollen? Maschmeyer: Ich werde als sogenannter „Gateway-Investor“ gesucht, der Türen öffnen und Kontakte herstellen kann. Das mache ich auch. Unsere Start-ups schicken mir dann eine „Dream List“ mit verschie- denen Unternehmen. Diese Liste gehe ich durch und schaue, welche Verantwortli- chen ich in der Gesellschaft kenne. Ist diese Person operativer Vorstand oder hat er oder sie mittlerweile einen Sitz im Auf- sichtsrat? Wenn das der Fall ist, greife ich direkt zum Hörer. Sonst weiß ich meist jemanden, der dort die Entscheider kennt. Wenn Sie jemanden anrufen, was sind Ihre Argumente, warum er mit einem Digital- versicherer wie Neodigital kooperieren sollte? Maschmeyer: Die Versicherungsbranche steht vor großen Veränderungen. Schauen wir uns den Status quo an: Einen alteinge- sessenen Versicherer erreicht ein Antrag für eine Sachpolice. Frau Müller aus der An- tragsabteilung geht zum Kollegen Schmidt, der diesen Antrag dann zur Abteilungslei- terin „Policierung“ Fischer weiterleitet. Es dauert mehrere Stunden, bis die Police fertig ist, und dann muss sie auch noch verschickt werden. Das ist nicht mehr zeit- gemäß. Versicherungen müssen vor allem unkompliziert, schnell und von zu Hause aus abgeschlossen werden können. Denn das Kundenverhalten, gerade der jungen Leute hat sich enorm verändert. Corona hat die Entwicklung noch beschleunigt. Das gilt auch für die Schadensbearbeitung. Policen lassen sich aber auch heute schon online abschließen … Voss: Viele Insurtechs sind bis jetzt nahezu nur Lead-Generierer, sie locken Kunden an und verkaufen hinterher die Adressen. Selbst Gesellschaften mit fortgeschrittener IT bieten nicht den direkten Abschluss einer Police an. Man bekommt nur in Sekundenschnelle eine Bestätigung, dass lediglich der Antrag angenommen wurde. Bis die Versicherungsurkunde vorliegt, dau- ert es aber noch ein paar Tage, in denen der Kunde ohne Risikoschutz ist. Wir bei Neodigital liefern Ihnen die Police besten- falls schon nach 15 Sekunden und durch den automatischen Prozess deutlich prämi- engünstiger. Sie müssen bedenken, dass bei einer Sachversicherung im Branchenschnitt Provisionen zirka 25 Prozent und die Ver- waltung weitere 25 Prozent der Prämie ver- schlingen. Das sagt Ihnen nur kein Versi- cherer. Wenn man aber einen digitalen „Maschinenraum“ hat und diesen mit viel „Volumen“, also Verträgen und Schadens- bearbeitung auslastet, kann man einen guten einstelligen Prozentwert bei den Ver- waltungskosten erzielen. Daher bieten wir auch anderen Versicherern unsere digitalen Abläufe als White-Label-Lösung an. Auch ein digitaler Versicherer verkauft seine Policen nicht von selbst, es braucht einen Vertrieb … Maschmeyer: …der natürlich auch digitaler werden muss.Wir haben in der Coronakri- se gemerkt, dass Videoberatung ein zusätz- licher Kanal werden wird. Vermittler, die dieses und andere digitale Kommunika- tionstools wie eine App nicht genutzt haben, mussten enorme Einbrüche beim Neugeschäft verzeichnen. Das hat aber nicht nur mit Corona zu tun. Verbraucher wollen nicht mehr wegen einer Sachpolice » Wir liefern Ihnen die Police bestenfalls schon nach 15 Sekunden. « Stephen Voss, Neodigital FONDS & VERSICHERUNG Carsten Maschmeyer + Stephen Voss | Neodigital FOTO: © SEBASTIAN WIDMANN 248 fondsprofessionell.de 3/2020

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