FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2020

Bereich Private Equity. Diese Form der Unternehmensbeteiligung war in Deutsch- land bis dahin weitgehend unbekannt. Die große Nachfrage mündete in die Grün- dung einer ganzen Firmengruppe, zu der das Analyse- und Investmenthaus Feri sowie die Vermögensverwaltung Sauerborn Trust zählten. Diese Firmen gaben die Quandts allerdings in den 2000er-Jahren an die UBS sowie an MLP ab. „Nach demVerkauf von Sauerborn Trust und Feri kam die Überlegung in der Quandt-Familie auf, ob das Family O & ce künftig nur für die Familie geführt oder wieder zum Multi Family O & ce erweitert werden soll“, berichtet Stadtmüller. Die Sippe entschied sich, die Tür o " en zu lassen – und gründete 2006 HQ Trust mit Sitz in Bad Homburg. Namen mit Zugkraft „Es ist eine strategische Entscheidung, ein Family O & ce für Dritte zu ö " nen“, sagt Maximilian Werkmüller, Jurist und Profes- sor für Finance und Family O & ce Manage- ment an der Allensbach Hochschule in Konstanz. Dabei stelle sich die Frage, wie der Markt auf das Angebot reagiert. „Ein großer Name birgt eine entsprechende Zugkraft, die rasch Kunden anziehen kann“, erläutert der Markt- kenner. Grundsätzlich gebe es zwei Gründe, die eine Ö " nung motivieren. „Erstens lässt sich damit zusätzliches Kapital ein- sammeln, um etwa die Min- destschwellen bei Private-Equi- ty-Investments oder Club Deals zu erreichen. Zweitens lassen sich die Kosten solidarisieren“, erklärt Werkmüller. HQ-Trust-Geschäftsführer Stadtmüller sieht darin Vorteile für beide Seiten. „Für Anbieter wie Kunden ist die Idee eines Multi Family O & ce gleicher- maßen charmant.Die Ö " nung einer bestehenden Struktur er- möglicht es, die Kosten zu reduzieren so- wie Skalene " ekte und die Investmentexper- tise für alle Seiten zu nutzen. Dritte erhal- ten einen Zugang zu Investmentstrategien, der so für Private meist nicht o " en steht.“ Ein weiteres Beispiel für eine Ö " nung ist die 1998 gegründete Knapp Voith Vermö- gensverwaltung aus Hamburg. Dahinter steht die Familie Voith des gleichnamigen Maschinenbauers. „Das Family O & ce ent- stand, weil sich ein Teil eines Familien- stamms der Voiths vom operativen Ge- schäft des Familienunternehmens trennte“, berichtet Geschäftsleiter Alexander Daniels. Eines der Familienmitglieder wollte von Daniels, damals Verwalter der Sippe, weiter betreut werden. Andere aus dem Umfeld signalisierten ebenfalls Interesse. „So kam es zu dem Entschluss, dies professionell auf- zusetzen und eine Vermögensverwaltung zu gründen“, sagt Daniels. Heute betreut die Gesellschaft drei Fami- lien sowie in rund 120 Vermögensverwal- tungsmandaten weitere Familien und Stif- tungen. Eine besondere Expertise hat das Haus im Bereich Unternehmensanleihen, besonders bei Hochzinsbonds und Papie- ren ohne Bonitätsbewertung, aufgebaut. Misstrauen gegenüber Banken Eine Blütezeit erfuhren Family O & ces als Folge der Finanzkrise nach dem Platzen der Blase bei US-Immobilienhypotheken. „Nach der Subprime-Krise kam es häu ger zu Gründungen von Family O & ces“, erläu- tert Werkmüller von der Allensbach Hoch- schule. „Der Grund war das Misstrauen gegenüber Banken, das in der Finanzkrise aufgekeimt war.“ In der Folge übertrugen immer mehr Unternehmer die Betreuung ihres Vermögens eigenen Ver- waltern. In diese Phase fällt ein weite- res Beispiel einer Erweiterung zum Multi Family O & ce: Do Investment aus München. Die Gesellschaft entspringt dem Family O & ce des Luftfahrt- technikers und Verlegers Silvius Dornier. „In und nach der Finanzkrise schlugen wir uns mit unserer Investmentstrategie gut“, erinnert sich Dirk Rütt- gers, Vorstandsvorsitzender von Do Investment. „Daher kam die Idee auf, das Angebot für Dritte zu ö " nen. Zudem war die Nachfrage da.“ Do Invest- Dirk Rüttgers, Do Investment: „Dieser Fonds wurde sozusagen zur Keimzelle der Idee, die Dienste auch Dritten anzubieten.“ Exklusiver Preis Wie andere Finanzdienstleister ringen auch Family Offices mit kletternden operativen Kosten. Quelle:UBS /CampdenWealthGlobalFamilyOfficeSurvey2019 0 20 40 60 80 100 120 2019 2018 Basis- punkte Operative Kosten (ohne Gebühren für externe Manager) Verwaltungsgebühren externer Investmentmanager Erfolgsgebühren externer Investmentmanager Kostenverteilung der Family Offices 25 Bp 25 Bp 67 Bp 22 Bp 26 Bp 65 Bp VERTRIEB & PRAXIS Multi Family Offices FOTO: © KALEIDOMANIA | AXEL GAUBE 368 fondsprofessionell.de 3/2020

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