FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2020

über die Entwicklung auf politischer oder fiskalischer Ebene darlegten. Ein Beispiel ist eine Diskussion mit Jean-Claude Juncker. Lösen Onlinekonferenzen die persönliche Begegnung über die Pandemie hinaus ab? Der persönliche Kontakt wird nicht kom- plett wegfallen. Bei der Vermittlung kom- plexer Sachverhalte oder wenn Kunden ein Gefühl für einen Portfoliomanager ent- wickeln wollen, sind persönliche Treffen nach wie vor wichtig. Aber die physische Präsenz wird stärker mit einer digitalen Vorgehensweise verknüpft werden. Das geht über Zoom-Meetings hinaus. Diese Entwicklung wird sich in ganz Europa nicht mehr umkehren. Andererseits sind in der Fondswelt noch Aufträge per Fax verbreitet. Steht die Bran- che bei der Digitalisierung am Anfang? Es gibt sicherlich noch Märkte, wo das Fax eine Rolle spielt, besonders in Osteuropa. Auch bei einzelnen Akteuren mag dies hierzulande noch der Fall sein. Das ist aber stark rückläufig. Bei uns war bereits in den letzten Jahren die Digitalisierung ein wich- tiges Thema. Ein Beispiel: Im Drittvertrieb sind 98 Prozent unserer Aufträge voll digi- talisiert, womit wir weit über dem Bran- chendurchschnitt liegen. Welche neuen Technologien kommen bei Ihnen zum Einsatz? Künstliche Intelligenz und Cloud-Lösun- gen sind nichts Neues für uns. Alle unsere Daten liegen bereits in der Cloud, das ist bei uns Standard. In unserem Research wiederum durchforstet künstliche Intelli- genz große Datenmengen, um aus Aussa- gen von Unternehmensvertretern Indikato- ren über die Stimmung in einer Branche zu destillieren. Das alles mag die Corona- krise noch akzentuiert haben. Die echte Beschleunigung findet aber in den Kun- denbeziehungen statt. Dort haben wir einen großen Sprung nach vorn gemacht. Lässt sich das konkret bemessen, sprich in Mittelzuflüssen? Ja, seit Jahresbeginn flossen uns trotz der Pandemie in Europa netto 7,3 Milliarden Euro zu. Damit zählen wir zu den am stärksten wachsenden Asset Managern.Das liegt aber auch an unserer neuen Aufstel- lung in Europa. Unser Betreuungsmodell ist holistischer gestaltet. Wir strukturieren die Teams nach Kundengruppen. Der Be- treuer imVertrieb wird dabei zumDirigen- ten. Er hat die Fäden in der Hand und führt im richtigen Moment die Spezialis- ten zum Kunden hin. Vertrieb wird zum Teamsport. Früher waren das Einzelkämp- fer. Zudem besetzten wir einige Schlüssel- positionen in Europa neu. Wir haben Talente an Bord geholt, die von erfolgrei- chen Häusern zu uns kommen und ihre Erfahrungen im Vertrieb einbringen – jüngst in Österreich mit Thomas Loszach. Beim Verkauf hilft natürlich auch die gute Performance unserer Fonds. Das klingt nach einem einfachen Rezept. Dabei durchlief Fidelity zuletzt schwierige Jahre. Ist der Erfolg von Dauer? Der Turnaround in Europa ist nachhaltig. Er gelingt, weil wir eine Kernkundenstra- tegie umsetzen. Wir haben uns stärker auf » Der Betreuer im Vertrieb wird zum Dirigenten. Er hat die Fäden in der Hand und führt im richtigen Moment die Spezialisten zum Kunden hin. « Ch ri st ia n Staub, Fide lity I nternational fondsprofessionell.de 3/2020 377

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