FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2020
das Segment der Großkunden fokussiert. Dies benötigt einen ganz anderen Betreu- ungsansatz. Bei den großen Partnern gibt es nicht mehr nur eine Einflugschneise mit einem Ansprechpartner. Warumwählten Sie diesen Fokus? Der Anlass sind einige Trends, die einen grundlegenden Wandel der Fondsbranche herbeiführen. Im europäischen Asset Management zählen die großen, etablierten Banken zu den wichtigsten Distributoren von Fonds. Unter ihnen kristallisiert sich eine starke Bestrebung heraus,mit weniger Anbietern zusammenzuarbeiten – aber mit diesen wenigen sehr viel intensiver. Das ist auch regulatorisch getrieben. Daneben stehen die Banken unter Kostendruck.Dies spricht dafür, Skaleneffekte zu nutzen und eine Zentralisierung vorzunehmen. Was bedeutet das für die Asset Manager? Das führt zunehmend dazu, dass als Part- ner der Banken häufig die gleichen Adres- sen zum Zug kommen. Etwa ein halbes bis ein Dutzend Anbieter verfügt über die notwendige Glaubwürdigkeit und Aufstel- lung. Insbesondere das mittlere Segment im Asset Management wird es künftig schwer haben. Befeuert das die Konsolidierung in der Branche? Dass ein großer Asset Manager einen ande- ren großen übernimmt, wird eine Ausnah- me bleiben. Die Riesen der Branche wer- den schon aus regulatorischer Sicht nicht mehr viel zukaufen können, eben weil sie schon so groß sind. Die Konsolidierung findet vielmehr verdeckt statt. Wie gerade erwähnt bleibt für die mittelgroßen Häuser wenig übrig.Daher verkaufen Banken oder Versicherer oftmals ihre kleineren oder mittleren Asset Manager oder fahren ihre Aktivitäten in dem Bereich zurück. Wird Ihre Gesellschaft aktiv mitmischen? Fidelity ist ein rein organisch gewachsenes Haus. Aber selektiv haben wir bereits Know-how von außen aufgenommen. In den nächsten Jahren möchten wir unser Angebot bei illiquiden, alternativen Anla- gen ausbauen. Dazu werden wir Teams und Einzelpersonen an Bord holen. Ganze Firmen kaufen wir eher nicht. Es geht nicht darum, verwaltetes Vermögen ein- zukaufen, sondern unsere Fähigkeiten aus- zubauen. Da werden wir in den nächsten Jahren bestimmt etwas unternehmen. Die Konkurrenz in der Branche nimmt zu, auch durch ETFs. Das trifft auch Fidelity. Mit dem Margendruck muss die ganze Industrie umgehen, damit auch wir. Das ist aus unserer Sicht machbar. Die Technolo- gie ermöglicht es, Kosten zu reduzieren. Auch unsere internationale Ausrichtung mit rund 1.000 Mitarbeitern in China und 2.000 in Indien verschafft uns Spielraum. Durch den sinnvollen Einsatz von Res- sourcen können wir Skaleneffekte heben. Aber ganz klar: Passive Investments bleiben wichtig. Zentrale Portfolioelemente lassen sich sehr gut über passive Instrumente abbilden. Andererseits hat die Pandemie gezeigt, dass eine aktive Auswahl einen Mehrwert schaffen kann. Wirecard-Aktien mussten viele ETFs im Portfolios halten, weil es der Index vorgab. Aktive Häuser konnten da sehr viel vorsichtiger agieren. Was allerdings nicht alle taten … Das mag sein. Dennoch verdeutlicht das Beispiel, dass sich durch eine aktive Aus- wahl ein Mehrwert erzielen lässt. Passive Investments wiederum sind preisgetrieben. Der Margendruck ist hoch, Masse macht das Geschäft. Das machen die ganz großen Anbieter unter sich aus. Fidelity zählt da gewiss nicht dazu, das ist nicht unser Spiel. Aber es gibt Varianten, etwa bei Faktor-, » Dass ein großer Asset Manager einen anderen großen übernimmt, wird eine Ausnahme bleiben. Die Konsolidierung findet verdeckt statt. « Christian Staub, Fidelity International VERTRIEB & PRAXIS Christian Staub | Fidelity International FOTO: © HELEN REE/PR 378 fondsprofessionell.de 3/2020
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