FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2020

und noch intakte Kundenbeziehungen be- stehen (siehe auch Kasten unten). Kaum was übrig Zur Berechnung des Bestands- oder Fir- menwertes gibt es verschiedenen Metho- den. Relativ unkompliziert ist das gängige „Multiplikatoren-Verfahren“ (zu anderen Berechnungsmethoden siehe FONDS pro- fessionell 3/2016, Seite 180): „Basis ist das Ebit, der Gewinn vor Steuern“, erklärt Adams. „Hierbei wird der Durchschnitt der Provisionserträge der vergangenen Jahre herangezogen, davon werden die Kosten für Personal und Verwaltung abge- zogen.“Dieser jährliche Gewinn wird dann mit einem Faktor multipliziert, der Adams zufolge im Moment bei 1,5 bis maximal 2,5 liegt – wobei 2,5 nur für wirklich hoch- wertige Bestände gezahlt wird.Der zugrun- de gelegte Faktor wird Adams zufolge indi- viduell unter Berücksichtigung der Zusam- mensetzung des Bestandes und der Markt- lage ermittelt. Die meisten Vermittler sollten sich keine Hoffnungen auf einen hohen Verkaufserlös machen. Bei den allermeisten Beständen bleibt unterm Strich wohl kaumwas übrig. Die Experten sind sich nämlich einig, dass der größte Teil der 34f-Vermittler auch eine Zulassung als Versicherungsvermittler hat und das Investmentgeschäft eher nebenbei betreibt. Daher gibt es unzählige Klein- bestände in der Größenordnung von 500.000 bis zwei Millionen Euro, die oft auch noch ungepflegt sind. Nimmt man nun als Beispiel eine durchschnittlich Be- standsprovision von 0,4 Prozent, ergibt das bei einem Volumen von zwei Millionen Euro 8.000 Euro Ertrag im Jahr – ohne Berücksichtigung der Kosten. Der Kauf- preis läge bei einem Multiplikator von zwei also bei 16.000 Euro vor Steuern. Daher raten alle Experten, Alternativen zu prüfen. Vermittler könnten sich einem Haftungsdach oder einer der Vertriebs- gesellschaften („Haftungsdach light“) an- schließen, die im Zuge des Aufsichtswech- sel entstehen sollen. Einige Maklerpools arbeiten schon an der Gründung dieser neuen Gesellschaften. Muss ein Vermittler wirklich verkaufen, ist es häufig am ein- fachsten, das über den Pool zu organisie- ren. Dieser hilft in der Regel bei der Suche nach einem Käufer, einige Maklerpools übernehmen Bestände auch selbst. Oder aber man lässt den Bestand eben doch wei- terlaufen, trotz höherer Aufsichtskosten. Wenn diese Alternativen nicht passen, bleibt nur einWeg: „Einen Aufhebungsver- trag mit dem Pool schließen, um gegebe- nenfalls noch eine Ablöse für den Bestand zu erhalten“, so Brinkmöller. JENS BREDENBALS FP Für einen guten Preis: So polieren Sie Ihr Unternehmen auf Rechtzeitig planen: Soll der Verkauf von Be- ständen oder Unternehmen einen angemesse- nen Preis erzielen, ist eine frühzeitige Planung notwendig. Die Suche nach demWunschkäufer braucht Zeit. Oft sind vorher verschiedene Schritte zu erledigen, damit Kaufinteressenten keinen Grund haben, den Kaufpreis zu drücken. Experten empfehlen eine Vorbereitungszeit von etwa fünf Jahren. Daten organisieren: Egal ob es sich um eine Bestandsveräußerung handelt oder ein kom- plettes Unternehmen übertragen werden soll – die Bestände sollten auf jeden Fall immer tipp- topp geordnet sein. Welche Fonds haben die Kunden? Wie alt sind sie? In welchen Regionen leben sie? Für gut sortierte Daten zahlt jeder Käufer mehr als für einen Bestands-Wirrwarr. Stillschweigen bewahren: Wer sich mit dem Gedanken trägt, seine Bestände oder sein Unternehmen zu verkaufen, sollte darüber erst einmal schweigen. Werden die Verkaufsabsich- ten zu früh bekannt, beginnen regionale Kon- kurrenten oft, Kunden abzuwerben. Und: Kommt es nicht zu einem Verkauf und wird später ein zweiter Anlauf gestartet, nimmt diesen niemand mehr wirklich ernst. Börsen und Plattformen: Im Internet gibt es Plattformen und Börsen, über die Bestände und Firmen öffentlich angeboten werden können. Dies ist eine gute Möglichkeit für eine breit angelegte Nachfolgersuche, allerdings werden dabei viele Infos und Daten bekannt. In man- chen Onlinebörsen können Verkäufer auch anonym Anzeigen schalten sowie Unterneh- mens-Checks und Beratungsdienstleistungen in Anspruch nehmen. Beratung vom Profi: Beim Verkauf großer Bestände oder ganzer Unternehmen ist es sinn- voll, sich an spezialisierte Berater zu wenden. Diese verfügen über Datenbanken mit Kauf- und Verkaufsangeboten, erstellen Gutachten inklusive Firmenbewertung und betreuen die Verkaufsgespräche bis zum Abschluss. Andreas Grimm , Resultate Institut: „Wenn es um sensitive, auf die Person bezogene Daten geht, muss dafür auch eine Einwilligung des Kunden vorliegen.“ STEUER & RECHT Bestandsverkauf FOTO: © RESULTATE INSTITUT 428 fondsprofessionell.de 3/2020

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