FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2020

Hans Heuser (FONDS professionell): Herr Woolnough, Sie haben schon kurz nach demEinsetzen der starken Kursrückgänge im März darauf hingewiesen, dass wir es nicht mit einer Rezession im herkömm- lichen Sinne zu tun haben. Warum ist dies- mal alles anders? Richard Woolnough (M&G Investments): Typischerweise war es in der Vergangenheit oft so: Wann immer die Gefahr oder das Eintreten einer Rezession drohte, ist die darauf folgende Entwicklung in aller Regel einem bestimmten Muster gefolgt. Der Auslöser war entweder eine angespannte Finanzlage, das Platzen einer Blase, der dra- matische Anstieg des Ölpreises oder eine Kombination aus den genannten Faktoren. Dieses Mal war tatsächlich alles anders, deshalb habe ich die sich abzeichnende Situation als „Stay at home“-Rezession bezeichnet.Der Wirtschaftsabschwung, wie wir ihn jetzt erlebt haben, ist eben nicht auf die üblichen Verdächtigen zurückzu- führen. Es lag eben nicht an einer politi- schen oder einer wirtschaftlichen Fehlent- scheidung, sondern am Ausbruch des Coronavirus, der zu einer von der Politik geradezu bewusst veranlassten Rezession geführt hat. Auf die Auswirkungen haben die Regierungen in aller Welt verständli- cherweise reagiert, indem sie ihre Bevölke- rung dazu angehalten haben, ihre täglichen Aktivitäten mehr oder weniger stark einzu- schränken. Daher konnte es gar nicht ver- wundern, dass es zu einem Einbruch der wirtschaftlichen Aktivität und damit auch einem enormen Rückgang des Wirtschafts- wachstums kommen würde. » Geldpolitische Maßnah- men brauchen oft zwei Jahre, bevor sich ihre tatsächliche Wirkung auf die Wirtschaft zeigt. « Richard Woolnough, M&G Richard Woolnough: „Nach dem Ausbruch des Coronavirus konnte es nicht verwundern, dass es zu einem Einbruch der wirtschaftlichen Aktivität und damit auch zu einem enormen Rückgang des Wirtschaftswachstums kommen würde.“ fondsprofessionell.de 3/2020 79

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