FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2020

len zu rechnen. In früheren Rezessions- phasen sind über einen Zeitraum von fünf Jahren bis zu 30 Prozent der High-Yield- Anleihen ausgefallen. Anders bei Unter- nehmen mit Investment-Grade-Rating: Diese tragen diese Bezeichnung deshalb, weil sie auch in solchen schwierigen Zeiten überleben sollten. Denn die Ausfallrate lag in der Vergangenheit selbst im schlimms- ten Fall nicht höher als zwei Prozent über einen Fünfjahreszeitraum. Glow: Wie haben Sie sich in Ihrem Fonds auf die Situation eingestellt? Woolnough: Als Benchmark für den M&G Optimal Income Fund haben wir eine Aufteilung definiert, die jeweils einem Drittel in Staatsanleihen, Investment-Grade- Anleihen und High-Yield-Anleihen ent- spricht. Tatsächlich investiert der Fonds aber schon seit 2014 mit einem Über- gewicht in Unternehmensanleihen mit einem Investment-Grade-Rating. Aktuell ist der Fonds nur zu rund zehn Prozent in Hochzinsanleihen investiert. Eben weil gerade Anleihen im High-Yield-Bereich in konjunkturell besonders schwierigen Pha- sen überdurchschnittlich anfällig sind. Auch die zu erwartende Entwicklung der Zinsunterschiede zwischen qualitativ hö- herwertigen und eher anfälligen Papieren spricht für eine solche Aufteilung. Heuser: Inwiefern? Woolnough: Wir gehen davon aus, dass nicht nur die Spreadraten weiter ansteigen werden, auch viele der ins Straucheln gera- tenen Anleihen werden sich so schnell nicht wieder erholen. Außerdem muss man als Rentenmanager damit rechnen, dass eine Reihe von heute noch gut bewer- teten Anleihen herabgestuft wird in Bezug auf ihr Rating. All das spricht meiner Erwartung nach für eine klare Übergewich- tung im Investment-Grade-Bereich. Glow: Aber sind Sie hinsichtlich der Lauf- zeitensteuerung im Fonds nicht ein wenig zu vorsichtig, wenn die durchschnittliche Restlaufzeit derzeit gerade einmal zwei- einhalb Jahre beträgt? Woolnough: Das glaube ich nicht, im Ge- genteil. Die Zinssätze der Zentralbanken haben eine Untergrenze erreicht. Das wird besonders deutlich, wenn man sich die EZB und die japanische Zentralbank ansieht, die trotz der Krise die Zinsen in diesem Jahr nicht senken konnten. Wenn die Zentralbanken die Zinsen nicht weiter senken, dann ist das Aufwärtspotenzial bei Staatsanleihen begrenzt, während die potenzielle Abwärtsentwicklung hoch sein könnte, insbesondere wenn wir Anzeichen für eine Inflation sehen. Deshalb bleibe ich bei der Duration vorsichtig. Heuser: Wie muss man sich das in der konkreten Umsetzung vorstellen? Woolnough: Wir splitten die jeweilige Anlei- he mithilfe von derivativen Instrumenten wie etwa dem Verkauf von Futures sozusa- gen auf. Dadurch können wir eine ertrag- reiche lang laufende Anleihe im Portfolio halten, ohne deren Laufzeitrisiko zu tragen. Glow: Kannman daraus schließen, dass Sie nicht davon ausgehen, dass sichmit länge- ren Laufzeiten noch etwas verdienen lässt? Woolnough: Wenn wir uns die Situation an den Rentenmärkten anschauen, stellen wir fest, dass sich die Zinsen weltweit schon lange auf einem extrem niedrigen Niveau befinden. In manchen Märkten befinden sie sich sogar schon länger in einem nega- tiven Territorium. Das macht es für einen Anleihenmanager natürlich schwer, Geld zu verdienen, da man nicht unbedingt da- von ausgehen kann, dass sich über einen weiteren Zinsrückgang noch Kursgewinne erzielen lassen. Als Buy-and-Hold-Investor verlieren Sie also schon heute Geld. Natür- lich ist es auch auf diesemNiveau möglich, Erträge zu erzielen, vorausgesetzt, man fin- det jemand, der bereit ist, einem die länger » Bei High Yield und Corporate Bonds ist mit einem deutlichen Anstieg von Ausfällen zu rechnen. « Richard Woolnough, M&G MARKT & STRATEGIE Fondsmanager im Kreuzverhör | Richard Woolnough | M&G FOTO: © SIMON PRICE 82 fondsprofessionell.de 3/2020 KREUZ VERHÖR

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