FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2021

Entspannt und doch in Bewegung: Die Nische der aktiv gesteuerten ETFs gewinnt an Zuspruch. Die Anbieter müssen aber noch Hürden bewältigen, bis sie alle Vorteile der Vehikel ausspielen können. Überraschend aktiv Börsengehandelte Fonds gelten stets als passiv. Doch den Mantel des ETF können auch aktive Manager überstreifen. Entsprechende Strategien erfahren erheblichen Zuspruch. D ie Welt scheint klar geteilt: Auf der einen Seite stehen aktive Manager, die mit ihren Entscheidungen ein Portfolio beeinflussen. Auf der anderen Seite sitzt die passive Zunft, die stur den Verlauf eines Marktes nachzeichnet. Börsengehandelte Indexfonds erfahren als Vertreter der zwei- ten Kategorie immer größeren Zuspruch. Diese sind aber nicht immer an die Ent- wicklung eines Barometers gebunden. Einen Hinweis gibt der englische Begriff Exchange Traded Fund, kurz ETF. Hier taucht das Wort „Index“ gar nicht auf. „ETFs sind ein Vehikel.Diese Hüllen lassen sich mit unterschiedlichen Strategien befül- len“, erläutert Ryan Blute, Leiter des Pro- duktmanagements für die Region Europa bei Pimco. „Es kommt nicht auf die Hülle an, sondern darauf, was sich darunter verbirgt.“Regulatorische Vorgaben, dass ein ETF einen Index abbilden muss, gibt es weder in den USA noch in Europa. „Es existiert eine Vielzahl an Motoren, die ein Vehikel antreiben können“, sagt Ivan Durdevic, ETF-Vertriebsleiter von J.P. Mor- gan Asset Management in Deutschland und Österreich. „Beim Auto sind das etwa Verbrenner- oder Elektromotoren.“Wie bei Autos verhalte es sich auch bei ETFs: „Hier kann aktives Management statt eines her- kömmlichen, nach Marktkapitalisierung gewichteten oder eines Smart-Beta-Index den Antrieb des ETF bilden“, so Durdevic. Die entscheidende Differenz liegt an anderer Stelle. „Einen Unterschied weisen Publikumsfonds und ETFs bei der Trans- parenz auf“, erläutert Pimco-Mann Blute. Die börsengehandelte Variante gewährt täg- lich Einblick in das Portfolio. Klassische Publikumsfonds legen nur zu Stichtagen, etwa den Halbjahres- oder Jahresberichten, den kompletten Bestand offen. Die tiefge- henden Einblicke lassen aber so manchen aktiven Manager davor zurückschrecken, seine Strategie in einen ETF zu packen. Vorsicht walten lassen „Als aktiver Manager sollte man Vorsicht walten lassen, wemman sein Portfolio und seine Strategie täglich offenbart“, erläutert Blute. Diese könne imitiert oder zulasten der in dem Vehikel investierten Anleger ausgenutzt werden. „Das ist wie bei einem beliebten Restaurant. Der Koch sollte seine Rezepte besser geheim halten“, argumen- tiert Blute. Sein Haus wäge daher sehr genau ab, welche aktive Strategie es in einem ETF anbietet. „Kommen wir zu dem Schluss, dass die tägliche Veröffentli- chung der Positionen eines Portfolios die Performance und damit die Interessen unserer Kunden beeinträchtigen kann, werden wir dies nicht tun“, betont Blute. Somit bietet es sich nicht für alle Felder der Finanzwelt an, diese mit einem aktiven ETF zu bestellen. „Bei Anleihen stellt dies meist kein größeres Problem dar. Bei » Es existiert eine Vielzahl an Motoren, die ein Vehikel antreiben können. « Ivan Durdevic, J.P. Morgan AM MARKT & STRATEGIE Aktive ETFs FOTO: © SCREENSOLUTIONS GMBH | STOCK.ADOBE.COM 110 fondsprofessionell.de 1/2021

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