FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2021

Aktienstrategien schon eher“, sagt Marcus Weyerer, ETF-Vertriebsprofi bei Franklin Templeton. Denn Strategien von Renten- ETFs ließen sich aufgrund der Besonder- heiten des Bondmarktes nicht so einfach nachbauen, erläutert Weyerer. Mehr Freiheit Er sieht für aktive ETFs sogar Vorteile gegenüber den passiven Pendants. „Aktive Anleihen-ETFs geben den Portfoliomana- gern mehr Freiheit bei der Umsetzung von Kundenaufträgen“, erläutert Weyerer. So könnten die Market Maker große Orders abfedern. Weiterhin können die Manager Zuflüsse zunächst in Cash parken, bis sie große Aufträge schrittweise zu günstigeren Konditionen abarbeiten. „Passive ETFs hin- gegen müssen die Zu- oder Abflüsse um jeden Preis so umsetzen, wie es der Index vorgibt“, sagt Weyerer. Zudem könnten die Manager Bonds häufig zu günstigen Kon- ditionen bei den Market Makern handeln. „Das schätzen die Portfoliomanager sehr“, berichtet Weyerer. Pimco-Profi Blute verweist zudem auf die Chancen, die sich aktiven Managern am Bondmarkt eröffnen. Hier würden Akteure wie Zentralbanken, Versicherun- gen oder Pensionsfonds domi- nieren, die nicht allein der Gewinnmaximierung ver- pflichtet seien. „Daraus ent- springen erstaunliche Ineffi- zienzen bei der Preisfindung, die aktive Anleihenmanager nutzen können“, sagt er. Aber auch bei Aktien sind aktive ETFs durchaus möglich. Das zeigt die Palette von J.P. Morgan AM. „Bei der Re- search-Enhanced-Serie fühlen wir uns sehr wohl damit, das Portfolio täglich offenzulegen“, sagt Vertriebsleiter Durdevic. „Es handelt sich um sehr breit aufgestellte Portfolios. Sehr konzentrierte Strategien wären hingegen besser im klassischen UCITS- Fondsmantel beheimatet.“ Zudem müsse bei aktiven ETFs die Strategie eine gewisse Kapazität aufnehmen können. „Ein Soft Closing ist hier – im Gegensatz zu klassi- schen Publikumsfonds – nicht möglich“, so Durdevic. Gleichwohl kursieren immer wieder Überlegungen, die tägliche Transparenz zu- rückzufahren, damit aktive Manager sorg- loser zum ETF-Mantel greifen können. Die Aufseher in Australien und Kanada star- teten entsprechende Pilotprojekte. Jüngst wurden auch in den USA die ersten ETFs mit nichttäglicher Transparenz zugelassen. Mitunter stießen die im Vertrieb jedoch auf Hürden. Eine weiteres Problem: Auch die Market Maker und Authorized Parti- cipants, die eine wesentliche Rolle bei der Erschaffung und Auflösung von ETF- Anteilen spielen, erhalten keinen aktuellen Einblick ins Portfolio und können keine ganz passgenauen Gegengeschäfte für ihre Absicherung aufsetzen. Mittelsmann installiert Auch hier haben es Anleihenmanager einfacher. „Bei einem Rentenportfolio las- sen sich die Risiken auf drei Hauptfaktoren reduzieren: das Zinsänderungsrisiko, die Positionierung auf der Zinskurve sowie die Renditeaufschläge risikobehafteter gegen- über sicheren Anlagen“, führt Blute aus. „Mit diesen aggre- gierten Informationen können Market Maker von ETFs gut arbeiten und ihre Absicherung darauf aufbauen, auch ohne jede einzelne Position zu ken- nen.“ Bei Aktienportfolios hin- gegen würden sich sehr spe- zielle Risiken eröffnen, die der Einzeltitelauswahl entspringen und sich nicht so einfach er- mitteln lassen. Doch auch für das Aktien- segment wurden in den USA bereits Lösungen gefunden, berichtet Durdevic. Eine sieht eine Art „Mittelsmann“vor, der vollen Einblick ins Portfolio er- Wachsende Nische Marktzahlen aktiver ETFs weltweit Börsengehandelte Indexfonds mit aktivem Ansatz fristeten lange ein Nischendasein. Doch das Interesse nimmt rapide zu. *perOktober |Quelle:ETFGI 0 50 100 150 200 250 Mrd.USD Anzahl 0 200 400 600 800 1.000 2020* 2015 2010 2009 Vermögen der aktiven ETFs Anzahl der aktiven ETFs » Das ist wie bei einem beliebten Restaurant. Der Koch sollte seine Rezepte besser geheim halten. « Ryan Blute, Pimco MARKT & STRATEGIE Aktive ETFs FOTO: © AXEL GAUBE 112 fondsprofessionell.de 1/2021

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