FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2021
„Grüne Anleihen decken heute ein brei- tes Spektrum von Emittenten aus verschie- denen Sektoren und Ländern ab“, lobt Arnaud-Guilhem Lamy, Rentenspezialist bei BNP Paribas Asset Management. „Sie bieten echte Diversifizierung.“ Ein weiterer wichtiger Emittent könnte bald folgen – der Berufung der ehemaligen Fed-Präsiden- tin Janet Yellen zur US-Finanzministerin sei Dank. „Yellen ist eine klare Befürwor- terin der Klimaschutzmaßnahmen der Regierung“, betont Lamy. „Mit ihr steigt die Wahrscheinlichkeit, dass auch die US-Re- gierung bald grüne Anleihen ausgeben wird, was ein ganz beträchtliches Wachs- tum des Marktes auslösen könnte.“ Neue Formate Der Markt für nachhaltige Anleihen wird auch in einer anderen Dimension größer: An die Seite der Green Bonds sind mittlerweile weitere Formate getreten, etwa „Social“ oder „Blue Bonds“ (siehe Kasten unten). Im vergangenen Jahr kamen „Sus- tainability-linked Notes“ hinzu. Bei ihnen steht kein einzelnes Projekt im Fokus, son- dern nachhaltige Ziele eines Unterneh- mens. Erreicht der Emittent das Ziel,muss er weniger Zinsen zahlen. „Umgekehrt bedeutet die Zielverfehlung einen Anstieg des Kupons“, sagt Susanne Kundert, Team- leiterin bei Swisscanto Invest und Manage- rin des Swisscanto Bond Fund Sustainable Global Credit. „Aus unserer Sicht sind Sustainability-linked Notes eine interessante Ergänzung des Anleihenmarktes.“ Der Boom des Marktes birgt freilich eine Gefahr: Das eigentliche Ziel, die Nachhal- tigkeit, könnte auf der Strecke bleiben. „Leider können Unternehmen grüne Anleihen ausgeben, ohne die Absicht zu haben, ihre eigenen wesentlichen Nachhal- tigkeitsthemen anzugehen“, sagt Bram Bos, leitender Portfoliomanager bei NN Invest- ment Partners. „Investoren dürfen einem grünen Siegel nicht blind vertrauen.“ NN IP veröffentlichte jüngst eine Analyse, nach der zehn Prozent der größten als nachhal- tig vermarkteten Investment-Grade-Unter- Nachhaltige Anleihen Die Bezeichnung „Green Bond“ darf inzwischen als etabliert gelten. Doch es gibt mittlerweile wei- tere Formate für nachhaltige Anleihen. Christian Kopf, Leiter des Renten-Portfoliomanage- ments bei Union Investment, erläutert die Unterschiede. Green Bonds sind ausschließlich auf einzelne Projekte mit Klima- und Umweltzielen ausgerichtet. Sustainability Bonds dienen der Finanzierung einer Kombination aus Umwelt- und Sozial- projekten und richten sich nach den 17 Entwick- lungszielen der Vereinten Nationen (UN Sustainability Development Goals, SDGs). Ein Social Bond fokussiert auf soziale Themen und kann beispielsweise der Finanzierung von sozialem Wohnraum dienen oder einer finanziell tragbarenWasserversorgung. Social Bonds mit Bezug zum Thema Wasser wer- den auch Blue Bonds genannt. Sustainability-linked Bonds werden seit vergangenem Jahr zur Finanzierung allgemeiner Unternehmenszwecke aufgelegt, sollen aber zum nachhaltigen Umbau des jeweiligen Unterneh- mens beitragen. Die Höhe des Kupons ist dabei vom Erreichen bestimmter Nachhaltigkeitsziele abhängig. Quelle:Union Investment Jovita Razauskaite, NN Investment Partners: „Die neuen Vorschriften läuten ein Jahrzehnt ein, das ein Wendepunkt im Klimaschutz sein könnte.“ Eckhard Schulte, Mainsky: „Wir berücksichtigen nur Green Bonds, deren Emittent auch die Prinzipien des Global Compact der Vereinten Nationen einhält.“ » Eine strenge Due- Diligence-Prüfung ist wichtig, um das Risiko des Greenwashing zu vermeiden. « Joshua Kendall, Insight Investment MARKT & STRATEGIE Green Bonds 134 fondsprofessionell.de 1/2021 FOTO: © NN INVESTMENT PARTNERS, OLIVER RÜTHER | MAINSKY
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