FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2021
kredit mitsamt seiner Sicherheiten kleintei- lig erwerben, nicht vor Ungemach schützt. Hier stehen seit der Insolvenz des Projekt- entwicklers imNovember 2019 knapp vier Millionen Euro von Crowdanlegern im Feuer. Sicherheiten wie ein vorliegender Grundbucheintrag und sogenannte ab- strakte Schuldanerkenntnisse der beiden Geschäftsführer konnten bislang jedoch noch nicht verwertet werden. Sicherheitenverwertung Jüngstes Krisenprojekt: „Wohnen am Tiergarten“von Exporo. „Wir haben unsere Anleger bereits vor dem Fälligkeitstermin darüber informiert, dass es unserer Ein- schätzung nach zu Verzögerungen bei der Rückzahlung des Kapitals kommen wird“, erläutert Lena Drews, Projektmanagerin bei Exporo. Dabei habe der Darlehensneh- mer kurz zuvor noch versichert, er würde fristgerecht zurückzahlen. „Von der 14 Tage später beantragten Insolvenz mussten wir dann aus dem Register erfahren.“Auch bei diesem Projekt liegt als Sicherheit ein Grundbucheintrag vor, sogar im ersten Rang, und die Wohneinheiten sind alle ver- kauft. „Die Kaufpreiszahlungen erfolgen aber nur nach Baufortschritt“, veranschau- licht Drews das Problem, „sodass unsere vordringliche Aufgabe ist, die Fertigstellung des Projekts sicherzustellen.“ Das erfordert Zeit: Eine eingetragene Grundschuld ist nicht mit einem in bar hinterlegten Depot bei einem Notar vergleichbar. Mitunter sind Probleme schon während der Laufzeit eines Projekts zu erkennen. Bergfürst verpflichtet seine Projektpartner normalerweise auf halbjährliche Zinsab- schläge, die jedoch im Fall zweier Baupro- jekte auf Mallorca bereits seit einem Jahr fällig sind. „Die letzte Auszahlung erfolgte zum 31.12.2019“, lautet das jüngste Update für die Anleger im Kundenportal von Bergfürst. „Es ist derzeit unklar, ob und wann die Zinszahlungen von der Emitten- tin geleistet werden“, heißt es da so knapp wie unbefriedigend. Der Projektentwickler, erläutert Bergfürst-Vorstand Guido Sandler auf Nachfrage, sei anhaltend schwer er- krankt. „Die Sicherheitentreuhänderin hat nach Ablauf der entsprechend vereinbarten Fristen bereits alle Schritte im Zusammen- hang mit einer Verwertung der Sicher- heiten eingeleitet.“ Zusätzlich zu üblichen Baurisiken, die sich durch Corona auf den meisten Baustellen erhöht haben, hat sich bei diesen Projekten ein Schlüsselpersonen- risiko realisiert. Die Kirche im Dorf lassen Betrachtet man den Markt als Ganzes, kann man jedoch getrost die Kirche im Dorf lassen. Von den rund 700 Projekten, die die fünf marktführenden Crowdinvesting-Platt- formen in den vergangenen sechs Jahren lanciert haben, sind ganze sieben insolvent, also gerade mal ein Prozent. Das spiegelt sich auch auf Ebene des investierten Kapi- tals wider: Von rund 1,1 Milliarden Euro, die über die genannten Plattformen ver- mittelt wurden, sind rund 8,4 Millionen Euro unter Insolvenzverwaltung gestellt worden, das sind 0,8 Prozent. Es gibt eine Reihe von Indizien, die viel- mehr anzeigen, dass der Markt des Immo- bilien-Crowdinvestings gerade dabei ist, erst richtig Schwung zu holen. Der Markt steht erst am Anfang Da ist zum Beispiel die ungemindert hohe Zahl neu gegründeter Plattformen. Anfang März brachte die Plattform Acht- stein Invest ihr erstes Projekt an den Start. Sie akquiriert Mittel für den Bau eines Effi- zienzhauses gemäß KfW-Standard und in Stahl-Leichtbauweise. Plattform-Vorstand Jürgen Mertens legt Wert darauf, dass das von ihm vermittelte Darlehen die alleinige Finanzierungsquelle des Projekts ist.Wenn es keine vorrangigen Kreditgeber gibt, dann stellt die nachgeordnete Position des Gläubigers eines Nachrangdarlehens kei- Jürgen Mertens, Achtstein Invest: „Wir haben uns entschieden, schon vor dem Start des ersten Projekts unter das Haftungsdach der Effecta zu gehen.“ » Für die verschiedenen Anlegerbedürfnisse bietet der Token noch jede Menge Potenzial. « Alexander Braune, Klickown Marc Laubenheimer, EV Digital Invest: „Die EU- Crowdfunding-Verordnung dürfte den Konkurrenz- kampf auch über die Grenzen hinweg verstärken.“ SACHWERTE Crowdinvesting 218 fondsprofessionell.de 1/2021 FOTO: © EV DIGITAL INVEST, ACHTSTEIN INVEST
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