FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2021

Ist eine Immobilie mit einem Nach- haltigkeitszertifikat ausgezeichnet worden, steigert das nicht unbedingt ihren Wert. Hat sie aber keines, muss der Verkäufer durchaus mit Abschlägen rechnen. Eine Branche sieht grün Um private Mittel zur Erreichung der Pariser Klimaziele zu mobilisieren, müssen sich ökologische Investments auch ökonomisch rechnen. Was leisten dabei Green-Building-Zertifikate? B eim Pariser Klimaabkommen im Dezember 2015 haben sich fast 200 Länder darauf verständigt, die globale Erwärmung einzudämmen.Der Immobilie kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, denn sie steht für rund ein Drittel der weltweiten klimaschädlichen CO 2 -Emissio- nen und etwa 40 Prozent des weltweiten Energie- und Rohstoffverbrauchs. Die Im- mobilie ist damit Klimakiller Nummer eins – noch vor dem Automobil. Ein Jahr nach Paris ließ die Bundesregie- rung erste Taten folgen und verabschiedete den „Klimaschutzplan 2050“. Für die deut- sche Immobilienwirtschaft wird darin das Ziel formuliert, zu Beginn der zweiten Hälfte des Jahrhunderts „einen nahezu kli- maneutralen Gebäudebestand“ zu haben. Schon 2030 sollen Immobilien zwei Drittel weniger Treibhausgase freisetzen als 1990. Grünes Bewusstsein Das Wissen um die Notwendigkeit eines Umdenkens ist in der Immobilienwirt- schaft jedoch nicht neu. Schon vor 30 Jah- ren wurde in Großbritannien der Standard BREEAM (Building Research Establish- ment Environmental Assessment Metho- dology) erarbeitet,mit dem die Nachhaltig- keit von Gebäuden gemessen und bewertet werden kann. Dass es schon damals nicht nur um ökologische, sondern auch um soziokulturelle Aspekte ging, ist vor dem Hintergrund der jüngsten Konjunktur der ESG-Kriterien einen Hinweis wert. Mit einem BREEAM-Zertifikat wurden mittler- weile weltweit mehr als eine halbe Million Immobilien ausgezeichnet. Es folgten ver- gleichbare, aber im Detail durchaus ver- schiedene Zertifikate. In den USA wurde das Label LEED (Leadership in Energy and Environmental Design) entwickelt, hierzulande ist das Zertifikat der Deut- schen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) am bekanntesten (siehe Tabelle nächste Seite). Greenwashing Seit es zum guten Ton gehört, seine Immobilie mit einem Green-Building- Zertifikat auszustatten, kursiert auch der Verdacht, dass es lediglich dem „Green- washing“ eines Objekts dienen würde, also eine Art ökologisches Feigenblatt sein könnte, das mehr der Vermarktung der Immobilie als der Umwelt dient. Der Begriff der Nachhaltigkeit eignet sich dafür besonders gut. Man verbindet mit ihm Umweltschutz, Energieeffizienz und soziale Verantwortung. Im Einzelfall bleibt aber unklar, wie genau sie umgesetzt wird. Trotzdem oder gerade deswegen fun- giert die Rede von der Nachhaltigkeit wie ein Schlüssel zu einer besseren Welt. Michael Schneider, Geschäftsführer der Service-KVG Intreal, sieht das deutlich » Ein Zertifikat sagt nicht viel über den CO 2 -Ausstoß einer Immobilie. « Jan von Mallinckrodt, Union Investment SACHWERTE Green Buildings FOTO: © PIERLUIGIPALAZZI | STOCK.ADOBE.COM 220 fondsprofessionell.de 1/2021

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