FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2021

Thomas Olek war lange Zeit Vorstandschef der Publity, deren Großaktionär er nach wie vor ist. Zum Jahreswechsel gab er den Vorstandsposten auf, nun ist er als Berater für die Firmengruppe tätig. Sagenhafter Wertanstieg Immobilien eines Publity-Fonds landen in einer Firma, die nun wieder zum Publity-Konzern gehört. Der Wert dieser Gesellschaft explodiert förmlich. Oder legt der Wirtschaftsprüfer sein Veto ein? W as ist eine Immobilie wert – und was eine Firma, die mehrere Objek- te hält? Bereits über die erste Frage lässt sich trefflich streiten, schließlich können ver- schiedene Gutachter schon bei einer einzel- nen Immobilie zu divergierenden Ergeb- nissen kommen. Bei einer Holding mit mehreren Objekten reicht die Spanne entsprechend weiter. Letztlich scheint die Antwort aber einfach: Der Wert entspricht dem Preis, auf den sich Käufer und Ver- käufer einigen konnten. Schwierig wird es dann, wenn bei beiden Parteien letztlich dieselbe Person das Sagen hat.Das zeigt ein Fall rund um Thomas Olek und seine Publity-Gruppe, den FONDS professionell rekonstruieren konnte. Die Geschichte beginnt vor rund fünf Jahren, als Publity noch Beteiligungsmo- delle anbot. Damals kaufte der „Publity Performance Fonds Nr. 6“ mehrere Büro- gebäude, darunter vier Objekte in Bad Homburg, Duisburg, Telgte und Unter- schleißheim. Für diese Immobilien zahlte der Fonds inklusive Instandhaltung und Anschaffungsnebenkosten 27,3 Millionen Euro. Das lässt sich aus Zahlen aus mehre- ren Jahresberichten des Fonds errechnen. Interessenkonflikt Mit Notarvertrag vom Oktober 2017 veräußerte der Fonds die vier Objekte für 22,4 Millionen Euro an das Immobilien- unternehmen Gore. Das Geld floss erst im Jahr darauf. Thomas Olek, über seine TO- Holding damals Gore-Großaktionär, war seinerzeit Vorstand bei Publity, dem Emis- sionshaus des Beteiligungsmodells. Im Wertpapierprospekt zumGore-Börsengang Ende 2019 heißt es, der Kaufpreis der vier Bürogebäude habe „auf dem Niveau des gutachterlich festgestellten Gesamtwerts der Immobilien“ gelegen. Letztlich war es der Preis, auf den sich beide Seiten einigen konnten. Allerdings stand hinter beiden Gesellschaften, wenn auch indirekt, Tho- mas Olek – ein klarer Interessenkonflikt, zu dem sich Olek auf Anfrage nicht äußerte. Für die Fondsanleger war die Transak- tion kein gutes Geschäft. Ihre Investment- gesellschaft erhielt für die vier Immobilien fast fünf Millionen Euro weniger, als sie einige Jahre zuvor bezahlt hatte. Das spie- gelt sich auch in der Fondsbewertung wider: Der Wert je Anteil, der bei der Emis- sion im Jahr 2013 bei 1.000 Euro stand, sank bis Ende 2019 auf 721,75 Euro. Für Gore und damit für Thomas Olek hat sich der Deal dagegen gelohnt: Das Ob- jekt in Unterschleißheim, für das Gore dem Publity-Fonds nur knapp 3,3 Millionen Euro gezahlt hat, verkaufte das Unterneh- men im April 2019 für 4,5 Millionen Euro weiter – das entspricht einem Aufschlag von gut einem Drittel. Den Marktwert der anderen drei Bürohäuser beziffert der Gore- Wertpapierprospekt Ende 2019 auf 26,1 Millionen Euro (siehe Grafik nächste Seite). Bezahlt hatte die Gesellschaft gut ein Jahr zuvor bloß 19,1 Millionen Euro. Lohnender Börsengang Gore kaufte nicht nur bei dem Publity- Fonds ein, sondern erwarb zwei weitere Objekte. Für die fünf Gebäude, die beim Börsengang Ende 2019 im Bestand waren, wurden in Summe 42,1 Millionen Euro investiert.Der Gang aufs Parkett zahlte sich SACHWERTE Publity FOTO: © KAI WEISSENFELD | PUBLITY 236 fondsprofessionell.de 1/2021

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