FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2021
Neue Heimat für Ex-Banker Weil das Bankhaus August Lenz sein Privatkundengeschäft einstellte, mussten sich etwa 40 Berater ein neues Haftungsdach suchen. Die meisten entschieden sich für BN & Partners Capital. D as kommt nicht allzu häufig vor: Da gibt eine Bank ihr Geschäft mit gut situierten Privat- anlegern auf – und statt den Kun- denstamm an ein anderes Insti- tut zu verkaufen, dürfen die Berater frei entscheiden, zu wem sie samt ihren Man- danten wechseln wollen. So geschehen im letzten Sommer, als das Bankhaus August Lenz bekannt gab, sich ab 2021 auf Zahlungs- dienste zu konzentrieren. Dass dies so passieren konn- te, liegt wohl an einer Beson- derheit: Die etwa 40 betrof- fenen Private Banker waren nicht fest angestellt, sondern arbeiteten selbstständig für das Münchner Institut. Sie mussten also ein neues Haf- tungsdach für sich und ihre Kunden suchen. Die Berater wurden so selbst zur attraktiven Zielgruppe – umworben von den Haftungsdächern, die sich auf Ex-Banker spezialisiert haben. Mittlerweile ist klar, wer das Rennen gemacht hat: 28 ehemali- ge Lenz-Berater wickeln ihr Wert- papiergeschäft mittlerweile über die Reuss-Private-Tochter BN& Partners Capital aus Frankfurt ab. Fünf wei- tere haben sich der Beratungs- gesellschaft DBFP aus Stuttgart angeschlossen, die mit der Fürst Fugger Privatbank als Haftungs- dach kooperiert. Die Lenz-Banker unter dem BN-Haftungsdach haben sich in drei neuen Firmen organisiert: Sieben Berater haben sich in der Corfactum Group aus Stuttgart zusammengetan, zwei gründeten Fortis Vermö- gensmanagement in Igers- heim südlich von Würzburg. Die größte Einheit ehemaliger Lenz-Banker ist Kapitalwerk Private Finance aus Bonn mit 19 Vermittlern, die über ganz Deutschland verteilt arbeiten. Dass sich die meisten Ex-Banker für BN& Partners entschieden ha- ben, hat manchen in der Branche überrascht, ist das Unterneh- men doch nicht dafür bekannt, allzu laut für sich zu trommeln. Doch das war in diesem Fall auch gar nicht nötig, berichtet Reuss-Private-Vor- standschef Felix Brem, der auch dem Auf- sichtsrat von BN & Partners vorsitzt. Über einen gemeinsamen Bekannten sei der Kontakt zu einem früheren August-Lenz- Berater zustande gekommen, dieser habe ihn dann einem Kollegen weiterempfoh- len, der ebenfalls ein neues Beratungshaus eröffne wollte. Dass BN & Partners dann auch beimKapitalwerk zumZuge kam, hat Brem zunächst selbst überrascht. „Offen- sichtlich hatte der Dienstleister, mit dem Kapitalwerk Private Finance anfangs gesprochen hatte, nicht den richtigen Nerv getroffen“, berichtet er. Offene Architektur „Ein Vorteil war sicherlich, dass wir selbst einen Private-Banking-Hinter- grund haben – wir kennen die Welt dieser Kunden“, meint Brem. Als weiteres Argument nennt er die Bereitschaft, als echter Dienstleister aufzutreten, nicht als Produktverkäufer. „Wir fördern unsere an- geschlossenen Berater dabei, ihr Geschäfts- modell umzusetzen, und versuchen nicht, ihnen unsere eigenen Konzepte aufzudrän- gen.“ Auf Wunsch der neuen Partner sei man beispielsweise eine Kooperation mit der ZinsplattformWeltsparen eingegangen und habe DJE Kapital als Berater für eine fondsgebundene Vermögensverwaltung an Bord geholt. Brem: „Diese wirklich offene Architektur ist ein Vorteil, der in den Augen vieler ehemaliger Lenz-Berater offensicht- lich den Nachteil aufwiegt, nicht mit der Visitenkarte einer Privatbank auftreten zu können.“ BERND MIKOSCH FP Felix Brem, Reuss Private Group: „Ein Vorteil war sicherlich, dass wir selbst einen Private- Banking-Hintergrund haben – wir kennen die Welt dieser Kunden.“ VERTRIEB & PRAXIS Haftungsdach FOTO: © JENS BRAUNE 290
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