FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2021

drittbeste Jahr ihrer Geschichte bedeutet (siehe Grafik unten). Der Löwenanteil ent- fiel auf Spezialfonds für Großanleger.Doch auch mit Publikumsfonds warben die Anbieter 43 Milliarden Euro ein, deutlich mehr als in den beiden Vorjahren. „Der deutsche Fondsmarkt hat sich 2020 trotz Coronakrise sehr gut entwickelt“, konsta- tiert Schindler. Über alle Vehikel hinweg verwaltet die Branche mittlerweile fast 3,9 Billionen Euro – so viel wie nie zuvor. Ein Blick in die Details der Verbands- statistik für 2020 zeigt allerdings, dass es auch in diesem erfolgsverwöhnten Sektor Verlierer gibt. Insgesamt melden 45 Anbie- ter dem BVI Zahlen zu ihren in Deutsch- land abgesetzten Wertpapierpublikums- fonds. Doch nur 22 von ihnen verzeichne- ten Nettomittelzuflüsse, bei den anderen 23 zogen Anleger unterm Strich Geld ab. Große Unterschiede Wie groß die Unterschiede von Anbieter zu Anbieter ausfallen können, zeigt auch ein Blick auf die Zahlen der acht größten Gesellschaften, die FONDS professionell jedes Jahr in Ausgabe 1 auswertet (siehe Gra- fiken vorige Seite). Flossbach von Storch konnte im vergangenen Jahr mehr als zehn Milliarden Euro einsammeln und ist damit – wie schon im Vorjahr – Deutschlands absatzstärkster Fondsanbieter. Franklin Tem- pleton dagegen musste fast 1,8 Milliarden Euro Mittelabflüsse hinnehmen. Die Kalifornier leiden unter der zuletzt ent- täuschenden Performance der einstigen Bestseller wie dem Templeton Growth oder den Flaggschiffen von Starmanager Michael Hasenstab (siehe auch das Interview mit Franklin- Templeton-Deutschlandchef Stefan Bauer ab Seite 314). Die BVI-Zahlen haben im Vergleich zu den Veröffentli- chungen anderer europäischer Fondsverbände einen großen Vorteil: Sie zielen auf den Absatzmarkt ab. Es geht also nicht um die Frage, in welchem Land ein Fonds aufgelegt wurde, sondern nur darum, ob er hierzulande verkauft wurde. Das erlaubt aufschlussreiche Einblicke in das Deutschlandgeschäft der Anbieter. Die Abgrenzung gelingt mitunter allerdings nicht ganz trennscharf, insbesondere bei den großen deutschen Anbietern, die inter- national tätig sind, allen voran also DWS und Allianz Global Investors. Schwierige Abgrenzung Eine andere Unschärfe ergibt sich daraus, dass der BVI zwar nach Publikums- und Spezialfonds unterscheidet, nicht aber nach Retail- und institutionellen Investoren. Während Spezialfonds nur Großanlegern offenstehen, gilt der Umkehrschluss nicht, denn in Publikumsfonds steckt auch Geld professioneller Investoren. So sammelte Amundi im vergangenen Jahr allein 6,8 Milliarden Euro mit einem Geldmarkt- fonds für Firmenkunden ein. Die Zuflüsse von 7,1 Milliarden Euro in Wertpapier- publikumsfonds, die in der Grafik auf der vorigen Seite ausgewiesen werden, stam- men also bloß zum Teil von Privatanlegern. Bei der Deka ist es eher andersrum: Dort gab es hohe Abflüsse aus einzelnen Publi- kumsfonds, die nur an institutionelle Inves- toren vermarktet werden. Das Neugeschäft mit Privatkunden dürfte daher besser aus- gefallen sein, als der flüchtige Blick auf die BVI-Statistik suggeriert. Anders als das Wertpapier- haus der Sparkassen hat Union Investment schon Geschäfts- zahlen für 2020 veröffentlicht. Demnach sammelte das Fonds- haus des Genossenschaftssek- tors 2020 bei den Privatkunden der Volks- und Raiffeisenban- ken stolze 8,8 Milliarden Euro ein, rund 700 Millionen Euro mehr als Vorjahr.Das zeigt, dass tatsächlich immer mehr Sparer zu Anlegern werden. Gut mög- lich also, dass die Fondsbranche auch in den kommenden Jah- ren Grund zum Feiern hat – dann hoffentlich ohne Corona. BERND MIKOSCH FP Drittbestes Jahr der Historie Betrachtet man die Summe aus Publikums- und Spezialfonds, warb die Branche nur 2015 und 2017 mehr Geld ein als im vergangenen Jahr. Quelle:BVI Nettomittelaufkommen von Fonds in Deutschland Mrd. Euro 0 50 100 150 200 2020 2015 2010 2005 2000 1997 127 Mrd. Euro 164 193 –7 » Der deutsche Fondsmarkt hat sich 2020 trotz Coronakrise sehr gut entwickelt. « Alexander Schindler, BVI VERTRIEB & PRAXIS BVI-Statistik FOTO: © BVI 322 fondsprofessionell.de 1/2021

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