FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2021
Sonderangebote im Supermarkt: Für Anleger ist Schnäppchenzeit, denn die Fondsgebühren fallen seit Jahren. Viele Investoren verkaufen ihre teuren Anteilsklassen und greifen lieber zu günstigeren Alternativen. Rabatt schlacht In Europas Asset-Management-Industrie tobt ein Konkurrenzkampf. Das Passiv-Lager zieht immer mehr Geld an. Damit purzeln die Fondskosten – auch bei den aktiven Anbietern. D imensional Fund Advisors hat es jüngst getan,Matthews Asia ebenso – und Vanguard sowieso. Die Rede ist von Asset Managern, die die Gebühren ihrer Fonds senken. Die drei Beispiele sind kein Einzelfall. Immer mehr Gesellschaften kap- pen angesichts der zunehmenden Konkur- renz die Kosten ihrer Produkte. Besonders im passiven Segment tobt ein Preiskampf. Dieser greift jedoch immer intensiver auf aktiv gemanagte Fonds über. Mitunter fra- gen sich Branchenkenner aber schon, wo und wann der Boden erreicht ist. Das Ausmaß des Gebührenrückgangs lotete die Ratinggesellschaft Morningstar jüngst in einer europaweiten Studie aus. Demnach brachen die Gebühren nach Volumen gewichtet über alle Anlageklas- sen und Produktkategorien seit 2013 nahe- zu um ein Drittel ein. Im Schnitt zahlten Europas Fondsanleger im Oktober 2020 eine jährliche Gebühr von 0,69 Prozent. Ohne Gewichtung nach Volumen errech- neten die Morningstar-Analysten immer noch einen Rückgang um fast ein Fünftel. Die durchschnittlichen Kosten beziffern sich bei dieser Sichtweise auf 1,17 Prozent. Der normale Durchschnitt gibt einen Überblick über die Entwicklung in der Industrie. Die Gewichtung nach Fonds- volumen wiederum zeichnet ein genaueres Bild dessen, was der Großteil der Kunden letztendlich bezahlt. Bei ihrer Auswertung betrachteten die Morningstar-Experten Dimitar Boyadzhiev und Jose Garcia-Zarate Fonds aus zehn Aktien- und zwei Anleihenkategorien. Die- se Auswahl deckt den Großteil der Strate- gien ab, die ein europäischer Investor übli- cherweise in sein Portfolio aufnehmen würde. Die betrachteten Produkte umfas- sen rund ein Viertel des in Europa in Fonds investierten Vermögens. Die Ana- lysten sortierten die Fonds zudem nach aktivem und passivemManagement sowie danach, ob die Manager einen nachhalti- gen Ansatz verfolgen oder nicht. Noch nie günstiger „Anleger zahlten im Oktober 2020 geringere Fondskosten als je zuvor“, hält Boyadzhiev als wichtigste Beobachtung fest. „Der Rückgang der Gebühren ist ein gro- ßes Plus für Anleger, da sich die Kosten im Lauf der Zeit aufaddieren und die Rendite schmälern.“ Hintergrund des anhaltenden Preisverfalls ist die zunehmende Konkur- renz durch günstige, börsengehandelte Indexfonds (ETFs). Allein 2020 verzeichne- te das passive Feld Morningstar zufolge in Europa ein Nettomittelaufkommen von mehr als 100 Milliarden Euro. Im ETF-Lager tobt der Preiskampf besonders vehement. Hier purzelten die Kosten über die vergangenen sieben Jahre um 30 Prozent. Nach der volumengewich- » In der Branche lässt sich eine Abkehr von der bloßen Steigerung des verwalteten Vermögens hin zu mehr Profita- bilität erkennen. « Stefan Kuhn, State Street VERTRIEB & PRAXIS Fondskosten FOTO: © BENJAMIN | STOCK.ADOBE.COM 344 fondsprofessionell.de 1/2021
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